Dekanat Rodgau

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    Kinderbetreuung

    Am Freitag - Kinder ohne ihre Eltern, aber mit „kids on tour“ auf Reisen

    Peter KrauchKids on tour: Yannis bei der Ankunft in Frankfurt

    Das Kind alleine reisen lassen? Die Bahnhofsmission bietet zusammen mit der Deutschen Bahn „Kids on Tour“ an. So kommen vor allem Kinder aus Patchwork-Familien und von Alleinerziehenden sicher an ihr Ziel.

    Peter KrauchKids on tour spielen im ZugGisela Stock spielt im Zug mit Felix und Yannis

    Von Peter Christian Krauch

    Von Leipzig nach Frankfurt: Am Hauptbahnhof Leipzig werden der zehnjährige Yannis und der elfjährige Felix von ihren Eltern in der Bahnhofsmission abgegeben. Denn manchmal ist es Eltern nicht möglich, ihre Kinder bei ihrer Bahnfahrt zu begleiten, beispielsweise aus Zeitgründen. Felix ist sichtlich nervös und zurückhaltend, immerhin ist er noch nie eine so weite Strecke ohne Mutter oder Vater mit dem Zug gefahren. Aber alleine verreisen wird er nicht, denn Gisela Stock von der Frankfurter Bahnhofsmission ist schon vor Ort und stellt sich den Kindern als heutige Begleiterin vor. 

    „Manchmal habe ich keine Lust zu Hause zu sein“

    Yannis ist die Strecke schon öfter gefahren und er feuert seinen Vater vom Zug aus an, denn sein Papa läuft noch ein Stückchen am Bahnsteig mit. Das mache er jedes Mal, sagt Yannis. Felix hat sich auf seinem Sitz niedergelassen und erzählt, dass er verreisen eigentlich „ganz okay“ findet und gibt offen Auskunft: „Manchmal will ich einfach nach Frankfurt zu meinem Vater.“

    Kinder sollen sich auf der Fahrt nicht langweilen

    Gisela Stock holt ihren roten Spielekoffer hervor. Sofort suchen sich Yannis und Felix das Spiel „Vier gewinnt“ aus dem Koffer. „Ich habe am liebsten Spiele, die man nicht erklären muss“, so Stock. Im Laufe der Fahrt werden sie noch „Käsekästchen“ und „Mensch ärgere dich nicht“ spielen. „Meine Aufgabe ist, dass ich die Kinder bespaße“, beschreibt die Begleiterin. „Sie sollen eine schöne und angenehme Fahrt haben und sich nicht langweilen. Mein Ziel ist, dass sie lachen.“ Nach einigen Runden vertieft sich Yannis in sein Taschenbuch und Felix zeigt Fotos von seinem Angelausflug vor einigen Tagen. 

    Gefühle der Kinder ernst nehmen

    „An einem Freitag habe ich mal ein Kind begleitet, das auf die Lehrer geschimpft hat“, erzählt die Begleiterin. „Wir waren ganz alleine im Abteil und ich habe gesagt: ‚Lass es raus!’ Dann wurde gelästert und als wir in Frankfurt ankamen, hörte ich die Eltern sagen, sie hätten das Kind selten so fröhlich gesehen.“ Viele der Kinder sprächen frei gegenüber der Begleiterin, erzählt sie. 

    Begleiterin der Bahnhofsmission ist mit Spaß dabei

    Für Gisela Stock sind die Fahrten mit „Kids on Tour“ ein großer Gewinn und der Spaß bei der Arbeit steht für sie im Vordergrund: „Ich habe dann Gelegenheit, ICE zu fahren. Ich genieße die Fahrt alleine zu den Kindern und mir macht es Spaß, dann mit den Kindern spielend zurück zu fahren.“ Die Spiele sind für die Rentnerin mehr als nur eine Beschäftigung auf der Reise: „Ich will auch meinen Spaß haben, sonst würde ich es nicht machen.“ 

    Offenes Ohr und offene Augen für die Probleme der Kinder 

    „Mit den Kindern habe ich keine Probleme“, sagt Gisela Stock. Aber manche Kinder bringen ihre Probleme mit und das beschäftigt sie: „Diese unendlich traurigen Augen berühren mich schon. Das Kind lacht, aber die Augen bleiben traurig. Da kommen mir sofort die Tränen, wenn ich dran denke. Aber ich kann es nicht ändern.“ Damit die Begleiter von „Kids on Tour“ angemessen reagieren können, besuchen sie regelmäßig Fortbildungen.

    Wundermittel „Lach dich schlapp“

    Eine Stunde vor Frankfurt holt Gisela Stock ihr „Wundermittel“ heraus: Das Spiel „Lach dich schlapp“. Jeder bekommt Kärtchen und muss eine Frage an den anderen stellen. Dieser muss eine vorgegebene Antwort vorlesen. Die irrsten Kombinationen bringen Felix, Yannis und Gisela Stock immer wieder zum Lachen. „Hast du schon mal eine ganze Schachtel Pralinen verdrückt? – „Und wie! Darin gebe ich Unterricht.“ Oder: „Hast du schon mal eine Sechs-Minus im Zeugnis gehabt? – „Nein, das klappt einfach nicht.“

    Mit Kids on Tour vergeht Reise wie im Flug

    Felix ist sich sicher: „Auf jeden Fall fahre ich nochmal mit Kids on Tour mit.“ Dem kann sich Yannis nur anschließen: „Du fährst zwar zusammen mit fremden Kindern, aber wenn du sie ein bisschen kennst, sind sie nett und du kannst mit ihnen spielen. Da wird dir nie langweilig.“

    In Frankfurt wird die kleine Reisegruppe von einem Mitarbeiter der Bahnhofsmission in Empfang genommen. Hier trifft Yannis seinen Patenonkel: „Wie schön, dich zu sehen!“ Felix fällt seinem Vater in die Arme. In dem Gewusel der Ankommenden steht Gisela Stock – sie hat alle Kinder sicher und „bei bester Unterhaltung“ von A nach B gebracht und blickt zufrieden auf ihre heutige Gruppe.

    Zur Aktion „Sieben Tage, 24 Stunden rund um den Bahnhof“ auf www.ekhn.de/bahnhof

    Kids on Tour

    Kinder können auf neun Strecken freitags und sonntags mit Kids on Tour reisen. Begleitet werden die 6- bis 14-Jährigen von pädagogisch geschulten Begleiterinnen und Begleitern der Bahnhofsmission. Das Angebot kostet 35 Euro pro Strecke, Geschwister noch 30 Euro. Im vergangenen Jahr wurde das Angebot 50.000 Mal genutzt. 

    Buchungen sind über die Website der Deutschen Bahn möglich. 

    Mehr Infos gibt es auf der Seite der Bahnhofsmission 

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