Dekanat Rodgau

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    Tiere in Corona-Zeiten

    Hunde in der Seelsorge

    Annette RöderViele Menschen haben während der Corona-Pandemie einen Hund aufgenommen.

    In der Corona-Zeit haben sich viele Menschen den Traum von einem Haustier erfüllt. So auch Pfarrerin Annette Röder. Die Pfarrerin arbeitet in Krankenhaus und Hospiz in Langen. Ihre Hündin Lynia begleitet sie.

    Annette RöderNicht jeder Hund passt zu jedem Menschen.

     

    Von Andrea Seeger

    Pfarrerin Annette Röder arbeitet in Krankenhaus und Hospiz in Langen nahe Frankfurt. Corona habe ihren beruflichen Alltag verändert, er sei belastender geworden. Ihr Mann leitet eine Schule, was in diesen Zeiten auch nicht einfach ist. Von den drei Kindern lebt nur noch der Jüngste zu Hause, er wird im Herbst 17. Er habe schon ein Jahr vor dem Ausbruch der Pandemie darum gerungen, einen Hund zu bekommen. Nach längerem Zögern wegen ihrer Beißangst habe sie sich darauf eingelassen, aber ausdrücklich festgehalten, dass sie nicht die Verantwortung übernehmen wolle. Zunächst hätten sie sich Tierheimhunde angeschaut, „aber als völlig unerfahrene Hundehalter davon Abstand genommen“. So wurde es ein Welpenmischling, acht Wochen alt.

    „Wir waren zu dritt in der Welpenschule, ich habe 1000 Fragen gestellt“, sagt Annette Röder. In der Hundeschule seien sie immer noch, obwohl Lynia gut höre. Ihr Jüngster sei mit dem Hund viel besser durch die schwierige Corona-Zeit gekommen. „Und ich habe gelernt, Angst zu überwinden und schaffe es, mich nicht mehr komplett verantwortlich zu fühlen“, bilanziert die Seelsorgerin.

     

    Hündin Lynia begleitet Pfarrerin ins Hospiz

    Auch mit im Hospiz war Lynia schon, im Arbeitseinsatz. „Je näher es ans Sterben ging, desto unruhiger wurde eine ältere Dame. Dank Lynia ist sie ruhiger geworden“, freut sich Röder. Sie überlege, das Tier zum Therapiehund ausbilden zu lassen. Die Pfarrerin verabschiedet sich jetzt zum ersten Mal in eine dreimonatige Studienzeit. Ihr sei sonst nie ein Thema eingefallen. Dank Lynia ist das jetzt anders. Es gehe um Hunde in der Seelsorge. Und die Zeit nach dem Homeoffice sei auch kein Problem. Die Hündin könne mit ihrem Mann in die Schule, das habe er mit seinem Team abgesprochen.

    Die Geschichte von Lynia ist kein Einzelfall. Während der vergangenen Monate haben viele Menschen sich ein Haustier ausgewählt: Die Menschen waren zu Hause, die Kinder brauchten Beschäftigung und gegen die Einsamkeit hilft tierische Gesellschaft. Besonders Hunde waren gefragt. Doch wenn der Traum Wirklichkeit wird, sind viele Familien oder auch Einzelpersonen überfordert. „In der Corona-Zeit ist der Konsum größtenteils weggefallen. Also haben Menschen Lebewesen konsumiert“, kritisiert Hester Pommerening,  Sprecherin des Deutschen Tierschutzbundes.

     

    Ein Hund macht Arbeit

    Ein Hund macht Arbeit, nicht jede Rasse passt zu jedem Menschen, ein Welpe muss erzogen werden. „Der Tierschutzverein Koblenz zum Beispiel stellt von Amts wegen gerade viel mehr Hunde sicher wegen falscher Haltung, vor allem Tiere unter einem Jahr“, erklärt die Verbandssprecherin. Das liege auch am illegalen Welpenhandel. Skrupellose Züchter im Ausland trennen die Kleinen viel zu früh von der Mutter, schaffen sie nach Deutschland mit meist falschen Papieren. Kundinnen und Kunden zahlen nicht selten mittlere vierstellige Summen.

