Dekanat Rodgau

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    Zeugnisse

    Zittern vor der Zeugnisausgabe – wie Eltern gelassen reagieren können

    Blue_Cutler/istockphoto.comLernerfolge brauchen gute Beziehungen und Zeit

    Es gibt Zeugnisse. Für viele Schüler ein Tag mit Bauchschmerzen. Psychologin Petra Mattes und Schulseelsorgerin Ina Claus haben Tipps, wie Eltern ihre Kinder motivieren können.

    privatPsychologin Petra Mattes und Schulseelsorgerin Ina ClausPsychologin Petra Mattes und Schulseelsorgerin Ina Claus

    „Schlechte Noten frustrieren Eltern und Kinder“, sagt Petra Mattes. Sie ist Erziehungsberaterin und Psychologin im Wiesbadener Nachbarschaftshaus. Dort hat sie die Erfahrung gemacht, dass Kinder  und Jugendliche sich viel häufiger für ihre Noten schämen als Eltern denken. Die Angst vor Ärger wegen des schlechten Zeugnisses kann enorm sein. Das hat auch Ina Claus erlebt. Sie ist evangelische Schulseelsorgerin und -pfarrerin an der Gutenbergschule in Wiesbaden und erfährt von den Gedanken vieler Eltern. Sie sagt, dass auch Mütter und Väter sich durch schlechte Noten kritisiert fühlten, denn manche gingen davon aus: „Wenn mein Kind gut in der Schule ist, dann mache ich alles richtig und das heißt: Alles ist gut zu Hause“.

    Vertrauen schaffen

    Gerade wenn Kinder und Jugendliche ein schlechtes Zeugnis nach Hause bringen, sind sie angespannt. Deshalb empfiehlt Schulseelsorgerin Claus den Eltern, etwas Schönes mit ihrem Kind zu unternehmen: „Zum Beispiel raus gehen und sich bewegen.“ Wenn sich die Situation entspannt habe, dann könne mit dem Kind gesprochen werden.

    Zuneigung zeigen – unabhängig von schlechten Noten

    Damit Kinder nicht den Eindruck bekommen, ihre Eltern zu enttäuschen, sei es wichtig, das Kind unabhängig von seinen schlechten Noten zu sehen, betont Mattes. Auch Claus unterstreicht: Eltern dürften nicht vergessen, ihrem Kind zu signalisieren: „Du bist trotzdem okay und wir mögen dich!“.

    Sprechen und analysieren: Woher kommen die schlechten Noten?

    Wenn die Gesprächsbasis entspannt ist und Eltern den Druck von den Schultern ihrer Kinder genommen haben, sei es „ganz wichtig, mit der Tochter oder dem Sohn über die schlechten Noten zu sprechen“, rät Mattes. Denn nur so könne sich etwas ändern. Auch Claus empfiehlt die Ursachen zu erforschen, denn es müsse nicht nur am Können der Schüler liegen, auch Kopfschmerzen oder Probleme mit Lehrern seien Gründe für schlechte Noten. Eltern sollten mit ihrem Kind jedes Fach besprechen, in dem es nicht so ideal laufe. Meist wüssten Kinder, auch schon die ganz Kleinen von sieben oder acht Jahren, was ihnen im Unterricht oder am Lernstoff schwer falle, sagt die Erfahrung von Psychologin Mattes. Laut Claus ist es wichtig „gemeinsam nach vorne zu schauen, den Fokus in die Zukunft zu richten“. Also zu überlegen, was die nächsten Schritte sein werden.

    Stärken des eigenen Kindes betonen

    Mattes empfiehlt allerdings auch, die Stärken des Kindes deutlich anzusprechen. Es sei wichtig auf die guten Noten, wie die eins in Englisch, zu schauen; das Kind dafür zu loben und zu fragen, wie es das geschafft habe. „Der Blick auf die gute Note, erweitert das Wissen dahingehend was es tun kann, um gut zu sein“. Das sei zugleich der beste Trost für unzufriedene oder traurige Kinder. Auch der Vergleich zu dem vorherigen Zeugnis, könne stärken, wenn Noten sich verbessert hätten. Hingegen andere Fähigkeiten außerhalb des schulischen Rahmens zu loben, würden Jugendliche schnell als „billigen Trost“ empfinden.

    Tipps für bessere mündliche Noten

    Claus und Mattes sind sich einig: „Schlechte Noten fallen nicht am Tag der Zeugnisausgabe vom Himmel“. Die schlechten Noten kündigen sich zum Beispiel durch die Ergebnisse von Klassenarbeiten an. „Häufig liegt es auch an der Mitarbeit, Schülerinnen und Schüler haben Angst davor, etwas Falsches zu sagen und 100-prozentig richtig ist eine Antwort ja selten“, bemerkt Mattes. Deswegen können Eltern ihre Kinder aufmuntern, sich mündlich zu beteiligen und keine Angst vor eigenen Fehlern zu haben. Mattes kennt dazu eine motivierende Methode: „Wenn Kinder sich melden, können sie auf eine Liste, die sie mit ihren Eltern gestaltet haben, ein Sternchen oder Smiley draufkleben, als Belohnung für ihren Mut.“

    Ehrlicher Umgang mit Leistungen

    „Über die Hälfte aller Kinder bekommen regelmäßig Nachhilfe“, das ist Mattes‘ Eindruck in der Beratungsstelle. „Niemand sollte sich scheuen, seinem Kind eine ordentliche Nachhilfe zu organisieren“, bekräftigt sie. „Nichts ist schlimmer als wenn Kinder und Jugendliche dauerfrustriert sind“, da ist sich Schulseelsorgerin Claus sicher. Sie empfiehlt einen ehrlichen Umgang mit der Leistung der eigenen Kinder und wenn es erforderlich ist, dann auch die Schulform zu wechseln. 

    „Umwege erhöhen die Ortskenntnis“

    Schließlich kennt Mattes noch einen besonderen Tipp, wie Schüler Mut für das nächste Schuljahr oder -halbjahr schöpfen können: „Eltern können mit ihren Kindern Stars oder Politiker heraussuchen, die krumme Wege gegangen sind, vielleicht sitzen geblieben sind, aber trotzdem ein glückliches Leben haben.“ 

     

    Ein Zitat von Kurt Tucholsky, das Mattes gerne mag, resümiert ihre Haltung: „Umwege erhöhen die Ortskenntnis“.

     

    [Stand: 30.1.2014]

     

     

     

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