Dekanat Rodgau

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    Kirchen- und Kantorei-Jubiläum in Heusenstamm

    Bau mit Hilfe aus Übersee und Dietzenbach

    kfKirchenvorstand, Dekan Steffen Held, Bürgermeister Steffen Ball und der ehemalige Heusenstammer Pfarrer Sven Sabary freuen sich über das 100-Jährige der evangelischen Gustav-Adolf-Kirche.

    100 Jahre Gustav-Adolf-Kirche und 110 Jahre Kantorei – doppelt Grund zum Feiern hatte am Wochenende die Evangelische Kirchengemeinde Heusenstamm: Zu Konzert, Festgottesdienst und einem Fest für Jung und Alt hatten die Protestant*innen der Schlossstadt eingeladen.

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    Man sieht ihr das Alter nicht an – erst recht, seitdem rechtzeitig zur Feier des runden Kirchbaujubiläums der Kirchvorplatz neu gepflastert wurde. Dabei war es zur Entstehungszeit vor einem guten Jahrhundert ungewiss, ob der begonnene und mit Kosten von damals 505.000 Mark optimistisch kalkulierte Bau von Heusenstamms evangelischer Kirche zu Zeiten der Hyperinflation überhaupt beendet werden könnte. Auf „73 Billionen 4 Milliarden 221 Millionen 307 Tausend 662 Inflationsmark“ beziffert noch heute eine Tafel an der Außenmauer die letztlichen Baukosten.

    Dass die Kirche nach Entwürfen des Architekten Wilhelm Pfuhl seit 100 Jahren steht und mit den weiteren Gemeindegebäuden ein reichhaltiges Gemeinde- und Glaubensleben beherbergt, war für viele Gäste am Wochenende Grund zum Feiern: Im Verlauf des Festgottesdienstes, der wegen des hohen Zuspruchs auch nach draußen übertragen wurde, betete Pfarrerin Susanne Winkler um Segen und Zuversicht „für alle, die dich an diesem Ort suchen“. Ihre Kollegin Dr. Corinna Klodt erinnerte in der Predigt an die Baugeschichte, in deren Verlauf „viele Hände zusammengewirkt und viele Menschen sich nach ihren Gaben und Möglichkeiten eingebracht haben. Noch heute sind wir eine Gemeinde, die für die Menschen da sein und sie begleiten, stärken und begeistern will“. Pfarrer Sven Sabary wünschte seiner ehemaligen Gemeinde als Co-Prediger weiterhin Neugier auf Gottes Spuren im Leben, einen Geist, der Gottvertrauen wachsen lässt und eine gute Portion Leichtigkeit. 

    Grußworte aus Dekanat und Kommune

    „100 Jahre Hören auf Gottes Wort, Singen, Beten und Trauern – Kirchen sind für uns Evangelische keine heiligen Räume, aber sie geben dem Heiligen Raum“, blickte der Dekan des Evangelischen Dekanats Dreieich-Rodgau, Pfarrer Steffen Held, auf gelebte Glaubenspraxis in Heusenstamm zurück. „Wir brauchen solche Räume, in denen Gottes Botschaft weitererzählt wird.“

    Auch Bürgermeister Steffen Ball gratulierte dem Kirchenvorstand zum 100. Jubiläum der „Inflationskersch‘“: „Für mich und uns ist das Jubiläum heute ein Ansporn: ‚Wir packen etwas an und schaffen etwas!‘ Heute ist die evangelische Kirche nicht mehr die am Ortsrand, sondern mittendrin mit großer religiöser, ethischer und auch kultureller Bedeutung für das Leben in unserer Stadt.“

