Armut
Wissenschaftlerin warnt vor „Ernährungsarmut“
Grafner/istockphoto.comDurch das geringere Budget achten Betroffene verstärkt auf den Preis von Lebensmitteln: Sonderangebote, Grundpreisangaben oder der Einkauf im Discounter.31.07.2015 epd Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
„Das Arbeitslosengeld reicht gerade für eine Grundernährung“, sagt die Gießener Ernährungswissenschaftlerin Juliane Yildiz dem Evangelischen Pressedienst (epd). Menschen mit niedrigem Einkommen müssten überproportional viel Geld für Essen ausgeben. Sie ernährten sich daher unausgewogener als Menschen, die mehr Geld haben. Es gebe in Deutschland eine „Ernährungsarmut“, die allerdings bisher kaum erforscht wurde.
Dabei wüssten Menschen mit geringem Einkommen sehr wohl, was eine gesunde Ernährung ausmacht. Sie würden gerne mehr Obst und Gemüse und weniger abgepackte Lebensmittel kaufen. „Die Leute gehen alle sehr rational vor und machen Preisvergleiche.“ Einige fühlten sich stigmatisiert und ausgegrenzt, denn Ernährung sei auch ein soziales Mittel: „Keine Feier ohne Essen.“ Die Leute könnten seltener Freunde einladen, Besuche im Restaurant würden zum Luxus.
Yildiz hat für ihre Doktorarbeit die Nationale Verzehrstudie ausgewertet und sie durch eigene Interviews mit Menschen ergänzt, die wenig Geld zur Verfügung haben. Ergebnis: „Die Leute sparen sofort am Fleisch.“ Fleisch werde als Luxus-Lebensmittel empfunden. Sie schränkten die Menge ein oder kauften im Discounter, was sie nicht wollten. Einige Interviewpartner sagten: „Wir würden gerne beim örtlichen Metzger kaufen. Das haben wir früher auch gemacht, aber es geht nicht.“
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