Jahreslosung 2023
(An-)Gesehen werden
© Peter BongardPfarrerin Ulrike Scherf, Stellvertretende Kirchenpräsidentin der EKHN26.12.2022 red Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
© ekiba / fundus.ekhn.deSie hat es nicht leicht, die Ägypterin Hagar. Denn sie ist eine Sklavin. Sie steht in der Hierarchie ganz unten, muss tun, was andere ihr befehlen und hat selber nichts zu sagen. In ihrem Leben fühlt sie sich nicht zuhause.
Irgendwann hält sie es nicht mehr aus, rennt weg, flieht in die Wüste. Dort kommt sie zur Ruhe und wird angesprochen. Von einem Engel, von Gott. Ihr wird klar: Gott geht mit, vor ihm braucht sie nicht zu fliehen, vor ihm braucht sie sich nicht zu verstecken. Gott weiß, wie es ihr geht – und sieht sie an, nimmt sie wahr, so wie sie ist.
„Du bist ein Gott, der mich sieht“ – so nennt Hagar ihren Gott.
Gesehen werden – das ist ein Bedürfnis, das wohl jede und jeder von uns hat. Gesehen werden, das heißt: jemand kennt mich richtig, interessiert sich für mich, sieht mich an, hält meinem Blick auch einmal stand. Wer mich so ansieht, der meint wirklich mich.
Gott sieht mich an. Sein Blick zeichnet mich aus, macht mich besonders. Ebenso sieht Gott jeden anderen Menschen an, zeichnet ihn aus, macht ihn besonders.
Die Jahreslosung lädt uns ein, uns selbst wahrzunehmen als von Gott gesehen und gehört. Und mit Gottes Blick auch auf andere zu schauen und zu hören. Achtsam für das Empfindsame, Verletzte, Einsame oder Hilfsbedürftige in anderen Menschen zu sein. Zu erleben, wie bereichernd es ist, wenn Gott selbst mich wiederum durch die Augen jenes anderen Menschen ansieht.
Für 2023 wünsche ich mir, dass wir etwas von diesem göttlichen Blick in die Welt tragen. Ein Blick der sagt: Ich sehe dich, ich interessiere mich für Dich. Ich weiß, dass Du wertvoll und wichtig bist. Für mich bist Du Gottes geliebtes Geschöpf.
Und ich wünsche mir, dass wir uns ansehen lassen von Gott - so wie wir sind: mit allem, was uns ausmacht.
Ihnen allen ein gutes, gesegnetes Jahr 2023 – voller besonderer Augen-Blicke.
wünscht Ihre Ulrike Scherf, Stellvertretende Kirchenpräsidentin
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