    Neue Chronik erzählt von Gründerzeit bis heute

    Seit 1913 hatte ein Kirchbauverein „sehr intensiv und erfolgreich – und wohl auch mit einigem Nachdruck“ Mittel für den Kirchbau unter den Evangelischen in der Umgebung zusammengetragen. Bisher hatte sich nämlich die wachsende Schar der Evangelischen in angemieteten Räumlichkeiten versammeln müssen. Und auch das Gustav-Adolf-Werk war als Förderverein für evangelische Gemeinden in der Diaspora und Namensgeberin der Naturstein-Kirche mit dem markanten Zwiebeltürmchen mit von der Partie. So berichtet es eine Chronik, deren Inhalte die Gemeindemitglieder Rolf Bollinger, Ulrich Höffken, Karl Rathgeber und Karin Wachendorff anlässlich des Jubiläums neu zusammengetragen haben.

    Weltkrieg und Inflation verzögerten Planung und Bau

    Der Erste Weltkrieg war der erste Stolperstein auf dem Weg zur eigenen Kirche: Schon wenige Wochen nach dem Ausbruch wurden aus Mitteln des Kirchbauvereins 2500 Mark für die erste Kriegsanleihe gezeichnet, weitere folgten. Doch die Heusenstammer blieben hartnäckig und nahmen das Bauvorhaben nach den Kriegswirren wieder auf. 1921 wurden Pläne und Baukalkulation in Auftrag gegeben. Das Grundstück in damaliger Ortsrandlage hatte bereits zehn Jahre zuvor günstig von der gräflich Schönbornschen Standesherrschaft erworben werden können. Ende November 1921 berichtet die Kirchenchronik gar von einer „Bettelreise“ nach Dietzenbach, wo ein Chorkonzert und ein Vortrag zum einen „eine beachtliche Kollekte zusammenbrachten“, zum anderen die Zusage von Dietzenbacher Bauersleuten, 200 Freifuhren von Holz und Steinen aus dem Heusenstammer Steinbruch zu spendieren.

    Bald kam mit der Inflation der Schock: Die Kaufkraft des Bau-Etats zerrann den Evangelischen zwischen den Händen. Handwerker konnten nicht mehr bezahlt werden, der Innenausbau kam fast völlig zum Erliegen. „Beflügelt von dem Glauben an die protestantische Bruderliebe in der Welt“ verfasste die junge Gemeinde „Hunderte von Hilferufen nach Amerika, Schweden und der Schweiz“. Bitten ebenso wie Gebete wurden erhöht, „reichlich wurden uns Devisen gesandt, und als wir jetzt endlich zahlen konnten, war Freudigkeit und Emsigkeit der Handwerker neu entfacht“, wie die Gemeindechronik verrät. 

    Grund zum Feiern hat auch die Kantorei

    Als die Heusenstammer die Spaten für den Kirchbau in die Hände nahmen, hatte sich der damalige Kirchenchor schon fast zehn Jahre lang eingesungen. Den 110. Geburtstag der evangelischen Chormusik in der Schlossstadt feierte die heutige Kantorei bereits am Samstagabend mit einem Jubiläumskonzert, Solisten und Orchester unter der Gesamtleitung von Dekanatskantorin Dorothea Baumann. 

    „Dona nobis pacem“ - diese mehr als aktuelle Bitte um Frieden bildete den inhaltlichen Rahmen und Titel des Jubiläumskonzerts, das sich die Kantorei selbst sowie zahlreichen Musikfreunden geschenkt hat. Das niveauvolle Programm bot vier Chorwerke aus vier Jahrhunderten. Mit dieser Auswahl konnte die Kantorei, die in der Region hohes Ansehen genießt, ihre stimmliche Vielfalt und ihre besondere gesangliche Qualität einmal mehr unter Beweis stellen. Den Instrumentalpart übernahmen das Cordis-Ensemble und Dekanatskantor Christian Müller auf der Orgel. Begleitende Texte aus der Feder von Musikwissenschaftlerin Eva Schumann, selbst langjähriges Chormitglied, ordneten die musikalischen Beiträge nicht nur ein, sondern enthielten auch manch kurzweilige Informationen.   

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