Notfallseelsorge im Hochwasser
Notfallseelsorge im Katastrophen-Gebiet
Bildquelle: fundus, Dirk OstermeierNotfall-Seelsorger stehen allen Menschen, ohne Ansehen von Religion oder Konfession, in akuten Notsituationen schnellstmöglich für Gespräche zur Verfügung (Symbolbild)14.08.2021 epd/red Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
(epd/Nora Frerichmann). Hunderte Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger arbeiten aktuell in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, um den Betroffenen der Flutkatastrophe zu helfen. „Die Lage erschüttert selbst hartgesottene, ganz erfahrene Kräfte“, sagte die Landespfarrerin der rheinischen Kirche für Notfallseelsorge, Bianca van der Heyden, am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Urvertrauen erschüttert - Gefühl der Selbstwirksamkeit zurückgeben
Betroffene der aktuellen Flutkatastrophe müssten zuerst einmal wieder ein Gefühl von Sicherheit bekommen, erklärte die Seelsorgerin. „Das Wichtigste ist, zu vermitteln: jetzt bist du in Sicherheit.“ Durch die Katastrophe sei das Urvertrauen Tausender Menschen erschüttert worden, die in den Wassermassen ihr Hab und Gut, oder gar geliebte Menschen verloren haben. Zudem sei es wichtig, wieder ein Gefühl von Selbstwirksamkeit zurückzuerlangen und durch kleine Aktionen wieder aus der erlebten Machtlosigkeit herauszutreten.
Hilfsbereitschaft ist groß
Van der Heyden koordiniert die Notfallseelsorge der rheinischen Landeskirche. So könnten etwa kleine Seelsorge-Teams wie im besonders schwer betroffenen Ahrweiler die aktuelle Krisensituation nicht alleine stemmen, erklärte die evangelische Theologin. Deshalb habe es sie sehr berührt, dass die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung und auch die Unterstützung aus anderen Landeskirchen so enorm sei. Für die Notfallseelsorge brauche es in solch extremen Fällen sehr gut ausgebildete Kräfte.
Schaulustige stören die Arbeit der Einsatzkräfte
Auch Schaulustige und sogenannte Katastrophentouristen seien eine enorme Belastung, mahnte die Notfallseelsorgerin: „Das ist fürchterlich für Betroffene und Einsatzkräfte.“ Verschiedene Regionen wie der Kreis Erftstadt und die Städteregion Aachen hatten am Wochenende erklärt, dass Schaulustige die Arbeit von Einsatzkräften stören und dazu aufgerufen, die betroffenen Gebiete weitläufig zum umfahren.
Betroffene vor dramatischen Schilderungen schützen
Unbedachte Interviews, etwa von Nachbarn, mit dramatischen Schilderungen der Ereignisse seien für Betroffene ebenfalls schwierig, erklärte van der Heyden. Solche Schilderungen in TV-Interviews enthielten oft extreme Details oder Überzeichnungen. „Das kann tiefe Emotionen wecken und Menschen wieder in die Situation versetzen“, erklärte die Notfallseelsorgerin. „Wir wollen den Menschen aber eigentlich helfen, sich von diesen schrecklichen Situationen vorerst zu distanzieren.“ Deshalb rate sie Betroffenen zu einem bedachten Fernsehkonsum. Sachliche Informationen über die weiteren Entwicklungen hingegen seien zum Verarbeiten der Ereignisse sehr wichtig.
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