Zweiter Weltkrieg
Blindgänger aus dem Krieg noch heute eine Gefahr
Holger Weinandt/wikipedia.deEvakuierung in Koblenz am 4. Dezember 2011: Fundort der britische 1,8 Tonnen (4000 Pfund) schweren Luftmine in Koblenz-Pfaffendorf, Horst Lenz (Leiter des rheinland-pfälzischen Kampfmittelräumdienstes) bei der Überprüfung der Aufschlagzünders06.05.2015 esz Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
von Nils Sandrisser (Evangelische Sonntags-Zeitung)
Experten schätzen, dass etwa jede zehnte Bombe, die die Alliierten auf deutsche Städte warfen, nicht explodierte. Demnach dürften noch zehntausende Sprengkörper unerkannt in der Erde liegen. Der Deutschlandfunk meldete, es dauere noch 60 Jahre, bis Deutschland frei von Blindgängern sei. In Berlin werden etwa noch rund 3000 Bomben in der Erde vermutet, in Hamburg mehr als 2000.
Immer wieder gibt es Unglücke durch explodierende Blindgänger. Im Januar 2014 starb ein Baggerfahrer im nordrhein-westfälischen Euskirchen, als der Greifarm seines Gefährts auf eine alte Fliegerbombe traf. Im Juni 2012 explodierte in Göttingen eine Bombe und tötete drei Sprengmeister, die sie gerade entschärfen wollten. Eine Fräsmaschine löste im Oktober 2006 auf der Autobahn A3 einen Blindgänger aus, ein Bauarbeiter starb.
Blindgänger werden meist zufällig gefunden
Aber nicht nur alliierte Munition liegt im Boden. Deutsche Flugabwehrkanonen schossen Millionen Granaten in den Himmel. Etwa zehn Prozent von ihnen detonierten nicht wie vorgesehen in sechs bis acht Kilometern Höhe, sondern fielen wieder zur Erde herab.
Bislang werden Blindgänger meist zufällig gefunden. Es gibt in Deutschland keine systematische großflächige Suche nach alten Fliegerbomben. Sachverständige sehen eine zunehmende Gefahr in den Altlasten des Krieges, weil früher oder später alle Sprengkörper explodieren würden. Vor allem die mit Zeitzündern versehenen Luftminen, die Löscharbeiten nach einem Angriff behindern sollten, seien gefährlich. Ihr Zündmechanismus bleibt prinzipiell immer scharf.
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