Dekanat Rodgau

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    Aktiv im Ruhestand:

    Gerd Schröder-Lenz „nicht reif fürs Kreuzfahrtschiff“

    stkFühlt sich sehr wohl in Nieder-Roden: Pfarrer Gerd Schröder-Lenz.

    Sein Alter sieht und merkt man ihm nicht an: Zwar entpflichtete der Starkenburger Propst Stephan Arras Pfarrer Gerd Schröder-Lenz Ende Juli von seinem Dienst. Doch der 65-Jährige wird der evangelischen Kirchengemeinde Nieder-Rodgen erst einmal als Seelsorger erhalten bleiben.

    Ohnehin ist die Nieder-Röder Pfarrstelle mit diesem formalen Akt keineswegs verwaist: Seit Juni ist Pfarrerin Lisa Großpersky mit voller Stelle im Amt. Und Gerd Schröder-Lenz, der von sich sagt, er fühle sich „noch nicht reif fürs Kreuzfahrtschiff“, wird die Kollegin bis Ende 2024 im Rahmen eines Dienstauftrags im Ruhestand weiterhin unterstützen.

    „Gerd Schröder-Lenz hat sich über einen langen Zeitraum als Pfarrer bei uns im Dekanat eingebracht“, äußert sich der Dreieich-Rodgauer Dekan Steffen Held, der am Gottesdienst mitwirkte. „Ob als Gemeindepfarrer, im Schul- oder in den letzten Jahren im Vertretungsdienst. Ich bin ihm sehr dankbar, dass er unter anderem im vergangenen Jahr in Nieder-Roden sein Amt kompetent und mit großem Einfühlungsvermögen ausgeübt hat. Dort hat er mit seiner freundlichen und sensiblen Art die Herzen vieler Menschen gewonnen.“

    Fast wie der „Dorfpfarrer“

    „Hier wurde ich mit offenen Armen aufgenommen“, freut sich der agile Pfarrer über die Perspektive. „Ich habe sehr viele Kinder getauft und Menschen beerdigt und empfinde das Vertrauen, das mir entgegengebracht wird, als Privileg“, betont er. „Inzwischen fühle ich mich fast ein bisschen wie der Dorfpfarrer“. Er genießt es, „auf aufmerksame Predigthörer zu treffen, die inhaltlich im Glauben zuhause sind, viel positives Feedback zu bekommen und nach dem Gottesdienst schöne Gespräche zu führen“.

    Beziehungsarbeit bedeutet ihm viel. „Das Allerschönste sind die Begegnungen mit den Menschen und die Gespräche mit ihnen“, erläutert er seine ungebrochene Begeisterung für den Pfarrberuf. „Ich mag das Generalistische daran – wer hat schon diese Freiheit, immer das zu artikulieren, was ihm wichtig ist?“

    Aufgewachsen in Wetzlar, war er schon früh in der Kirchengemeinde aktiv. Er hielt Kindergottesdienste, leitete die Jugendgruppe und organisierte den Basar. „Teilweise war das vergleichbar mit einem Halbtagsjob“, schmunzelt er. Ermuntert durch seinen Heimatpfarrer, nahm er nach dem Abitur ein Studium der Evangelischen Theologie in Wuppertal auf. Dort wurde er direkt zu Beginn durch die Lehren der Bekennenden Kirche nachhaltig geprägt.

    Aktuelle Lebenswirklichkeit der Menschen im Blick

    Er befasste sich intensiv mit der Barmer Theologischen Erklärung aus dem Jahr 1934, dem Fundament der Bekennenden Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus, das allein die Heilige Schrift und damit unmittelbar das Wort Gottes zum Maßstab allen Handelns und Entscheidens erklärt. Hauptautor war der reformierte Theologe Karl Barth, dessen Worte ihm bis heute Orientierung geben. Wie etwa das Plädoyer: „Wir haben die Bibel und die Zeitung nötig. Die Zeitung gibt uns den täglichen Bericht darüber, was in der Menschheit vorgeht. Die Bibel lehrt uns, was diese Menschheit ist, die von Gott so geliebt wird.“ So war es Schröder-Lenz während seiner 40-jährigen Berufszeit stets wichtig, „den Boden, auf dem wir stehen, nicht zu verlieren“. Seine Predigten spricht er daher stets konkret in die augenblickliche Lebenswirklichkeit der Menschen.

