Swopping statt shopping
Jugendkirchentag 2014 setzt auf grünen Faden durchs Programm
Volker Rahn20.06.2014 vr Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Wenn sich Dutzende von Reisegruppen aus dem ganzen Kirchengebiet zum Christentreffen aufmachen, Hunderte gleichzeitig zu Mittag essen wollen oder reichlich elektrischer Strom für Licht und Beschallung aus den Steckdosen fließen muss – dann heißt es zugleich an die Umwelt denken. Deshalb legt der Jugendkirchentag in Darmstadt in diesem Jahr einen besonderen Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit und Ökologie.
Kein Einweggeschirr
So wird bei der Veranstaltung ganz bewusst auf Einweggeschirr verzichtet. Mitarbeitende wurden mit Lasten-Fahrrädern ausgestattet und Teilnehmende aufgefordert, mit dem Öffentlichen Nahverkehr anzureisen. Zudem kommt aus der Steckdose beim Jugendkirchentag nichts als reiner Naturstrom. Und auch beim Programmheft wurde an die Umwelt gedacht. Statt dickem Buch, setzt der Jugendkirchentag auf eine einfache App für das Mobiltelefon, auf dem sich das ganze Angebot umweltschonend am Bildschirm durchstöbern lässt. Das alles macht nicht nur die Umwelt glücklicher. Auch EKHN-Umweltpfarrer Dr. Hubert Meisinger ist von den nachhaltigen Angeboten auf dem Jugendkirchentag begeistert: „Der Jugendkirchentag ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Grundgedanken unseres Klimaschutzkonzeptes in die konkrete Praxis umgesetzt werden können – in einer der besten `Zielgruppen´, die man sich nur vorstellen kann: Junge Menschen, die dem Klimawandel noch viel konkreter begegnen werden als ältere Generationen.“
Ein grüner Faden durchzieht das Programm
So findet sich darin eine eigene Öko-Stadt, die „Eco-City“. An vielen Ständen wird hier gezeigt, wie gefeiert und gleichzeitig die Umwelt geschont werden kann. Am Stand der Gießener Jugend feuert Dekanatsjugendreferent Hans-Jürgen Hörder Mädchen und Jungen an, ordentlich in die Pedale zu treten: „Schon 200 Watt, weiter!“ Auf sechs Fahrrädern, die an ausgediente Lichtmaschinen aus Schrott-BMWs angekoppelt sind, geben jugendliche Oberschenkel alles. Und dann geschieht das kleine Wunder: Aus einem Ghettobluster ertönt Rockmusik, eine Glühlampe glimmt. Und das Wichtigste: Ein Mixer setzt sich in Bewegung, mit dem Bananen-Shakes zur Stärkung hergestellt werden. Laut Hörder soll sein Fahrrad-Energieprojekt klarmachen, dass Strom nicht einfach aus der Steckdose kommt, sondern mühevoll erzeugt werden muss.
Gesunde Drinks mit Früchten
Gleich daneben an der „Fair-Misch-Bar“ gibt es die saure Anna, den süßen Jens oder den niveaulosen Sven. Alles Namen für gesunde Drinks mit Früchten, die aus fairem Anbau stammen. Anna Klobetanz und Sven Wernickowski sind an diesem Tag Barmixer und Aufklärer in Sachen süße Früchte, die manchen bitter im Magen liegen. Vielen Bauern in Übersee kämen Orangen-, Mangosaft und Co teuer zu stehen, weil sie unter schwierigen Bedingungen angebaut werde, erzählen sie. Dass es inzwischen auch fair gehandelten Saft gibt, für die die Erzeuger gerechte Preise bekommen, dafür will das Projekt aus dem Dekanat Vogelsberg werben. Anna und Sven geben aber nicht nur Tipps zu den Früchten in ihrem Saftladen. Auch ein verblüffender Barmixer-Trick ist dabei. Statt Plastik-Strohalmen für ihre Öko-Cocktails benutzen sie einfach lange Makkaroni-Nudeln. Eine knackige Alternative.
Nachhaltiges Essen mit Zutaten aus der Region
Unterdessen hat Ulla Taplik vom Zentrum Bildung der hessen-nassauischen Kirche gemeinsam mit Jugendlichen aus dem Vogelsberg ihren Stand mit nachhaltigem Essen auf Betriebstemperatur gebracht. „Die Grundidee ist ganz einfach“, sagt Taplik. Saisonale und regionale Küche schonten die Umwelt am meisten. Und so kommen nahrhafte Gemüsepuffer und würzige Waffeln mit Zutaten aus der Region rund um Darmstadt beim Jugendkirchentag auf den Tisch. Selbst auf den Nachtisch muss niemand verzichten. Im Juni lässt sich aus süßen Erdbeeren fast alles zaubern. Wie, das verrät am Stand ein Extra-Kochbuch, das nicht nur die Zutaten in Gramm abmisst, sondern auch anzeigt, wieviel Gramm CO2 das Essen bei seiner Herstellung erzeugt hat. Darauf will auch Nicolas Thun an seinem „Grunzmobil“ hinaus. Um ein Kilo Fleisch zu erzeugen, seien bis zu 16 Kilogramm Getreide nötig, erklärt der Berliner. In Zeiten weltweiter Ernährungsprobleme sei dies „unverantwortlich“. Zudem macht sein Stand auf die Sauereien in der Massentierhaltung aufmerksam. Dass gutes Essen keine Frage des Fleisches sein muss, zeigt der Döner-Stand gleich nebenan. An ihm gibt es ausnahmslos vegetarische Gerichte. „Es kommt nicht auf das Fleisch, sondern die Gewürze an“, erklärt Thun und beißt zum Beweis herzhaft in seinen Veggie-Döner.
Swopping statt shopping
Unterdessen werden im Kreativzelt in Darmstadts Innenstadt alte Klamotten gesammelt. Charlotte Armah aus Frankfurt hängt sie sorgfältig auf und verteilt Coupons an die Spender. Am Samstag dürfen sie sich dafür nämlich bei einer großen Tauschbörse ein anderes Teil mitnehmen. Für den Erhalt der Umwelt wird dann Altes „geswoppt“, statt Neues „geshoppt“, wie sie erklärt. Wer nichts zum Tauschen dabeihat, ist aber auch Willkommen. Im Zelt lernen Interessierte, wie Kleidung selbst genäht wird. „Von Nieten bis Pailletten haben wir alles dabei“, sagt Armah. Und wer seine neuen kreativen Schätze mitnehmen will, braucht dafür noch nicht einmal eine Plastiktüte. Aus Alten LKW-Planen werden nämlich auch schicke Umhängetaschen hergestellt. Das freut die Umwelt und die neuen stolzen Bag-Besitzer.
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