Integrationsprojekt
Flüchtlinge holen an Laubach-Kolleg Realschulabschluss nach
EKHNJunge Flüchtlinge lernen am Laubach Kolleg mit Lehrerin Elisabeth Philipps.06.07.2016 vr Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Laubach / Darmstadt, 6. Juli 2016. Das evangelische Oberstufengymnasium Laubach-Kolleg hat sein Bildungsprogramm um eine Realschule für Flüchtlinge und junge Erwachsene erweitert. In der Einrichtung in Trägerschaft der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau können in einem hessenweit einzigartigen Integrationsprojekt 30 junge Flüchtlinge zwischen 17 und 26 Jahren innerhalb von zweieinhalb Jahren ihren Realschulabschluss nachholen. Sie werden in der Schule zudem sozialpädagogisch begleitet und können dort auch im angeschlossenen Wohnheim leben. In einem ersten Resümee des seit Februar laufenden Pilotprojektes in der Schule im Landkreis Gießen zogen die Initiatoren am Mittwoch (6. Juli) ein positives Fazit. Zudem erhielten Journalistinnen und Journalisten einen Einblick in den Unterricht und die Möglichkeit zum Gespräch mit den Flüchtlingen aus Syrien, Afghanistan, Irak, Eritrea und Somalia, die gegenwärtig vor allem damit beschäftigt sind, so schnell wie möglich die deutsche Sprache zu erlernen.
Chancen eröffnen
Die Schulleiterin des Laubach-Kollegs, Ellen Reuther, betonte, wie wichtig es sei, den Flüchtlingen vor allem dabei zu helfen, „wieder ‚Ja‘ zum Leben zu sagen und einen Platz im Miteinander unserer Gesellschaft einzunehmen“. Dabei spielten Sprachkenntnisse und die Bildung eine zentrale Rolle. Damit greife die die evangelische Schule auch tradierte Elemente kirchlicher Arbeit auf, so Reuther. „Es geht im Zentrum doch darum, gemeinsame Zukunftschancen zu eröffnen und eine lebensbejahende Haltungen im Miteinander und Füreinander zu kultivieren“, so Reuther. Sie danke dabei ausdrücklich allen Beteiligten etwa im Kultusministerium, im Staatlichen Schulamt, in der hessen-nassauischen Kirche und in der Stadt Laubach für die Zusammenarbeit bei einem „modellhaften integrativen Projekt des übergreifenden gesellschaftlichen Engagements für junge Menschen auf der Flucht“.
Heimat geben
Die unter dem offiziellen Namen „Integration von Flüchtlingen durch Bildungs- und Wohnangebot“ stehende Initiative ist auch Teil eines regionalen Integrationsprojektes für Flüchtlinge im ländlichen Raum. Ende Juni war das knapp 10.000 Einwohner zählende Laubach im Landkreis Gießen als eine von sieben Kommunen in das Modellvorhaben „Angekommen“ der Hessischen Staatskanzlei aufgenommen und mit rund 50.000 Euro unterstützt worden. Es sieht die Förderung von ländlichen Regionen vor, die in der Zuwanderung eine Chance sehen, den Folgen des demografischen Wandels zu begegnen. Laubach hatte dabei eines der überzeugendsten Konzepte vorgelegt. Nach Worten des Bürgermeisters der Stadt Laubach, Peter Klug, ist das Bildungsprogramm des Laubach-Kollegs „ein wichtiger Baustein, Menschen bei uns eine neue Chance, eine gemeinsame Zukunft und vielleicht sogar eine neue Heimat zu geben“. Gerade durch die engeren sozialen Verflechtungen auf dem Land könne Integration unter Umständen zudem sogar besser gelingen als in den oft unpersönlicheren Ballungsräumen, hofft der Bürgermeister.
Hintergrund:
Projekt „Integration von Flüchtlingen durch Bildungs- und Wohnangebot“
Nach persönlichem Interviews und Aufnahmetests zu Beginn des Jahres werden seit 1. Februar junge Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, Irak, Eritrea und Somalia in einem speziellen Schulzweig am Laubach-Kolleg unterrichtet, um dort ihren Realschulabschluss nachzuholen. Dem jetzigen halbjährigen Vorkurs schließt sich dann nach den Ferien die eigentliche Realschule an. Der Vorkurs dient vor allem zum Erwerb der deutschen Sprache und soll die Flüchtlinge auch bei der Integration intensiv begleiten. Das Programm besteht aktuell aus 15 Wochenstunden Deutschunterricht sowie weiterem Unterricht in Mathematik, Politik und Wirtschaft, Englisch, Naturwissenschaften und interreligiöser sowie interkultureller Bildung. Fachkräfte ermöglichen gemeinsam mit Ehrenamtlichen, dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen dabei in zwei leistungsdifferenzierten Kursen entsprechend ihrem Lernstand gefördert werden. Ziel ist es auch, die Flüchtlinge möglichst rasch in die Schulgemeinde und die Region zu integrieren. Viele Begegnungen auch außerhalb der Schule sollen die eigenen Interessen der jungen Flüchtlinge fördern und zugleich bei den Einheimischen mögliche Barrieren abbauen helfen.
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