Vortrag und Wanderausstellung
Frauen im gesellschaftlichen Wandel
21.04.2017 hss Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Reinhold GeipertVon Christine Geipert
Die Wanderausstellung „Frauen der Reformation“ zeigte 12 verschiedene Frauen aus dem Mutterland der Reformation und ihre Lebensbedingungen im 16. Jahrhundert. Christine Geipert (Bildungsreferentin im Ev. Dekanat Ried) hob bei ihrer Begrüßung Ursula Weyda (Altenburg, um 1504 bis 1570) als Beispiel für viele mutige und uns eher unbekannte Frauen der damaligen Zeit hervor. Sie hatte eine Flugschrift verfasst, in der sie sich schlagfertig, offen und kämpferisch gegen den Abt von Pegau wandte.
Referentin des Abends war die Politologin und Theologin Dr. Antje Schrupp aus Frankfurt. Sie nahm in den Blick, wie anders als zu Zeiten der Reformation, Frauen heute selbstverständlich im öffentlichen Leben vertreten sind. Es gibt Frauen in allen Ämtern, z. B. Cressida Dick als erste Chefin von Scotland Yard – Vom Bobby zum Boss. Die Wechselwirkung zwischen Amt und Person machte Dr. Schrupp mit dem Beispiel einer Bischöfin deutlich, die nach ihrer Berufstätigkeit bilanzierte: Über weite Strecken hätte sie die Bischöfin gespielt. Das Amt hätte sie mehr verändert als sie das Amt verändern konnte.
"Wir brauchen keine fünfzig Prozent Frauen in Aufsichtsräten oder auf hohen Managementposten", sagte Dr. Schrupp in ihrem Vortrag. Maßnahmen wie Quotenregelungen, die im Feminismus entwickelt worden sind, sollten nicht die Situation von nur einigen Frauen verbessern. Die Frauenbewegung sei pluralistisch. Es gehe nicht darum, wer Recht oder Unrecht hat. Unterschiedliche Ideen und Interessen der Frauen und unkonventionelle Vorschläge sollten ergebnisoffen diskutiert werden. "Frauen sollen sich nicht in ihre Nischen zurückziehen, sondern eine Streitkultur entwickeln und dabei auch auf eine inklusive Sprache achten", so Dr. Schrupp.
Sie beschließt ihre Ausführungen über Feminismus und Emanzipation mit den drei Schlagworten Radikalität – Pluralität – Souveränität. Dr. Schrupp forderte auf zur generellen Diskussion der Fragen: Was will Kirche? Was ist ihre Vision?
Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von der 15-jährigen Pianistin Alisa Lara Olf (Biebesheim) mit einem „Nocturne“ von Chopin und einem „Prelude“ von Rachmaninoff.
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