Dekanat Rodgau

Angebote und Themen

Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote des Dekanates Rodgau zu Ihnen passen. Über das Kontaktformular sind wir offen für Ihre Anregungen.

    AngeboteÜbersicht
    Menümobile menu

    Organistin Marianne Braun feiert Jubiläum

    50 Jahre mit der „alten Lady“

    Nicole JostEin perfektes Team - Marianne Braun und die Orgel in der evangelischen Kirche Offenthal.

    Seit fünf Jahrzenhnten bedient Marianne Braun die Tasten der „alten Lady“. Die Organistin der evangelischen Kirchengemeinde Offenthal spielt seit ihrem 16. Lebensjahr an dem 200 Jahre alten Instrument bei Sonntagsgottesdiensten, Taufen, Hochzeiten, an Ostern und Weihnachten die passende Musik. Am vergangenen Wochenende feierte sie das Jubiläum mit Familie, Freunden und der Gemeinde.

    Nicole JostSeit ihrer Jugend spielt Marianne Braun das Königsinstrument in ihrer Heimatgemeinde.

    Von Nicole Jost

    Die Finger von Marianne Braun gleiten geübt über das Manual der Orgel. Schon beim Zuschauen wird deutlich: So ganz leicht lassen sich die Tasten des 200 Jahre alten Instruments nicht drücken. „Es sind rund 350 Gramm pro Finger, die bewegt werden wollen. Wenn ich eine Stunde geübt habe, sind meine Finger rot und sichtbar gut durchblutet“, erzählt die Organistin der evangelischen Kirchengemeinde Offenthal schmunzelnd.

    Ein solcher Kraftaufwand ist nicht unbedingt üblich. Es ist eine Eigenart der Orgel, an die sich Braun längst gewöhnt hat. Seit fünf Jahrzehnten sitzt sie regelmäßig auf der Empore der Kirche, spielt die Musik zu den Gottesdiensten, bei Taufen und an Weihnachten. Ein Anlass, den die Gemeinde am vergangenen Freitag mit einem Empfang für die Organistin feierte.

    Bei aller Vorfreude auf das Fest war die Jubilarin doch im Vorfeld „wahnsinnig aufgeregt“, so Braun, die zugibt, dass sie vor jedem besonderen Anlass an der Orgel immer ein bisschen Lampenfieber hat. Schon früh lernt sie das Klavierspiel. Geboren in Polen, kommt sie mit ihren Eltern im Alter von drei Jahren nach Offenthal. Glaube und Kirche spielen zu Hause eine wichtige Rolle. Sie engagiert sich als junges Mädchen im Kindergottesdienst, spielt dort Klavier, und die Frau von Pfarrer Vetter fragt, ob sie nicht auch Orgel spielen wolle. In den folgenden Jahren lernt sie das Instrument, legt die Prüfung ab und mit gerade einmal 16 Jahren wird sie von der Kirche als Organistin angestellt. „Mein Vater musste den Vertrag unterschreiben, ich war ja noch nicht volljährig“, erinnert sie sich.

    Marianne Braun ist gelernte Arzthelferin. Mit der Geburt ihrer drei Kinder konzentriert sie sich auf die Familie und ihre Aufgabe als Offenthaler Organistin. Ihre Lieben wissen: An Sonn- und Feiertagen ist Mama nicht da. Sie sorgt für die passende Musik im Gottesdienst. „Wir fahren auch erst sonntagmittags in den Urlaub, nachdem ich den Gottesdienst gespielt habe“, berichtet sie. Heute sind es die Enkelkinder, die ihr aus dem Altarraum zuhören.

    Zu ihrem Instrument hat Braun nach diesen vielen Jahren natürlich eine besonders innige Beziehung: Die Offenthaler Orgel oder „die alte Lady“, wie sie liebevoll genannt wird, hat nicht nur ein bisschen schwergängige Tasten, auch die elf Register rumpeln schon mal deutlich hörbar, wenn sie sie im Spiel geschickt hinein und wieder herausschiebt. „Gut, sie ist 200 Jahre alt, da darf man schon mal knarzig sein“, ist sie nachsichtig.

    Als die Kirche vor wenigen Jahren saniert wird, bekommt die Orgel ebenfalls eine Überarbeitung. „Seitdem ist sie gnädiger. Früher hat sie mich oft zur Verzweiflung gebracht“, sagt Braun. Auch wenn sie manchmal von zwei oder drei Manualen träumt, will sie keinesfalls tauschen. „Ich mag das Instrument sehr gern und ich vergesse die Zeit, wenn ich hier oben sitze und übe.“ Sie zieht die Orgel dem E-Piano, das auch auf der Empore steht, fast immer vor. Bei manchen sehr modernen Stücken hat das elektrische Klavier dann aber doch Vorteile.

    Bei der Musikauswahl lässt Pfarrer Marcus Losch ihr freie Hand. Marianne Braun sagt, sie entscheide aus dem Bauch und aus dem Herzen, was sie spielen wird. „Ich freue mich sehr, wenn Pfarrer Losch nach dem Gottesdienst sagt, wie gut alles zusammengepasst hat.“

    Neben all den Eigenheiten der Orgel hat auch die langjährige Organistin ein festes Ritual: Sie bedient die Pedale ihres Instruments mit Strümpfen. „Ich habe damit einfach ein besseres Gefühl. Der Pfarrer hat schon mal gestaunt, wenn ich an Weihnachten mit dicken Wollsocken hier sitze. Zum großen Orgeljubiläum im vergangenen Jahr hatte ich extra besonders schöne Füßlinge mit Spitze ausgesucht“, erzählt Braun lachend.

    Zu ihrem Dienstjubiläum waren Freunde, Verwandte und alle Gemeindemitglieder eingeladen, um mit ihr den außergewöhnlichen Anlass in Kirche und Kirchgarten zu feiern. Selbstverständlich war die Hauptfigur des Abends dabei auch an der Orgel zu hören - und begeisterte ihre Zuhörer unter anderem mit einem Stück von Karl-Peter Chilla.

    Diese Seite:Download PDFDrucken

    to top