Als Pfarrer in die Südsee
Von St. Petersburg bis Tahiti
Hapag Lloyd KreuzfahrtenAn Deck der MS Europa03.07.2013 evb Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Erika von BassewitzDieter Roos arbeitet regelmäßig als BordpfarrerAcapulco, Hawaii, Fidschii, Samoa, Sydney – schon wenn Dieter Roos die Stationen einer seiner Reisen aufzählt, dürften die meisten Menschen ihn beneiden. Der Frankfurter Roos bereist als Bordpfarrer die Welt. Sein Arbeitsplatz: Kreuzfahrtschiffe wie der bekannte Luxus-Liner MS Europa (5-Sterne-plus) und andere, kleinere Schiffe großer Reedereien. Sein Arbeitsort: Die Meere der Welt. „Ich wollte mich auch als Rentner noch einbringen und habe eine neue sinnvolle Tätigkeit gesucht, “ erzählt der Pfarrer im Ruhestand. Auf dem Wasser fühlte sich der siebzigjährige Surfer schon immer wohl.
Mit dem Pfarrer an den Pool und in die Stadt
„Es ist Arbeit, aber nicht nur, “ gibt er zu. „Und auch wenn ich dort im Liegestuhl am Pool liege, bin ich immer noch der Pfarrer und werde angesprochen.“ Seit 2009 betreut Roos Urlauber und Crewmitglieder auf Kreuzfahrten, ein bis zwei Reisen von je zwei bis fünf Wochen unternimmt er pro Jahr. Zu seinen Aufgaben gehören tägliche Gottesdienste oder Andachten und die seelsorgerische Betreuung der Menschen an Bord.
Nebenher übernimmt er auf Landgängen die Funktion des Reiseleiters, begleitet Busse, führt Touren. Freiwillig. „So eine gemeinsame Stadtbesichtigung verbindet, “ schwärmt er. Überhaupt ist ihm, dem langjährigen Telefonseelsorger, der persönliche Kontakt wichtig. „Das macht auch den besonderen Reiz dieser Arbeit aus. Die Menschen sehen mich nach der Fahrt meist nie wieder, daher trauen sich viele, sich mit sehr persönlichen Problemen an mich zu wenden.“ So wollte eine Witwe ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes noch einmal die Reise machen, die sie damals zu seinen Lebzeiten mit ihm gemeinsam erlebt hatte. Alleine war das schmerzhaft. Roos, der Seelsorger, stand ihr auf der Fahrt zur Seite.
Besondere Herausforderung: Starker Wind auf der Kapitänsbrücke
Fröhlicher ging es auf seiner ersten Fahrt zu, als ein heiratswilliges Paar auf dem Balkon vor der Kapitänsbrücke getraut werden wollte. „Das Problem war nur, dass die gar nicht standesamtlich verheiratet waren, “ erinnert sich Roos. Man einigte sich auf eine Segnungsfeier. „Da oben herrschte so ein starker Wind, dass wir keine Kerze anzünden konnten. Mein Talar wehte, “ Roos lacht. „Und ich musste aufpassen, dass ich meine Zettel nicht verliere.“
Bordseelsorger kümmerten sich anfangs um Auswanderer
Für die 400 bis 2000 Menschen auf den Kreuzfahrtschiffen steht immer nur ein Pfarrer bereit. Ein Teil der Routen wird von evangelischen Pfarrern begleitet, der andere von katholischen.
Zentraler Ansprechpartner für Bordseelsorger ist die evangelische Auslandsberatung in Hamburg. Die Hafenstadt bildete lange Zeit den Startpunkt einer Auswanderung in andere Kontinente. Aufgabe der Bordseelsorger war es daher, die Auswanderer auf den mehrwöchigen Überfahrten in die neue Heimat zu begleiten. Heutzutage betreuen die Bordpfarrer meist deutsche Urlauber auf Kreuzfahrtschiffen, bisweilen besuchen auch Mitglieder der oft sehr internationalen Crew die Andachten und Gottesdienste.
„Die einen gehen ins Spa, die anderen in den Gottesdienst“
„Der tägliche Gottesdienst des Bordpfarrers ist ein Angebot unter vielen, “ berichtet Roos. „Die einen gehen ins Spa, die anderen in den Gottesdienst.“ Mal hören ihm 150 Menschen zu, mal weniger als 30.
Im November geht Roos wieder an Bord der MS Europa. Von Nizza fährt er über Barcelona und Casablanca nach Madeira und Venezuela. 21 Tage, für die Urlauber je nach Unterkunftsart zwischen 7.000 und 20.000 Euro zahlen. Roos freut sich auf die Reise. Nur einen Wehmutstropfen gibt es: „Nach Venezuela geht die MS Euopa noch auf eine Karibik –Rundreise. Da wäre ich lieber gerne dabei gewesen. Leider übernimmt der da der katholische Kollege.“
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