Dekanat Rodgau

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    Vom protestantischen Fastnachtsdilemma

    So als einigermaßen aufgeklärter Protestant gehöre ich schon zu einem seltsamen Völkchen: In der Passionszeit werden wir ernst und getragen. Sieben Wochen lang geht es um Leid und Tod. Nix mit lustig.

    Aber vorher Fastnacht feiern so wie in Köln, oder doch immerhin so wie in Mainz, das kriegen wir nicht hin. Ist uns irgendwie zu blöd. Die Büttenreden sind zu oberflächlich, was die Gardemädchen da machen, steht sowieso unter Sexismusverdacht und die Täterämusik ist nur stark alkoholisiert zu ertragen.

    Okay, Alkohol ist vielleicht eine Lösung. Damit lassen sich die niveauarmen Tage irgendwie überbrücken. Und vor allem hat der Alkohol einen unschätzbaren Vorteil: Wir können dann ab Aschermittwoch drauf verzichten!

    Ab Aschermittwoch ist bei mir Schluss mit dem Alkohol. Sieben Wochen ohne. Übrigens auch ohne Kaffee, Schokolade und Fleisch – und zu allem Überfluss (sic!) werde ich dann auch noch zehn Tage gar nix essen. Super, was?

    An Ostern werde ich mir für die erbrachte Leistung innerlich auf die Schultern klopfen und ein Fläschchen Wein öffnen. Und da wird es mir dann auch egal sein, dass meine Maßnahme medizinisch fragwürdig und theologisch widersinnig ist. Denn gerade das haben wir Evangelischen ja von Luther gelernt, dass wir uns durch fasten oder pilgern oder sonst was weder den Ablass für unsere Sünden, noch sonst irgendwie das Himmelreich verdienen können. Evangelisch fasten ist eigentlich Quatsch.

    Als Protestant kann ich mich der Fastnacht – außer mit Alkohol (siehe oben) – eigentlich nur mit der nötigen ökumenischen Offenheit nähern: Vielleicht feiere ich dieses Jahr doch mal ein bisschen Fastnacht. Karten für eine Fremdensitzung habe ich schon. Wenn ich den Egelsbachern über die Jahre immer mal wieder von der Kanzel zugerufen habe: Fastnacht ohne Fastenzeit ist Unsinn, dann werde ich mir selbst vielleicht dieses Jahr endlich mal eingestehen: Fastenzeit ohne vorher Fastnacht gefeiert zu haben, ist nicht nur typisch evangelisch, sondern auch saublöd. Helau!

    Pfarrer Martin Diehl
    Evangelische Kirchengemeinde Egelsbach

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