Sommerempfang evangelischer Kirchen
Jung: „Kirche will Gesellschaft mitgestalten“
EKHN/RahnSommerempfang 2015: Mit (v.l.) dem Beauftragten der Kirchen Jörn Dulige, Ministerpräsident Volker Bouffier, der stellvertretenden rheinischen Präses Barbara Rudolph, Hessen-Nassaus Kirchenpräsident Volker Jung und dem kurhessischen Bischof Martin Hein.21.07.2015 vr Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Wiesbaden, 21. Juli 2015. Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Dr. Volker Jung, hat sich in Wiesbaden zu einem starken gesellschaftspolitischen Engagement der Kirchen in einem pluralen Staat bekannt. „Als Kirchen sind wir bereit, Gesellschaft mitzugestalten“, sagte er beim traditionellen Sommerempfang der Kirchen in Hessen am Dienstagabend (21. Juli) in der Landeshauptstadt. Dazu gehört nach Jung die Bereitschaft, Aufgaben für das Gemeinwohl zu übernehmen sowie „Gesprächspartner und damit auch kritisches Gegenüber der Politik zu sein“, sagte Jung. Es ginge für die evangelische Kirche aber nicht darum, zu einer „Bundeswerteagentur“ zu werden oder im Sinne eines „geistlichen Wächteramtes“ zu agieren. „Wir sind überzeugt, dass die Botschaft des Evangeliums nicht nur auf das Seelenheil von Menschen bezogen ist, sondern auch darauf drängt, im Hier und Jetzt aufgenommen zu werden - in der Suche nach verantwortetem, gerechtem und friedlichem Zusammenleben“, so Jung.
Empfang: Drei Kirchen - eine Einladung
Auf Einladung von Hessen-Nassaus Kirchenpräsident Volker Jung, dem Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck Martin Hein und dem Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland Manfred Rekowski nahmen an dem Empfang in Wiesbaden zahlreiche Vertreter aus Politik und Gesellschaft teil, darunter Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier.
Flüchtlinge: breites Engagement
Jung ging in seinem Beitrag auch auf die aktuelle Flüchtlingspolitik als europäische Herausforderung ein. Er dankte auch im Namen von Bischof Hein und Präses Rekowski dem Land Hessen, den Medien und vielen Ehrenamtlichen ausdrücklich „für das große Engagement“ in der Flüchtlingshilfe. Jung: „Die Aufgabe ist sehr groß und wir wissen es sehr zu schätzen, wie sehr sich die Landesregierung, die Regierungspräsidien, die Landkreise und die Kommunen hier mühen. Und wir wissen es auch zu schätzen, wie das Thema in unseren Medien begleitet wird – geboten kritisch, aber auch mit viel Empfinden für die Not der Menschen auf der Flucht“. Es sei daneben bemerkenswert, „wie viele Menschen sich ehrenamtlich in unserem Land für sie engagieren“. Auch die Kirchen versuchten einen Beitrag zu leisten und würden gegenwärtig darüber nachdenken, wie sie ihren Einsatz noch verstärken könnten. Nach Jung wird die Aufnahme von Flüchtlingen „eine Daueraufgabe in den nächsten Jahren sein“.
Chancen: Zuwanderung als Ermöglichung
Jung wünsche sich, dass Flüchtlinge künftig „nicht zuerst unter dem Blickwinkel der „Last und Belastung“, sondern der „Chance“ betrachtet würden. Jung: „Ihre Aufnahme ist eine Chance zunächst für die betroffenen Menschen - eine Chance ihr Leben zu retten und ihnen ein Leben in Frieden und Freiheit zu ermöglichen. Und dann auch eine Chance für unsere Gesellschaft, die nicht nur Zuwanderung in numerischer Hinsicht brauchen kann, sondern dankbar sein kann, für engagiere, kreative und zum Teil auch gut ausgebildete Menschen, die ein gutes Leben in einer guten Gesellschaft suchen.“
Europa: Rassimsus entgegentreten
Mit Sorge betrachtete der Kirchenpräsident in seinem Beitrag jüngste Entwicklungen in Europa. Dazu zähle etwa ein zunehmender Nationalismus, der oft mit „menschenverachtenden und rassistischen Parolen“ einhergehe. „Kirchen und Religionsgemeinschaften, die dies stützen, unterstützen oder gar fördern, sehe ich nicht mehr auf der Grundlage des Evangeliums“, erklärte Jung. Es seien dagegen Menschen nötig, „die couragiert und engagiert für Werte wie Menschenwürde und Menschenrechte einstehen“. Dabei gehe es auch darum, Menschen Angst vor Veränderungen zu nehmen. Christliches Handeln könne dabei von dem biblischen Grundgedanken geprägt sein: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“
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