Workshop im Haus der Kirche
Rassismus Paroli bieten
Heidi Förster22.11.2017 hf Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
„Menschenfeindlichkeit darf nicht hingenommen werden. Das Gespräch aufzunehmen, und die zu verteidigen, die Opfer von Diskriminierung sind, braucht Courage. Deshalb sind wir heute hier“, so Johanna Becker, die mit Kristin Flach-Köhler vom evangelischen Zentrum für interkulturelle Bildung ins Haus der Kirche zum Seminar gegen Alltagsrassismus eingeladen hat. Die 20 Teilnehmer/Innen konnten in vielen Rollenspielen nützliche Kommunikationstechniken spielerisch erproben.
Alltäglicher Rassismus
Hinter folgenden Floskeln verbirgt sich alltäglicher Rassismus, der längst nicht mehr nur an Stammtischen laut wird: „Ich bin kein Rassist, aber…“, „Die kriegen alles bezahlt…“, „Die wollen sich gar nicht integrieren“, „Das wird man doch nochmal sagen dürfen…“ oder „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“. Wie reagieren auf solche provokanten Äußerungen? Im Rollenspiel wurde klar, dass sich Personen mit ausländerfeindlichen Parolen in Rage reden, Aufmerksamkeit und Bestätigung in ihren Vorurteilen suchen, jedoch kaum in der Lage sind, zuzuhören. Sozialneid spielt eine große Rolle. Aus der eigenen Unzufriedenheit erwachsen Zorn und Angst auf alles Fremde. Wenn wir diese Menschen ernst nehmen, deutlich machen, dass ihr schlechtes Befinden nichts mit dem Flüchtling oder Ausländer zu tun hat und gezielt rückfragen, können wir immerhin Verunsicherung oder sogar ein Nachdenken bewirken. Wenn man erkennt, dass keinerlei Gesprächsbereitschaft da ist, hilft auch ein Themenwechsel. Auch durch Stillschweigen oder Ignorieren des Gegenübers kann man die eigene klare Haltung deutlich machen.
Wie handeln in bedrohlichen Situationen?
In einer Szene spielten Teilnehmer eine wahre Situation nach, in der ein Ausländer auf der Straße bedroht wurde. Als er auf einem Parkplatz gerade sein Fahrrad abschließen will, wird er von zwei randalierenden Passanten angepöbelt, die sich ihm aufdringlich nähern, mit einem Schal bedrohen und behaupten, er habe das Fahrrad wohl gestohlen. Hilfreich war hier, dass eine Passantin den Blickkontakt zu dem Bedrängten suchte und laut per Handy die Polizei verständigte, worauf die Angreifer flüchteten.
Anti-Rassismus-Trainerin ManuEla Ritz
Die Berliner Anti-Rassismus-Trainerin ManuEla Ritz ist in einer Kleinstadt in Sachsen aufgewachsen und musste selbst aufgrund ihrer dunklen Hautfarbe immer wieder Diskriminierung erleben. Seit 15 Jahren bietet sie Kurse an, um Menschen zu ermutigen, öffentlich für Toleranz und gegenseitigen Respekt einzutreten. Wichtig sei es, sich auf das Gespräch gegen Stammtischparolen gut vorzubereiten, sich darüber klar zu sein: „Will ich auf den Anderen eingehen und in einen Dialog kommen? Will ich ihn überzeugen oder zur Ruhe bringen?" Um mit einer überzeugenden Haltung argumentieren zu können, solle man sich bewusst machen: „In welcher Gesellschaft will ich leben und was ist okay, das in meiner Gegenwart passiert?“
Die Teilnehmer des Workshops waren sich einig, dass man angesichts des zunehmenden Alltagsrassismus hierzulande nicht schweigen darf. In guter Gruppenatmosphäre wurden überzeugende Strategien eingeübt. Ein kurzweiliger, spannender, lehrreicher und anregender Workshop für den die Veranstalterinnen am Ende großen Applaus erhielten.
Heidi Förster
Öffentlichkeitsarbeit
PRESSEBERICHT von Charlotte Martin im Rüsselsheimer Echo vom 20.11.2017
Diese Seite:Download PDFTeilenDrucken