Dekanat Rodgau

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    Barbara Görich-Reinel aus Langen ist Chefin des Polizeipfarramts der EKHN

    Schnittstelle zwischen Staat und Kirche

    stkHerausfordernde Aufgabe: Polizeiseelsorgerin Barbara Görich-Reinel

    Die Leitende Polizeipfarrerin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ist eine echte Langenerin. 1960 wurde sie als Tochter des Juristen Rudolf Görich und seiner Frau Grete in der Sterzbachstadt in eine ebenso kirchen- wie sportbewusste Familie hineingeboren. Ihr Vater, langjähriges Kirchenvorstandsmitglied, leistete mehr als 60 Jahre Orgeldienst in der Gemeinde, ihre Mutter war eine begeisterte Leichtathletin. Inzwischen wohnt Barbara Görich-Reinel wieder in ihrer Heimatstadt – vor einem Jahr zog sie zusammen mit ihrem Mann zurück in ihr Elternhaus. Zum Termin kommt sie mit dem Fahrrad.

    Seit vergangenen Oktober steht die 63-Jährige mit voller Stelle an der Spitze des Polizeipfarramts der EKHN mit Dienstsitz im Zentrum Seelsorge und Beratung in Darmstadt. Im Leitungsamt führt sie die Geschäfte und fungiert als erste Ansprechpartnerin für Behörden wie das Hessische Innenministerium oder das Landespolizeipräsidium in Wiesbaden. Sie begleitet die Beamtinnen und Beamten der verschiedenen Polizeipräsidien oder auch des Landeskriminalamts bei ihrem herausfordernden Dienst und nimmt eine Lehrtätigkeit in der Aus- und Fortbildung von Polizistinnen und Polizisten wahr. Und sie tauscht sich bundesweit mit Kolleginnen und Kollegen aus: Seit Herbst 2022 ist Barbara Görich-Reinel auch Mitglied im Vorstand der bundesweiten „Konferenz Evangelischer Polizeipfarrerinnen und Polizeipfarrer (KEPP)“ der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

    Diensterfahren und gut vernetzt

    Das Arbeitsfeld ist ihr nicht fremd: Seit 2014 war sie mit halber Stelle als Polizeiseelsorgerin zuständig für Südhessen, Südosthessen und die Vogelsbergregion, betreute die in Egelsbach ansässige Polizeifliegerstaffel sowie die Hessische Bereitschaftspolizei in Mühlheim am Main. Mit den anderen 50 Prozent ihres Stellenanteils sie zunächst als Gemeindepfarrerin in Pfungstadt im Einsatz und erteilte ab 2018 berufsethischen Unterricht an der damaligen Hessischen Hochschule für Polizei und Verwaltung, heute Hessische Hochschule für öffentliche Sicherheit und Management (HöMS) in der Mühlenstadt.

    Besuch beim Überfallkommando

    Sie freut sich, Neues zu entdecken und interessante Menschen in den verschiedenen Einsatzbereichen kennenzulernen. „Das gibt mir die Möglichkeit, Polizeiarbeit gut zu verstehen.“ So steht demnächst ein Besuch beim Überfallkommando an, das unlängst sein 100-jähriges Bestehen feierte.

    Dass sie nun auch zuständig für die Mainmetropole mit allein rund 4.000 Bediensteten ist, versteht die Theologin als reizvolle Herausforderung: „Die Frankfurter Polizei verfügt über hoch differenzierte Spezialabteilungen, hier ist viel los, und durch zahlreiche Events wie Konzerte oder Fußballspiele gibt es etliche sogenannte ‚große polizeiliche Lagen‘“, fasst sie zusammen.

