Neuer Militärbischof Sigurd Rink
Neuer Militärbischof spricht über Bundeswehr
Nicole KohlheppPropst Dr. Sigurd Rink27.06.2014 epd Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Die Bundeswehr befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel - Reduzierung der Truppenstärke, Aussetzung der Wehrpflicht und Schließung von Standorten sind einige Stichworte. Was bedeutet diese Strukturreform für die Militärseelsorge?
Sigurd Rink: Das ist auch für die Militärseelsorge eine riesige Herausforderung. Wir können uns nicht völlig davon frei machen, dass mit der Verkleinerung der Bundeswehr auch eine Reduzierung in der Militärseelsorge verbunden ist. Das ist bislang sehr moderat, denn es wurde ausgezeichnet verhandelt. Man geht von derzeit 104 auf künftig 95 Seelsorger. Damit verknüpft sind allerdings durch Standortschließungen veränderte regionale Zuschnitte. Bei der neuen Organisationsstruktur geht es zugleich darum, wie die Zuständigkeit für die Ämter der Bundeswehrverwaltung geordnet wird. Da ist fast so etwas gefragt wie eine Betriebsseelsorge.
Mit einer Initiative, die manche Militärs als „Windel-Offensive“ kritisieren, will die Ministerin die Lebensumstände der Soldaten verbessern, was etwa Versetzungen und Unterbringung angeht. Haben Sie dafür Verständnis?
Rink: Frau von der Leyen hat ein überaus wichtiges Signal gesetzt. Die Soldaten verdienen gerade in familiären Dingen mehr Unterstützung. Mich interessiert dabei die Lebensnähe der Maßnahmen. Mit meinem Amtsantritt werde ich mir ein realistisches Bild machen können.
Neben der Präsenz an den Bundeswehrstandorten ist die Auslandsbegleitung ein Hauptzweig der Militärseelsorge. Der Afghanistaneinsatz geht zu Ende, und es mehren sich die Stimmen, Deutschland solle doch außenpolitisch eine wichtigere Rolle spielen - und das auch durch weitere Militäreinsätze. Gibt es dafür ausreichenden Rückhalt in der Gesellschaft?
Rink: Ich glaube nicht. Ich sehe vielmehr eine deutlich Mehrheitsstimmung in der Gesellschaft, die eine Zurückhaltung Deutschlands beim militärischen Engagement wünscht. Dieser nachvollziehbare Reflex ist gespeist aus den deutschen Erfahrungen im 20. Jahrhundert, die viele Menschen bis heute prägen. Denn die Erlebnisgeneration lebt ja noch. Mein Vater hat mir in stillen Stunden von seinen Erlebnissen an der Ostfront erzählt. Dennoch werbe ich dafür, wegzukommen von einem deutschen Sonderweg. Gerade angesichts seiner mitunter verheerenden Sonderrolle im vergangenen Jahrhundert muss Deutschland sich fragen lassen, wie es seine Verantwortung in der Europäischen Union und der Nato in internationalen Zusammenhängen am besten wahrnehmen kann.
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