Dekanat Rodgau

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    Blog aus Belgrad Teil 2

    Flüchtlinge im Transit

    bbiewDie Anlaufstelle für Flüchtlinge in Belgrad

    Die Diakonie Hessen und das Zentrum Oekumene der beiden Landeskirchen Kurhessen-Waldeck und Hessen und Nassau haben ihre Begegnungsreisen zu europäischen Flüchtlingsinitiativen fortgesetzt. Derzeit befinden sich die vierzehn ehrenamtlich und vier hauptamtlich Engagierten in der Flüchtlingsarbeit in der serbischen Hauptstadt Belgrad. Berndt Biewendt berichtet in einem Blog.

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    Die Eindrücke, die wir gestern gewonnen haben, sind heute mehrfach bestätigt worden. Für die allermeisten Flüchtlinge ist Serbien nicht mehr als ein Transitland. Sie wollen in die EU einreisen – ganz gleich wie und ganz gleich, welche Strapazen sie dafür in Kauf nehmen. Zorica Ristic von der Internationalen Organisation für Migration (IOM), einer Einrichtung der Vereinten Nationen, berichtet von den Zuständen in den Lagern an der serbisch-ungarischen Grenze. Trotz lebensbedrohlicher Erkrankungen weigern sich Flüchtlinge in ein Hospital gebracht zu werden, weil sie fürchten in der Warteliste nach hinten zu rutschen. Ungarn habe vor einigen Jahren noch 50 Flüchtlinge pro Woche hereingelassen, heute sei es nur noch einer pro Tag. Das führe dazu, dass etwa eine siebenköpfige Familie auseinandergerissen werde, erläutert Zorica Ristic. Wo Menschen über Monate warten und warten, spielten sich regelrechte Dramen ab.  

    Serbien nicht erst seit heute ein Flüchtlingsland

    Seit 2015 hätten rund 900.000 Flüchtlinge Serbien durchquert. Allein 2018 seien 34.000 gekommen, davon seien nur 6.500 geblieben, sagt uns Marija Vranesevic von Philantropy, einer Einrichtung der serbisch-orthodoxen Kirche, vergleichbar mit der Diakonie in Deutschland und in Serbien vor allem auf Sofort- und Katastrophenhilfe spezialisiert. „Ich erinnere mich an keine Zeit, wo wir keine Flüchtlinge hatten“, betont Marija und präsentiert Zahlen. Nach dem Jugoslawien-Krieg von 1991 bis 1995 hat Serbien nach ihren Angaben 800.000 Flüchtlinge aus Kroatien sowie Bosnien-Herzegowina aufgenommen, aus dem Kosovo waren es weitere 200.000. Über 90 Prozent seien bis heute nicht in ihre Heimat zurückgekehrt. Marija erinnert auch an die Bombardierung Serbiens durch die Nato im Jahr 1999. Damals waren – und vielen in der Gruppe aus Deutschland war das nicht mehr bewusst – rund  2.000 Zivilisten ums Leben gekommen. Militärs und Politiker sprachen von so genannten Kollateralschäden. Marija sagt: „Es war brutal und absolut unnötig."

    Die Perspektiven in Serbien

    Warum wollen Flüchtlinge nicht in Serbien bleiben, obwohl die Versorgung und Betreuung nach Angaben der IOM und von Flüchtlingsorganisationen vorbildlich ist? Die Zahlen sprechen für sich. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 12 Prozent, das mittlere Einkommen bei umgerechnet 354 Euro pro Monat, unter der Armutsgrenze leben 7,3 Prozent der Bevölkerung. Das sind die Gründe, warum jedes Jahr auch 55.000 Serben ihr Land verlassen. Flüchtlinge sehen in Serbien offenbar keine Perspektive. Sie versuchen über Bosnien oder Ungarn die EU zu erreichen. Obwohl die meisten aufgegriffen und nach Serbien zurückgeschickt werden, versuchen viele es immer wieder.

    Weniger Familien auf der Flucht

    Auch der Eindruck, den unsere Gruppe gestern im Info-Park von Belgrad gewonnen hat, täuscht nicht. Bei den Flüchtlingen im Jahr 2019 handelt es sich vorwiegend um junge Männer oder minderjährige Jungen unter 18 Jahren. Familien sind inzwischen deutlich unterrepräsentiert. 43 Prozent der Flüchtlinge in Serbien kommen aus Afghanistan, gefolgt von Iranern (22 Prozent) und Pakistani (21 Prozent). Der Anteil der Frauen macht insgesamt nur noch 16 Prozent aus.

    Was wird aus der Balkan-Route?

    Seit drei Monaten steigt die Zahl der Flüchtlinge, die von der Türkei kommend die griechischen Inseln in der Ägäis erreichen, wieder dramatisch an. Wird das Auswirkungen auf den Balkan haben?, fragen wir Zorica Ristic von der IOM. Ihre Antwort: "Das ist möglich. Aber anders als 2015 sind wir deutlich besser vorbereitet mit der Aufnahme." Bilder von Flüchtlingen, die zu Fuß bei Wind und Wetter im Treck auf der Balkan-Route unterwegs sind, werden sich nach ihrer Überzeugung nicht wiederholen.

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