Kirchenpräsident zum Schiffsunglück
Jung: „Flüchtlingstragödie mit Ansage“
RanieriMeloni/istockphoto.comGestrandetes Flüchtlingsboot20.04.2016 vr Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
EKHN/Peter BongardKirchenpräsident Volker JungDarmstadt, 21. April 2016. Mit Trauer und Entsetzen hat der hessen-nassauische Kirchenpräsident Dr. Volker Jung am Mittwochabend (20. April) auf die Bestätigung des jüngsten Flüchtlingsunglücks im südlichen Mittelmeer reagiert. Nach inzwischen durch das UN-Flüchtlingshilfswerk bestätigten Meldungen waren vermutlich am Wochenende bis zu 500 Flüchtlinge auf dem Weg von Ägypten nach Süditalien ertrunken. „Ich bin traurig und entsetzt. Es hat sich nun leider bestätigt, was zu befürchten war“, so Jung.
Immer gefährlichere Wege
Gleichzeitig sagte Jung, der Anfang April das griechische Flüchtlingslager Idomeni besucht hatte: „Das war eine Flüchtlingstragödie mit Ansage. Was viele befürchtet haben, ist eingetreten. Auch die Schließung von Grenzen verhindert nicht, dass Menschen sich in Not auf die Flucht begeben und dabei ihr Leben riskieren.“ Das neue Schiffsunglück sei erneut „kein afrikanisches oder italienisches Unglück, sondern die Fortsetzung einer europäischen Tragödie“.
Schlepperwesen wird gefördert
Abmachungen zur Fluchtverhinderung wie das jetzt offenbar auch mit Libyen geplante, arbeiteten dem Schlepperwesen eher zu als entgegen, betonte Jung. „Wer Schleusern wirklich die Geschäftsgrundlage entziehen will, muss legale Einreisemöglichkeiten für Flüchtlinge nach Europa schaffen". Außerdem brauche es dringend eine umfassende zivile Seenotrettung in europäischer Verantwortung. „Es darf nicht sein, dass wir uns an die Bilder ertrunkener Flüchtlinge gewöhnen“, so Jung. Die gegenwärtige europäische Flüchtlingspolitik „erschüttert die Grundfesten der Werte, auf denen Europa eigentlich gegründet ist: Menschenwürde und Freiheit", so der Kirchenpräsident.
Gesamteuropa ist gefragt
Zuletzt hatte Jung nach seinem Besuch in Griechenland auch gesamteuropäische Lösungen in der Flüchtlingsfrage angemahnt. So sei die „die Situation von den Ländern am Mittelmeer alleine nicht zu lösen. Deshalb wird es darum gehen, dass Europa gemeinsam hinschaut und auch gemeinsam Lösungen für ein vernünftiges und ordentliches Aufnahme- und Registrierungsverfahren findet.“ Jung: „Ich fürchte, dass Absprachen mit einzelnen Ländern auf Dauer keine Lösung sind.“
Diese Seite:Download PDFTeilenDrucken