    Begleitung der Einsatzkräfte

    Ihre Arbeit begreift sie als aufsuchende Seelsorge und fährt regelmäßig zu den verschiedenen Dienststellen. Sie begleitet die Beamtinnen und Beamten sowohl bei Einzeleinsätzen als auch bei Großlagen. Aber auch nach belastenden Ereignissen, bei Todesfällen oder in beruflichen und privaten Krisen sind sie und ihre Kollegen für die Mitarbeitenden sowie deren Familien, Partnerinnen und Partner da. Darüber hinaus unterstützt die Polizeiseelsorge die Ordnungskräfte und deren Angehörige durch ein breites Angebot an Tagungen, Freizeiten und Reisen. Hinzu kommen Gottesdienste, Andachten, Neujahrsempfänge und Adventsfeiern – häufig mit den ökumenischen Partnern – und mit tatkräftiger Hilfe von engagierten Mitarbeitenden der Polizei.

    Barbara Görich-Reinel sieht sich an der Schnittstelle zwischen Staat und Kirche. „Die Polizeiseelsorge kümmert sich um eine Berufsgruppe, die in besonderer Weise gefährdet und herausgefordert ist“, sagt sie, und nennt das Stichwort „Gewaltarbeit“. Wenn die Beamten zur Vollzugshilfe herangezogen werden – wie Anfang des Jahres bei der Räumung des Fechenheimer Waldes – seien sie verpflichtet, das staatliche Gewaltmonopol durchzusetzen. Dies sei auch für die betroffenen Bediensteten nicht unproblematisch.

    Klischees aufweichen und Feindbilder durchbrechen

    Die Geistliche wünscht sich einen differenzierteren Blick auf das Vorgehen der Polizistinnen und Polizisten – auch von Seiten ihrer Kirche. „Die Polizei tut Dinge im Namen der Gesellschaft, ist ausdrücklich dazu beauftragt und steht unter besonderer Kontrolle“, erläutert sie. Den Einsatz kirchlicher Beobachter sieht sie zum Teil kritisch: „Es gibt derzeit so viele gesellschaftliche Konflikte, dass wir eher schauen sollten, wie die Kirche die Seite der Polizei stärken kann“, meint sie. „Wir sollten daher aufhören, von vornherein das professionelle Handeln der Polizei anzuzweifeln und stattdessen eher daran gehen, Vorurteile abzubauen, Klischees aufzuweichen und lange genährte Feindbilder auf beiden Seiten zu durchbrechen.“

    Zur Person:

    Barbara Görich-Reinel ist verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn. Nach ihrem Abitur an der Dreieichschule studierte sie Evangelische Theologie in Mainz, Frankfurt und Marburg. Ihr Vikariat absolvierte sie in Frankfurt-Sindlingen, ab 1988 war sie als Gemeindepfarrerin zunächst in Neu-Isenburg und dann im Frankfurter Stadtteil Bornheim tätig. Von 1993 an lebte sie in Gießen, wo sie acht Jahre lang als Krankenhausseelsorgerin arbeitete und über eineinhalb Jahrzehnte in der Notfallseelsorge aktiv war. 13 Jahre wirkte sie als Pfarrerin in der Gießener Nordstadt, einem sozialen Brennpunkt. Bereits in dieser Zeit vermittelte sie bei Konflikten zwischen Ordnungskräften und Gemeindemitgliedern und machte dabei gute Erfahrungen mit der Polizei.

    Die Polizeiseelsorge in der EKHN

    Ab den 1950er-Jahren entwickelte die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) das Polizeipfarramt. Die Polizeiseelsorge begleitet Polizeibedienstete und deren Angehörige in Hessen und Rheinland-Pfalz. Auf der Basis staatlich-kirchlicher Vereinbarungen bieten besonders beauftragte Pfarrerinnen und Pfarrer ein seelsorgerliches Angebot unabhängig von konfessioneller Zugehörigkeit, das allen Mitarbeitenden der Polizei offensteht. Weitere Schwerpunkte bilden die Bereiche Berufsethik und Spiritualität. Die ordinierten Geistlichen unterliegen der Schweigepflicht und dem Zeugnisverweigerungsrecht. Sie werden unterstützt von einem Beirat aktiver Polizistinnen und Polizisten.

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