Kirche auf Bestellung
Bei Anruf: Pfarrer predigt vor Haustür
Axel Zeiler-HeldPfarrer Axel Zeiler-Held bei einer Andacht vor der Haustür08.04.2020 bs Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Pfarrer Axel Zeiler-Held leidet wie viele andere Menschen derzeit unter dem Kontaktverbot. Gottesdienste halten ist momentan nicht möglich. Zwar gibt es viele LIVE-Stream Angebote der Kirchen, doch das Evangelium nur digital verkünden, das hält Zeiler-Held für ungenügend: „Ich denke, Glaube kann nur funktionieren, wenn man einander ins Gesicht sieht. Das geht auf Dauer nicht nur über Medien.“
Anrufen, bestellen - LIVE-Andacht geleifert bekommen
Deshalb hat er sich für die Evangelische Gemeinde in Großen-Linden eine Art Lieferdienst ausgedacht. Das Prinzip: Jeder kann bei ihm anrufen, sich eine Andacht oder ein Lied wünschen, und der Pfarrer kommt vorbei. Natürlich kann Zeiler-Held nicht bei den Menschen in die Wohnung: Kontaktverbot! Aber er postiert sich vor der Tür mit einem Mini-Altar, nimmt seine Gitarre in die Hand, singt oder predigt.
Was genau der Pfarrer abliefert, hängt von den Wünschen der Besteller ab. „Am Schönsten fand ich, dass eine Frau sich eine Andacht zu ihrem Konfirmationsspruch bestellt hat. Sie sagte mir danach, dass sie dadurch in dieser schweren Zeit Ermutigung erlebt hat“, erzählt Zeiler-Held.
Pfarrer trällert auch Kinderlieder auf Bestellung
Und die Bestellungen prasseln auf den Pfarrer ein: Seit gut einer Woche gibt es das Angebot. In dieser Zeit hat er fast jeden Tag einen Hausbesuch gemacht. „Es sind vor allem Menschen, die sich eine Andacht zu einem Bibeltext bestellen. Jüngere Menschen bestellen sich eher Lieder“, so Zeiler-Held. Auch Kinder haben bei ihm schon angerufen. Ihnen hat er dann sozusagen als „Mariachi-Pfarrer“ Kinderlieder vorgespielt.
Lieferdienst läuft auch über Ostern
Auch über die Osterfeiertage will Zeiler-Held nicht ruhen. Natürlich könne man ihn anrufen – am besten bis Karfreitag. Dann könne er noch den ein oder anderen Hausbesuch einplanen. Zeiler-Held hofft vor allem, dass sich künftig mehr ältere Menschen trauen, seinen Lieferdienst in Anspruch zu nehmen. Denn bisher seien es eher Jüngere gewesen, die ihn bestellt hätten.
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