Dekanat Rodgau

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    Gesellschaftliche Verantwortung

    „Jedes zehntel Grad zählt“

    Heike MieheDer Deutsche Wetterdienst in Offenbach beherbergt auch das Weltzentrum für Niederschlagsklimatologie. Es liefert globale Niederschlagsanalysen für die Klimaüberwachung und Klimaforschung.

    Zu Gast beim Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach war eine Besucher*innengruppe des Evangelischen Dekanats Dreieich-Rodgau im Rahmen des Programms „Wir machen Türen auf“. Die Begegnungen mit renommierten Expert*innen dort zeigten: Wissenschaftliche Erkenntnisse und politisches Handeln klaffen noch immer weit auseinander.

    Sandra ScholzIn ihrer Arbeit greifen die Wissenschaftler*innen des Deutschen Wetterdienstes nicht nur auf aktuelle Daten zurück: Auch historische Aufzeichnungen aus mehr als fünf Jahrhunderten hütet die Deutsche Meteorologische Bibliothek. Deren Leiterin Britta Bolzmann beschrieb auch die Herausbildung der Meteorologie als moderne Wissenschaft im angehenden 19. Jahrhundert.

    „Herzlich willkommen in der Deutschen Meteorologischen Bibliothek.“ Mit diesen Worten und einem gewinnenden Lächeln begrüßte Leiterin Britta Bolzmann die Besuchergruppe in den Räumen des Deutschen Wetterdienstes und der Nationalen Bibliothek für Meteorologie in Offenbach. Nach einer ersten Einführung in die Systematik der Bibliothek und deren Geschichte durften sich die Gäste in den heiligen Räumen des Archivs selbst von einigen echten Schätzen der Wetteraufzeichnung überzeugen. Ein Druck aus dem Jahr 1483 oder Tagebuchaufzeichnungen aus dem 16. Jahrhundert versetzten die Besucher*innen nicht selten in Staunen. Eindrücklich beschrieb Bolzmann dabei die Wirkkraft des einstigen Leiters des Königlich-Preußischen Meteorologischen Instituts, Gustav Hellmann, und dessen großen Einfluss auf die Herausbildung der Meteorologie als Wissenschaft im angehenden 19. Jahrhundert.

    Dr. Rainer Hollmann, der im Ehrenamt auch stellvertretender Präses des Evangelischen Dekanats Dreieich-Rodgau ist, hatte für die Gäste beim Deutschen Wetterdienst ein interessantes Programm geplant. Nach einem Gang durch das Haus, auch entlang des „Supercomputers“, dem niemals still stehenden Herz des Rechenzentrums, ging es hinauf in die Räume des Weltzentrums für Niederschlagsklimatologie. Auch hier ging es wieder um Gustav Hellmann, der 1886 einen neuen Niederschlagsmesser entwickelt und flächendeckend eingeführt hatte. Auch im 21. Jahrhundert ist dieser mit Modifikationen noch gebräuchlich. 

    "Beim Kimaschutz nicht auf die anderen zeigen"

    Dr. Frank Kaspar, Leiter der Abteilung Hydrometeorologie, die in das Zentrum eingebettet ist, führte eindrücklich vor Augen, wie sich die Temperatur- und Niederschlagskurven in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland und speziell in Hessen entwickelt haben. „Die Trendlinie der Temperatur zeigt eine Erwärmung um 1,7 Grad. Von einem erfolgreichen internationalen Klimaschutz kann man erst sprechen, wenn die Kurve der Treibhausgase in der Atmosphäre flacher wird“, so Dr. Kaspar.

    Dabei sei es, fügte er an, auch keine Lösung, beim Klimaschutz mit dem Finger auf andere zu zeigen, „denn wer die Wissenschaft und die technischen Fähigkeiten hat, hat auch die Verpflichtung, etwas zu tun und so zu zeigen, dass es anders geht. Jedes Zehntel Grad zählt.“ 

    "Sind beim Klimaschutz noch nicht auf dem richtigen Weg"

    Zentrale Aufgabe des Deutschen Wetterdienstes ist darum neben der Erstellung von Wetterprognosen für Landwirtschaft, See- und Luftfahrt oder für die allgemeinen Wetternachrichten auch die Politikberatung. Dr. Kaspar verwies auch darauf, dass der DWD auch Informationen zur Planung und zum Bau erneuerbarer Energieträger wie Wind- und Sonnenenergie liefert und die Netzbetreiber mit Wetterprognosen unterstützt. Neben der Analyse des Problems trägt er also auch zur Entwicklung von Lösungen bei. „Zugleich zeigt jedes Jahr, dass wir beim Klimaschutz noch nicht auf dem richtigen Weg sind“, fügte Dr. Rainer Hollmann an. „Die Daten dazu waren schon in den 90er-Jahren bekannt. So war das Jahr 2022 in Deutschland um mehr als 2 Grad wärmer als der Durchschnitt der von 1961 bis 1990 gemessenen Temperatur.“

    Der Besuch beim Deutschen Wetterdienst war eine Begegnung mit hoch engagierten Wissenschaftler*innen – und zugleich auch mit der Dramatik des Klimawandels, vor Augen geführt in drastisch steigenden Temperaturkurven, sinkenden Niederschlagsmengen und sich mehrenden Hitzewellen. Dass diese validen wissenschaftlichen Ergebnisse noch immer so wenig Maßstab politischer Entscheidungen sind, ließ so manche*n Besucher*in zwar mit reicherem Wissen, doch auch desillusionierter nach Hause gehen.

    „Wir machen Türen auf“ ist eine Veranstaltungsreihe, die das Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau jährlich anbietet. Zu einem bestimmten Thema organisieren Referentinnen und Referenten für Gesellschaftliche Verantwortung in den Regionen der Landeskirche zusammen mit dem Zentrum Besuche und andere Blicke hinter die Kulissen bei Firmen und Institutionen.

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