    Die Methoden dieser selbsternannten Züchter hätten mit Tierliebe oftmals nichts zu tun, erklärt die hannoversche Tierschützerin Katja Marnetté. Die Hündinnen müssten ständig werfen. Die Jungtiere wüchsen zudem teils in Ställen, Scheunen oder Hinterhöfen unter hygienisch extrem schlechten Bedingungen auf. „Nötige Impfnachweise erschleichen sich kriminelle Vermehrer beispielsweise, indem sie ein Tier, das noch am gesündesten aussieht, quasi in Vertretung bei mehreren Tierärzten vorstellen und mehrfach behandeln lassen. Die Papiere werden dann für den Rest des Wurfes gefälscht.“

     

    Nicht jeder Hund passt zu jeden Menschen

    Glücklich allerdings werden die neuen Besitzer häufig nicht mit einem solchen Hund. Die Tiere seien meist nicht gut sozialisiert, verhaltensgestört, nicht geimpft, voller Parasiten. Wenn Frauchen und Herrchen überfordert sind, landet das Hundchen im Tierheim. Für die Heime sei die Situation schwierig, viele hätten keinen Platz mehr. In mehreren Städten sei die Aufnahme inzwischen gestoppt. Wenn niemand mehr aufnehmen kann, könne man die Tiere nur noch töten.

    Christian Gansloweit wäre mit Lynias Familie sehr zufrieden. Und der Leiter des Tierschutzes Wörrstadt ist anspruchsvoll. „Wir hinterfragen alles sehr genau, nehmen uns ein bis zwei Stunden Zeit für den Erstkontakt am Telefon“, erklärt der rheinhessische Tierschützer. Er und seine Frau Karin hätten den Fragebogen im Hinblick auf Corona erweitert. Wo arbeitet der Interessent, die Interessentin? Wann muss sie oder er wieder im Büro sitzen? Kann der Hund mit?

     

    Das Wohl der Hunde im Blick

    „Von 100 Anrufen sortieren wir 90 aus, vor Corona sind es 70 bis 80 gewesen“, sagt er. Es gehe ihnen um die richtige Einstellung. Wenn Menschen von abrichten reden oder Sätze sagen wie „Gehorsam biege ich ihm schon bei“ oder „Der muss gehorchen“ hätten sie keine Chance. Auch finanzielle Möglichkeiten spielen eine Rolle und das Bauchgefühl.

    Gansloweit ist Hundetrainer und Tierheilpraktiker. Das Wohl der Hunde geht ihm über alles. „Seit 25 Jahren machen wir das jetzt, das ist unser Leben“, sagt er. Er und seine Frau sowie 80 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer lernen ständig dazu, immer auf der Suche danach, wie es den Hunden noch besser gehen kann. „Stellen Sie sich ein Kind zwischen vier und fünf Jahren vor, dann haben Sie einen Hund vor sich“, erklärt er ein einfaches pädagogisches Konzept.

     

    Hunderversteherinnen gesucht

    Bei ihnen seien keine einfachen Gassigänger im Einsatz, sondern Hundeversteher. Der Erfolg gibt den Wörrstädtern Recht. Von 150 Vermittlungen im Jahr kämen vielleicht zwei bis drei Tiere zurück, oft wegen Scheidung, Krankheit oder Tod. Ganz selten auch wegen vorsätzlicher Täuschung. „Einer Familie mit zwei Kindern haben wir einen unserer Hunde gegeben. Ein drittes Kind, geistig behindert, haben die Eltern unterschlagen“, erzählt Gansloweit. Der Hund habe nach einer Woche in der Familie auf dieses Kind aufpassen sollen, während die anderen sich im Schwimmbad vergnügten. „Das ging nicht gut. Der überforderte Hund hat das Kind gebissen, das Tier landete wieder bei uns.“ Andere Aspiranten hätten verheimlicht, dass einer in der Familie depressiv ist, ein anderer einen kaputten Rücken hat und nicht mit dem Hund Gassi gehen kann.

    „Aber Lügen kann ich immer besser entdecken“, freut sich der Tierschützer. Er gibt seine Hunde prinzipiell nicht an Menschen, die es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen. Für kein Geld der Welt. Über Patenschaften, Spenden, Mitgliedsbeiträge und Futtersponsoren, Erlösen von Flohmärkten und Festen haben sie es bisher finanziell immer geschafft. Aber eines stellt er auch klar: „Wir möchten die Hunde vermitteln.“ In einer Familie hätten sie weniger Konkurrenz und würden besser ernährt. „Wir wollen schließlich keine Helden sein für die Hunde, sondern vorübergehende gute Gastgeber.“

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