Lust auf Gemeinde
Ideenmesse: Vom evangelischen Ironman bis Margot Käßmann
EKHN/RahnÜber 2.400 Teilnehmende kamen zur Ideenmesse 2015 nach Gießen15.10.2015 vr Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
EKHN/RahnVolker Jung, Martin Luther als Playmobil-Figur und Margot KäßmannGießen, 10. Oktober 2015. Mit einem Vortrag von Margot Käßmann, der Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum 2017, ist am Samstag die vierte „Ideenmesse“ der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) zu Ende gegangen. In den Gießener Hessenhallen hatten sich rund 2.400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen Regionen der EKHN unter dem Motto „Lust auf Gemeinde“ getroffen. Käßmann warb dafür, das bevorstehende Reformationsjubiläum in den Gemeinden zu nutzen und bezeichnete es als „historische Chance“. Als Beispiel nannte die frühere hannoversche Landesbischöfin eine Verstärkung der Arbeit mit Familien, die schon der Reformator Martin Luther praktiziert habe. So könne Kindern mit dem Glauben ein „Handgepäck fürs Leben“ mitgegeben werden. Sie habe die Hoffnung, dass sie sich dann „auch langfristig in unserer Kirche beheimaten“.
"Wir sind Papst" ist evangelische Erfindung
Käßmann plädierte auch für eine Rückbesinnung auf die Basis der evangelischen Kirche. Der Protestantismus sei nicht durch Amtsträger bestimmt, sondern durch die Einsicht „wir sind Kirche“. Die Partizipation „auf allen Ebenen und in allen Ämtern ist explizit evangelisch“, sagte sie. Nach Käßmann enthielt die bekannte Schlagzeile der Boulevardzeitung „Bild“ von 2006 nach der Wahl des aus Deutschland stammenden katholischen Oberhauptes Benedikt XVI. „Wir sind Papst“ nichts anderes als „feinste lutherische Theologie“. Sie sprach sich in Gießen daneben auch für einen stärkeren Dialog mit anderen Religionen und eine evangelische Kirche aus, die „auch Widerständigkeit“ einschließt.
Teilnehmer aus 300 Kirchengemeinden
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus rund 300 Gemeinden der hessen-nassauischen Kirche konnten sich auf der Ideenmesse zuvor an fast 140 Ständen über Praxisideen von der Jugendarbeit mit Flüchtlingen, Hinweisen zum Umgang mit Demenzkranken bis zu Tipps für den Aufbau eines digitalen Adventskalenders im Internet anregen lassen. Zudem präsentierten sich Einrichtungen der EKHN mit ihren Hilfsangeboten für Gemeinden. Daneben wurden Informationsveranstaltungen und Workshops zu Themen wie Familie oder der Gemeindeentwicklung angeboten. Bei der Veranstaltung kamen durch Spenden und Eintrittsgelder auch knapp 20.000 Euro zusammen, die nun je zu Hälfte an Flüchtlingsprojekte und an die Partnerkirche nach Indien (Amritsar) gehen.
Preise für Willkommenskultur und Ironman
Auf der Ideenmesse wurden schließlich auch Gemeinden mit besonderen Auszeichnungen für vorbildliche Projekte gewürdigt. Den Publikumspreis für das beste innovative Projekt erhielt das Dekanat Selters für die Idee, Willkommenskultur für Flüchtlinge in der evangelischen Jugendarbeit aufzubauen. Der digitale Adventskalender aus der Christuskirchengemeinde Bad Vilbel belegte den zweiten Platz. Das Dekanat Hungen gewann mit seinen speziellen Reiterfreizeiten den dritten Platz. Den Kooperationspreis für besonders gelungene Zusammenarbeit bekamen die Frankfurter evangelischen Gemeinden Niederrad, Nied und Griesheim. Sie hatten sich mit dem Projekt „Ironman“ beworben, bei dem sich Männer zum Hemden-Bügeln und Gespräche-Führen - nicht nur bei Bügelwasser - treffen.
Beteiligungskultur und Projekte gelobt
Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, lobte die Ideenmesse als Chance zur engeren Vernetzung und dem besseren Austausch in der Kirche. Jung: „Gemeinden helfen Gemeinden, indem sie in einer großen Praxisausstellung gute und erprobte Ideen präsentieren und – was noch wichtiger ist – mit anderen teilen. Ich finde es beeindruckend und ermutigend, wie viele tolle Projekte in der EKHN angesiedelt sind.“ Im Eröffnungsgottesdienst der Ideenmesse hatte er zuvor dafür geworben, „im Vertrauen auf Gott“ Gemeindearbeit zu betreiben und dabei genau auf das „zu schauen, was nötig ist“. Als Beispiel nannte er die Hilfe für Flüchtlinge oder auch Gottesdienste mit einer größeren Beteiligungskultur wie in manchen Gemeinden der USA.
Vorbildliche Praxisbeispiele ausgetauscht
Eines der Hauptziele der von der EKHN-Kirchenleitung und dem Netzwerk „Lust auf Gemeinde“ organisierten Messe war es, vorbildliche Praxisbeispiele auszutauschen und eine engere Vernetzung der Arbeit in den Kirchengemeinden zu fördern. Erstmals fand 2007 in Bad Vilbel eine Ideenmesse statt. 2009 und 2012 trafen sich jeweils rund 2.000 Interesseierte in Wiesbaden. Ein Datum für die nächste Ideenmesse steht noch nicht fest.
Internet: www.lustaufgemeinde.de
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