Kirche in Commerzbank-Arena
Stadiongottesdienst zur EM: Europa nicht aufs Spiel setzen
EKHN/RahnKirchenpräsident Volker Jung im EM-Stadiongottesdienst zu Deutschland-Polen16.06.2016 vr Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Frankfurt / Darmstadt, 16. Juni 2016. Bei einem ökumenischen Gottesdienst in der Frankfurter Commerzbank-Arena im Vorfeld des EM-Spiels Deutschland gegen Polen haben sich der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, sowie der katholische Stadtdekan von Frankfurt am Main, Johannes zu Eltz, für ein geeintes und starkes Europa ausgesprochen. „70 Jahre Frieden in Europa nach Jahrzehnten von Krieg, Vertreibung, Zerstörung und Vernichtung ist Menschen zu verdanken, die den Kopf zum Himmel gehoben und eine Vision von Versöhnung und Freundschaft entwickelt haben“, sagte Kirchenpräsident Jung am Donnerstagabend (16. Juni). Dies dürfe nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden. Europa müsse „ein Stabilitätsfaktor in dieser Welt voller Zerreißproben“ bleiben. Er wies vor dem Referendum über den möglichen Austritt Großbritanniens aus der EU in der kommenden Woche auch auf die englische Stadionhymne „You‘ll never walk alone“ (Du wirst nie alleine gehen) hin. Die Briten sollten sich die Verse des Liedes zu Herzen nehmen und auf einem gemeinsamen Weg trotz möglichem Gegenwind weitergehen. Auch die Kirchen wollten dazu beitragen, Frieden und Gerechtigkeit in einem geeinten Europa zu bewahren.
Besondere Beziehung zu Polen
Stadtdekan zu Eltz erinnerte in der ökumenischen Feier unter dem Motto „Doppel(s)pass“ auch an die besondere Beziehung Deutschlands zu Polen, zu der nicht nur die legendäre „Wasserschlacht“ von Frankfurt bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 gehöre. So seien die Zerstörungen des Nachbarlandes im Zweiten Weltkrieg und die nationalsozialistischen Verbrechen, die sich mit dem polnischen Ort Ausschwitz verbinden ließen, Teil einer bedrückenden Historie. Angesichts „einer Geschichte voller Tränen und Leid“ dürfe Deutschland dankbar sein, dass die umliegenden Länder ihm nach 1945 einen Neuanfang ermöglicht hätten. „Heute begegnen wir uns als Nachbarn“, so der Stadtdekan. Er wies beispielsweise auf den im Juli bevorstehenden Weltjugendtag der katholischen Kirche in Krakau hin, zu dem drei Millionen Gäste erwartet würden.
Gedenken an die Terroropfer von Paris
In dem Gottesdienst wurde auch der Opfer der Terrorangriffe von Paris aus dem vergangenen Herbst gedacht. So sei einer der Anschlagsorte auch das Stadion in Saint-Denis gewesen, in dem am Donnerstag die deutsche Nationalelf gegen die Mannschaft aus Polen antrat. Menschen dürften jedoch nicht die Sehnsucht verlieren, dass „der Respekt vor der Würde eines jeden Menschen aus dem Blick gerät – ganz gleich, aus welchem Land ein Mensch kommt, welches Geschlecht er hat und welche Hautfarbe oder welcher Religion er angehört“, sagte Kirchenpräsident Jung. Das Gebet um den Frieden sei immer wieder neu wichtig. Und die Hoffnung auf „Gottes Schirm und Schutz für die Begegnung von Menschen, für unser Miteinander“, so Jung.
Feier mit Cheerleadern in der Arena
Bei der Feier hatten die beiden Geistlichen im Stadion auch von einem fußballbegeisterten Theologen-Team und Gästen der Polnischen Katholischen Gemeinde aus Frankfurt Unterstützung erhalten. Musik ins Spiel brachte die Frankfurter Band „Habakuk“ um Stadionpfarrer Eugen Eckert. Dafür, dass die ökumenische Fußballgemeinde trotz vieler ernster Themen richtig in Schwung kam, sorgten die Cheerleader des Teams der „Galactic Dancers“ mit ihren Choreographien zur Liturgie.
Gottesdienst-Idee kam vom Stadionmanagement
Mit der Hälfte der Kollekte des Gottesdienstes wird eine Jugendbegegnungsstätte im polnischen Ort Kreisau unterstützt, die sich vor Ort gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit einsetzt und mit interkulturellen Begegnungs- und Entwicklungsprojekten für die europäische Einigung eintritt. Die andere Hälfte erhält das „Fair Play Forum“, das sich mit Hilfe des Fußballs um die Integration von Flüchtlingen bemüht. Veranstalter des Public Viewing im Frankfurter Stadion waren die Commerzbank-Arena und der Radiosender hr3. Die Idee für den Gottesdienst im Vorfeld des Spiels hatte Patrik Meyer, Geschäftsführer der Stadion Frankfurt Management GmbH (SFM). Diesen Anstoß des Stadionmanagers nahmen die evangelische und die katholische Kirche mit Begeisterung an und verwandelten ihn in einen ökumenischen Gottesdienst unter dem Motto „Doppel(s)pass“. Zuvor waren sich auf dem Gelände der Commerzbankarena bereits die Elf der hessen-nassauischen Pfarrermannschaft und die Auswahl des Hessischen Rundfunks auf dem Rasen begegnet. Das technisch versierte und junge Radio-Team gewann 6 : 2.
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