Dekanat Rodgau

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    Reformation

    Prominente kommentieren Lutherzitate

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    Deutschlandradio Kultur will Martin Luther "aufs Maul schauen": Bis Weihnachten erzählen dreimal am Tag insgesamt 63 Prominente aus Kunst und Kultur, aus Kirche und Politik, was ihnen Luthers Sprüche im Jahr 2016 bedeuten. Zu hören sind die wechselnden Beiträge täglich in „Fazit“, werktags in „Studio 9“, samstags zusätzlich in „Lesart“ sowie in den Sendungen „Sonntagmorgen“ und Religionen“.

    Los geht es am 31. Oktober in „Studio 9“ mit Margot Käßmann, der Botschafterin für das Reformationsjubiläum. Dabei greift sie einen Satz Martin Luthers heraus, dem sie ausdrücklich zustimmt: „Es ist die größte Torheit, mit vielen Worten nichts zu sagen.“ Es sei eine Torheit, weil es einerseits die eigene Zeit verschwende, aber auch die Zeit von Menschen, die dem zuhören müssten. „Es ist eine große Kunst und auch die höchste Anstrengung mit wenigen Worten viel zusagen“, meint Käßmann. Sechs weitere Prominente wechseln sich in dieser Woche in den verschiedenen Sendungen ab.

    Ein katholischer Erzbischof antwortet in der Woche ab 7. November auf ein Lutherzitat zur Ehe: „Ach, lieber Herrgott, die Ehe ist nicht etwas Natürliches oder Naturbedingtes, sondern sie ist ein Geschenk Gottes.“ Den Gegensatz will der Berliner Erzbischof Heiner Koch nicht gelten lassen. Für Katholiken sei die Ehe ein Sakrament, „ein heiliger Ort, in dem Gott da ist“. Das sei nicht nur ein Zweierbund, sondern ein Dreierbund.

    Wenn Politiker zu Glaube und Kirche sprechen

    Die Bundesvorsitzende der Grünen, Simone Peter, kommentiert ab 14. November „einen Spruch mit hoher Aktualität“, wie sie selbst sagt. Er lautet: „Ämter soll man nicht verwerfen, aber man soll nicht seine eigene Ehre darin suchen.“ Ein Amt habe eine hohe Aktualität, sagt Peter, und es sei auch nicht selbsterfüllend. „Ich mache den Job nicht wegen des Amtes, sondern weil ich politische Prozesse voranbringen will.“

    Die Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan ist eine von sieben Prominenten, die in der Woche ab dem 21. November Aussprüche Martin Luthers kommentieren. Sie sagt ihre Meinung zu: „Ein Christ muss ein fröhlicher Mensch sein. Wenn er das nicht ist, dann ist er vom Teufel versucht.“ Fröhlichkeit heiße, die Wirklichkeit in den Blick zu nehmen, meint Schwan, mit dem Teufel habe sie nicht so viel im Sinn. 

    Gregor Gysi, der ehemalige Fraktionschef der Linken, hält Luthers Spruch zu den Frauen für ein „starkes Stück“. Luther soll gesagt haben: „Eine Frau hat häuslich zu sein, das zeigt ihre Beschaffenheit an; Frauen haben nämlich einen breiten Podex und weite Hüften, dass sie sollen stille sitzen.“ Hier irre Luther, sagt Gisy, „aber ich würde mal sagen, er irrt zeitgemäß“.  Zu hören ab 28. November, zusammen mit sechs weiteren Prominenten.

    So fröhlich Luther sein konnte, so frei sind manche Antworten

    „Das Freiheitsverständnis, das wir heute brauchen“ entdeckt Heinrich Bedford-Strohm, der Ratsvorsitzende der EKD, ab 5. Dezember in dem scheinbar widersprüchlichen Satz von Luther: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemanden untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“ In diesem weiten Spielraum könne er „ohne Angst seinem Gewissen folgen“. 

    Und der Kabarettist Hans Scheibner hat zu Luthers Spruch „Unkraut wächst schnell, daher wachsen die Mädchen rascher als die Knaben.“ einfach seine Töchter befragt: Ab 12. Dezember verrät er die Antwort: „Was ist denn das für ein Arschloch, der redet ja wie im Mittelalter“, soll eine geantwortet haben. Franz Müntefering, der ehemalige SPD-Vorsitzende widerspricht Luthers Ausspruch ab 19.12., von dem dieser Satz überliefert ist: „Sorge nicht für morgen. Denn du weißt nicht, was werden will, lass dir begnügen heute.“ "Nein", sagt Müntefering, „du musst das Leben nehmen wie es ist, aber du darfst es nicht so lassen“.

    Ab Weihnachten setzt sich Claudia Roth, die Vizepräsidentin des Bundestages für „die gleiche Verantwortung, die gleiche Teilhabe für Frauen“ ein. Sie reagiert damit auf Luthers Ausspruch: „Gott schuf Frau und Mann; die Frau sich zu mehren, den Mann zu nähren und zu wehren.“ In seiner Zeit habe Luther natürlich weit vorn gelegen, weil es die Frau überhaupt als eigenständiges Wesen wahrgenommen habe. Doch seine geschlechterspezifische Trennung habe „verdammt lang angehalten“. 

    Und auch  Klaus Töpfer, der ehemalige Bundesumweltminister, soll noch zu Wort kommen. Er bestätigt Luthers Ausspruch: „Das Fröhlichsein ist eine Pflicht, die sonderlich Christen zukommt“ mit einem anderen Luther-Zitat, dass „aus einem verzagten Arsch nie ein optimistischer Furz kommt“. 

    Alle Texte gibt es hier zum Lesen und (soweit gesendet) zum Nachhören

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