Neu-Isenburg: Engagierte Jugendliche pflegen die Stolpersteine
Jeder Stein ein Gedenkort
Joachim ReinhardErinnerung an die Schicksale der Opfer des Nationalsozialismus in Neu-Isenburg, denen mit diesen Steinen ein kleines Denkmal gesetzt wurde.29.07.2021 stk Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Schon vor einigen Monaten hatten Pfarrerin Silke Henning und die Gemeindepädagogen Bernd Giring und Joachim Reinhard der Stadt Neu-Isenburg angeboten, zukünftig gemeinsam mit den jeweiligen Konfirmandinnen und Konfirmanden die Pflege der Stolpersteine in Neu-Isenburg zu übernehmen und eine eigene Unterrichtseinheit damit zu verbinden. Mit dem nächsten Konfi-Jahrgang, der nach den Sommerferien beginnt, sollte es losgehen.
Konfis übernehmen Verantwortung
Doch weil jetzt, im Rahmen eines vom GHK – Verein für Geschichte, Heimatpflege und Kultur geförderten Projekts, eine Broschüre über die Stolpersteine in Neu-Isenburg neu erstellt werden soll, werden in diesen Tagen alle Stolpersteine auch neu fotografiert. Insofern entstand ein kurfristiger Pflege- und Reinigungsbedarf, denn die Stolpersteine sollen in der Broschüre ja gut lesbar sein. So kam es zu einer städtischen Anfrage, ob es möglich wäre, bereits jetzt mit Konfirmandinnen und Konfirmanden tätig zu werden und die Stolpersteine zu pflegen. Gefragt – getan:
Stolperschwelle vor dem Bertha von Pappenheim-Haus
Gemeinsam mit Pfarrerin Silke Henning und dem Gemeindepädagogen Joachim Reinhard ging es mit Messingputzmittel, Tüchern und Wasser zu Fuß und auf dem Fahrrad zunächst in die Zeppelinstraße 10, wo heute noch das letzte bestehende Gebäude des Heims des Jüdischen Frauenbundes (1907-1942) steht. Davor befindet sich eine Stolperschwelle, die 250 der im Heim lebenden Frauen und Kindern gewidmet ist, die deportiert und ermordet wurden. Die Leiterin der Seminar- und Gedenkstätte, Anna Held, berichtete den Jugendlichen von der Gründerin des Heims, Bertha Pappenheim, und deren Engagement für Frauen und Mädchen. Dank der fünf neu Konfirmierten glänzen nun alle Steine und die Schwelle wieder goldfarben und laden somit aufs Neue ein, auf der Straße innezuhalten und sich an die Schicksale der Neu-Isenburger*innen zu erinnern, denen mit diesen Steinen ein kleines Denkmal gesetzt wurde.
Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus
Bürgermeister Herbert Hunkel bedankte sich herzlich bei allen Beteiligten: „Jeder Stolperstein ist ein Gedenkort. Mit dieser Aktion tragen Sie alle dazu bei, an das Schicksal der Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern.“ Weitere Informationen zu der Aktion sind auch auf Instagram unter wie.viel.sterne zu finden.
Neue Broschüre informiert über Einzelschicksale
Außerdem entsteht im Rahmen eines vom GHK – Verein für Geschichte, Heimatpflege und Kultur beantragten Projekts, das von Demokratie leben! gefördert wird, derzeit eine Broschüre über die Stolpersteine in Neu-Isenburg. Diese soll allen Interessierten die Möglichkeit geben, sich über die Schicksale der Neu-Isenburger*innen zu informieren. „Auf den Steinen sind nur wenig Informationen zu den Personen zu finden und so bleiben oft viele Fragen offen. Diese Lücke soll die Broschüre schließen und somit eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den Lebenswegen der betroffenen Menschen ermöglichen,“ so Bürgermeister Herbert Hunkel.
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