"Ihren Platz in der Welt finden"
Else-Niemöller-Ausstellung macht Station in Langen
Zentralarchiv der EKHN
26.08.2025
kf
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Im Rahmen des Abendgottesdienstes führt Gerd Bauz, Vorstandsmitglied der Martin-Niemöller-Stiftung und in Langen für sein Engagement in der Friedensarbeit bekannt, in die Entstehungsgeschichte und Bedeutung der Ausstellung ein.
Die Schau widmet sich der bisher wenig beachteten Lebensleistung von Else Niemöller. Sie hielt ihrem Mann den Rücken frei, organisierte das Familienleben, ermutigte ihn während seiner Gefangenschaft durch das NS-Regime und zog mit den Kindern in die Nähe des KZ Dachau, um regelmäßige Besuche zu ermöglichen. Nach dem Krieg engagierte sich das Ehepaar gemeinsam auf Vortragsreisen in den USA, Kanada, Neuseeland und Australien.
Im Anschluss an den Eröffnungsgottesdienst besteht Gelegenheit, sich bei Getränken und Häppchen auszutauschen. Die Ausstellung ist zudem beim Gemeindefest am Sonntag, 7. September, im Gemeindehaus in der Bahnstraße 46 zu sehen sowie in der zweiten Septemberwoche in der Evangelischen Stadtkirche (Wilhelm-Leuschner-Platz 14, Langen).
Else Niemöller wurde 1890 in Elberfeld geboren. Sie studierte und arbeitete als Lehrerin in ihrer Heimatstadt und in England, bevor sie 1919 Martin Niemöller heiratete. Mit der Eheschließung musste sie ihre berufliche Tätigkeit aufgeben – ein Schicksal, das viele hochgebildete Frauen ihrer Zeit teilten. Gemeinsam mit ihrem Mann zog sie verschiedene Male um: nach Münster, Berlin und später an den Starnberger See, wo sie während der KZ-Inhaftierung Martin Niemöllers lebte. Nach dem Krieg fand die Familie in Büdingen und schließlich in Wiesbaden eine Heimat.
In ihrem Engagement für Frieden und Gerechtigkeit entwickelte Else Niemöller eine eigenständige Stimme. Als Vorsitzende der Westdeutschen Frauenfriedensbewegung sprach sie sich entschieden gegen Wiederbewaffnung und Atomwaffen aus. In Vorträgen – etwa in Kanada – forderte sie, dass Frauen in besonderer Weise Verantwortung für eine neue Gemeinschaft und für internationale Verständigung übernehmen müssten: „Wir Frauen müssen versuchen, eine neue Gemeinschaft miteinander aufzubauen. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Wir müssen auch zu einer neuen Völkerverständigung beitragen.“
Dass Martin Niemöller seine Frau nicht nur als Ehepartnerin, sondern auch als geistige Weggefährtin anerkannte, zeigen zahlreiche Briefe und Notizen. „Denk daran, dass hier jemand sitzt, der ohne Dich – seine bessere Hälfte – nicht mal voll halbwertig ist, nämlich Dein Martin“, schrieb er ihr aus der Gefängnishaft. Ihr theologischer und politischer Rat galt ihm ein Leben lang als unverzichtbar.
Else Niemöller starb 1961 bei einem Autounfall in Wiesbaden, gemeinsam mit ihrer engen Freundin und Hausangestellten Dora Schulz. Beide Frauen wurden im Wiesbadener Südfriedhof in einem gemeinsamen Grab bestattet. Bei ihrer Trauerfeier erinnerten sich viele Weggefährten und Gemeindemitglieder an die Kraft, Klarheit und Herzenswärme, die Else Niemöller auszeichneten.
Die Ausstellung wurde von der Wissenschaftlerin Jeannette Toussaint im Auftrag der Martin-Niemöller-Stiftung konzipiert. Auf acht informativen Rollups entfaltet sie die Lebensstationen Else Niemöllers – von Elberfeld über Dachau bis nach Wiesbaden und „in die Welt“. Gemeinden, Schulen und andere Institutionen sind eingeladen, die Rollups auszuleihen und so das Leben und Wirken dieser bedeutenden Frau bekannter zu machen.
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