    Verknüpfung von Theorie und Praxis

    In Göttingen setzte er sein Studium fort. Dort engagierte er sich nicht nur als Vorsitzender des Delegiertenrats der Theologiestudenten, sondern studierte parallel noch Soziologie. „In den Semesterferien habe ich immer gearbeitet, um die Theorie mit der Praxis zu verknüpfen“, erinnert sich der Geistliche und betont: „Für ethische Entscheidungen muss man die Wirklichkeit verstehen.“ Konsequent absolvierte er die Ethikprüfung zum Thema „Arbeit und Arbeitslosigkeit“ – als einziger seines Jahrgangs zu einer sozialethischen Problemstellung.

    In dieser Zeit lernte er seine Frau und Kollegin Susanne Lenz kennen, das Paar heiratete 1983 nach seinem Ersten Theologischen Examen. Er entdeckte seine Affinität zur reformierten Theologie und leistete sein Vikariat in Gleichen-Sattenhausen im Landkreis Göttingen als Gastvikar der Evangelisch-reformierten Kirche in Nordwestdeutschland. Nach dem Zweiten Theologischen Examen in Leer in Ostfriesland zog es die Familie nach Süden, wo Schröder-Lenz im rheinhessischen Pfaffen-Schwabenheim seine erste Pfarrstelle antrat. Von dort ging es direkt in den Kreis Offenbach, wo er von 1988 bis 1993 als Gemeindepfarrer in Dietzenbach im Einsatz war.

    Seelsorge und Sozialraumarbeit

    Die Zeit in der Kreisstadt empfand er als sehr spannend. „Bei einem Pfarrbezirk mitten im Spessartviertel war mit der Tätigkeit auch ein gutes Stück Sozialraumarbeit verbunden“, erinnert sich der Pfarrer, der sich als „sehr politischer Mensch“ versteht. Er war aktiv im interreligiösen Dialog und gehört seit 1990 der EKHN-Konferenz für Islamfragen an. Nach Ausbruch des Irak-Krieges organisierte er in der Kreisstadt eine Veranstaltungsreihe zum Islam, um Vorurteile abzubauen. Zusammen mit dem Imam pflanzte er ein Friedensbäumchen vor der Rut-Kirche. Heute legt der inzwischen große Ahorn Zeugnis ab von den gewachsenen Beziehungen.

    1994 übernahm seine Frau die Pfarrstelle, und er fungierte zunächst als Schulpfarrer am Offenbacher Leibniz-Gymnasium, später in Rodgau-Weiskirchen. Eine Aufgabe, die er inhaltlich sehr reizvoll fand und die ihm große Freude machte. Von 1995 an erteilte er mehr als zehn Jahre lang nebenamtlich Religionsunterricht und führte Lehrerfortbildungen zum Thema „Islam“ durch. Zwischendurch kümmerte er sich in Elternzeit um die drei Söhne. „Seither bin ich als perfekter Hausmann in allen hauswirtschaftlichen Fragen bestens gebildet“, stellt er augenzwinkernd fest.

    Bienen-Gottesdienst und Glaubenskurs

    Von 2008 an bekleidete der Seelsorger zwölf Jahre lang eine halbe Pfarrstelle an der Sprendlinger Christuskirchengemeinde. In dieser Zeit hielt er unzählige Familien-Gottesdienste. Als Highlight nennt er den „Bienen-Gottesdienst“ mit lebenden Bienen, mitgebracht von Imkern aus Dreieich und Neu-Isenburg, die am Gottesdienst mitwirkten. Auch ein Glaubenskurs ist ihm im Gedächtnis geblieben. In der Seminarreihe zum Thema „Wie liest man die Bibel“ kombinierte er Theologie und Kunst. Die sehr gute Resonanz zeigte ihm, „dass es einen großen Bedarf gibt, über Glaubensfragen zu sprechen“.

    Mit dem Wegfall seiner Stelle kam der Theologe von 2020 an in Vertretungsdiensten zum Einsatz, zunächst in Kelsterbach im Nachbardekanat Groß-Gerau-Rüsselsheim. Seit 2022 ist er wieder im Kreis Offenbach unterwegs, erst in Langen und seit einem guten Jahr in Nieder-Roden. „Hier fühle ich mich sehr wohl“, bekennt er, die Aufgabe sei für ihn so etwas wie „das Bonbon zum Ende der Dienstzeit“. Von daher freut er sich sehr darauf, dort noch weiter tätig zu sein.

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