Reformationsjubiläum
Käßmann spricht über Chancen für 2017
Julia Anna EckertReformations-Botschafterin, Margot Käßmann, über die geistlichen Dimensionen und touristischen Chancen für das Reformationsjubiläum.07.03.2013 sto Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Julia Anna EckertReformations-Botschafterin Margot Käßmann trifft auf Luther.Gerade der Reichstag zu Worms ist für die Reformations-Botschafterin Margot Käßmann ein entscheidender Ort: „Worms war für Luthers Errungenschaften der Dreh- und Angelpunkt.“ Während der ITB in Berlin hielt sie einen Vortrag über die Chancen, die das Jubiläum bietet.
Die Reformation biete „eine außerordentliche Erlebnisdichte an den historischen Originalorten“, so Käßmann. Doch die geschichtsträchtigen Stätten sind nur eine Option des Jubiläums. Die Botschafterin lädt außerdem zu den „geistlichen Chancen“ ein. Die Reformation sei ein Prozess, der weiter gehe und in diesem Sinne ruft sie dazu auf „Deutschland darf nicht nur als Provinz gesehen werden, sondern global“. Dies bedeute auch die „Reformation aktuell zu machen und nicht nur zu historisieren“.
Kritische Fragen zu leeren Kirchen gefallen lassen
Das besage unter anderem „nicht nur die Errungenschaften zu feiern, sondern auch die Schattenseiten zu thematisieren“, so Käßmann. Dabei bezieht sie sich nicht nur auf die Luthers Aussagen über Juden und Frauen, sondern auch auf die Gegenwart. Käßmann beschreibt, dass sie oft gefragt werde: Warum so viele leere Kirchen und so viel Säkularität? Daher begreift sie das Reformationsjubiläum als Chance. Abgesehen von den touristischen Entdeckungstouren gebe es auch geistliche Dimensionen. „Da haben die Kirchen einen geistlichen Beitrag zu leisten durch Gottesdienste, Stundengebete, Ereignisse, Beschreibungen und Führungen mit theologischer Substanz.“
Dabei sei es egal, ob das Jubiläumsjahr historisch belegt sei oder nur Legende. Mit dem Thesenanschlag an die Schlosskirchentür von Wittenberg „wurde ein Prozess in Gang gesetzt, der die Kirche und auch die Welt veränderte“, sagt Käßmann. Für die Botschafterin ist Luther nicht nur eine Symbolfigur: „Ich finde Luther deshalb so sympathisch und menschlich, weil er erst mal mit sich gerungen hat.“ Sie vergleicht seinen Mut mit dem Martin Luther Kings und Nelson Mandelas. „Mandela kam aus dem Gefängnis und hat gestrahlt“, sagt sie. Ihrer Meinung nach, kann aber auch jeder einzelne Mensch „im kleinen Alltag“ Mut beweisen. Etwa, wenn jemand für Ältere im Bus aufsteht oder sich gegen Rassismus oder Armut wehrt. „Mut sollte aus unseren Grundüberzeugungen, aus dem Verständnis der Würde jedes Menschen heraus entstehen“, sagt Käßmann.
Verständlich vom Glauben und Leben reden
Die Geschichte Martin Luthers, „seine legendäre Standfestigkeit, sein Freiheitswille, aber auch die Geschichten der anderen Frauen und Männer der Reformation faszinieren“, sagt Käßmann. Sie fasst zusammen, dass jeder die „Freiheit eines Christenmenschen“ auf sich selbst beziehen kann und ruft daher zu Zivilcourage auf. Hier können Kirchen die Menschen unterstützen. Daher sieht sie eine zentrale Herausforderung darin: „Heute in verständlicher Sprache und ohne Anbiederung vom christlichen Glauben so zu reden, dass Menschen wahrnehmen – es könnte mich unmittelbar angehen.“
Unter dem Motto „Die Welt zu Gast bei Geschwistern“, wies Käßmann auf die „Gastfreundschaft als ein sehr eindringliches Gebot“ hin. Als christliche Tugend gelte sie nicht nur den Geschwistern im Geiste, sondern auch Fremden gegenüber offen zu sein. So lädt die Lutherstadt Worms beispielsweise zum Themenjahr Reformation und Toleranz ein. Neben dem Festgottesdienst zum Reformationstag und den Wormser Religionsgesprächen sind bis 2017 viele Veranstaltungen geplant, an denen die Stadt diese Gastfreundschaft unter Beweis stellen will.
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