Von Liebe leiten lassen
Ran an die Kritik, wo fanatischer Glaube zu Gewalt beiträgt
Gerd Altmann/Shapes Rursus/pixelio.de17.01.2015 mv Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
In unserem Nachbarland Belgien herrscht Terrorwarnstufe. Ein Attentat von mutmaßlichen Dschihadisten auf die Polizei konnte gerade noch verhindert werden. Die Polizei, die sonst für den Schutz der Bürger sorgen soll, braucht jetzt selber Schutz. Jüdische Schulen in Antwerpen und Brüssel blieben gestern zur Sicherheit geschlossen. Auch in Berlin waren 250 Polizisten im Einsatz und haben zwei Männer festgenommen. Sie stehen im Verdacht, für den sogenannten „Islamischen Staat“ von Deutschland aus Anschläge in Syrien geplant zu haben.
Gewalt im Namen von Religion?
Die Angst vor Terroranschlägen hört nicht auf. Kanzlerin Angela Merkel hat am Donnerstag im Bundestag die entscheidende Frage gestellt: Warum verbinden Terroristen ihre Untaten mit ihrem Glauben? Wie können sich die Mörder von Paris auf den Islam berufen? Merkel sagte: „Ich halte eine Klärung dieser Fragen durch die Geistlichkeit des Islam für wichtig und ich halte sie für dringlich. Ihr kann nicht länger ausgewichen werden.“
Gewalt im Namen von Religion. Diesem schrecklichen Thema müssen sich alle Religionen stellen, der Islam genauso wie das Christentum. Im Christentum haben wir eine bittere Lerngeschichte hinter uns. Wir setzen uns damit auseinander, wie Kreuzzüge, Hexenverbrennungen, Verfolgung von Jüdinnen und Juden im Namen des christlichen Glaubens möglich waren.
Bezüge der Terroristen zum Islam aufdecken
Als Christ bin ich beeindruckt, wie eindeutig sich diese Woche islamische Theologen von den Universitäten in Frankfurt und Gießen zu den Attentaten von Paris geäußert haben. Sie sagen: Eine bloße Distanzierung von Gewalt reicht nicht. Sie sagen weiter: Man kann nicht einfach behaupten, die Morde und der Terror hätten „nichts mit dem Islam zu tun“. Diese hessischen islamischen Theologen stellen sich der Aufgabe. Sie wollen die Bezüge der Terroristen zum Islam aufdecken und islamische Antworten darauf geben.
Der Liebe müssen Taten folgen
„Im Namen Gottes darf nicht getötet werden!“ Vertreter der drei großen Religionen in Deutschland haben das in einem gemeinsamen Manifest nach den Anschlägen gesagt. Bibel, Thora und Koran sind „Bücher der Liebe, nicht des Hasses“, so sagen sie wörtlich. Ich meine: Liebe ist nicht nur ein Wort. Der Liebe müssen Taten folgen. Und das heißt: Ran an die Kritik, wo Religion zu Gewalt beiträgt. Da muss jeder bei seinem Glauben anfangen. Gut, dass Muslime in Hessen das jetzt so deutlich angehen.
Evangelische Kirche im hr:
hr 1 Zuspruch aktuell Samstag, 17. Januar 2015, ca. 7.10 Uhr
Diese Seite:Download PDFTeilenDrucken