EKHN-Herbstsynode
Synode zu Demokratie und Antisemitismus
© Peter Bongard / fundus-medien.deAm traditionellen Tagungsort, dem Dominikanerkloster in Frankfurt, tagt die EKHN-Herbstsynode. Unser Archivbild entstand bei der Frühjahrsynode 2022.30.11.2023 vr Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Das demokratische Miteinander, zunehmender Antisemitismus, der erste Doppelhaushalt und die Zukunft der evangelischen Kirche: Das sind nur einige der über 40 Tagesordnungspunkte, mit denen sich die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) noch bis Samstag in Frankfurt am Main beschäftigt.
Eröffnet wurde die Herbsttagung am Mittwochmorgen (29. November) um 9.30 Uhr mit einem Gottesdienst in der Frankfurter Paulskirche. 175 Jahre nachdem dort das erste gesamtdeutsche Parlament zusammentrat, hat das Kirchengremium mit seinen 120 Delegierten ein Zeichen für die Demokratie gesetzt. Danach wurde das Treffen am traditionellen Tagungsort, dem Dominikanerkloster in Frankfurt, fortgesetzt.
Heute am Donnerstag soll dort auch eine Solidaritätserklärung für Jüdinnen und Juden verabschiedet werden. Die hessen-nassauische Kirchensynode ist mit einem Parlament vergleichbar und repräsentiert rund 1,4 Millionen Evangelische in einem Gebiet von Biedenkopf über Mainz bis Neckarsteinach. Die Sitzung der ehrenamtlich arbeitenden Kirchensynode wird live im Internet übertragen auf www.ekhn.de/synode
Erstmals Doppelhaushalt in der Beratung
Traditionell steht auf der Herbstsynode das Kirchen-Budget auf der Tagesordnung. Erstmals werden die Synodalen dabei über einen Doppelhaushalt für die kommenden beiden Jahre entscheiden. Eingebracht werden soll er gleich am Mittwochnachmittag. Über ihn abgestimmt wird dann zwei Tage später. Der EKHN-Haushalt sieht für 2024 ein Volumen von etwa 736 Millionen Euro und für 2025 von rund 743 Millionen Euro vor. Der vorgelegte Haushaltsplan rechnet angesichts der kritischen Konjunkturlage in den kommenden beiden Jahren mit nahezu gleichbleibenden Kirchensteuerreinnahmen von 540 beziehungsweise 543 Millionen Euro. Im Rahmen der Budget-Debatte wird der Blick auch auf die aktuelle Kirchensteuersituation fallen.
Solidaritätsbekundung für Jüdinnen und Juden
Auf der Synode wollen die Delegierten heute am Donnerstag auch ihre Solidarität gegenüber Jüdinnen und Juden zum Ausdruck bringen. So soll nach den Terrorattacken der Hamas auf Israel und im Licht des zunehmenden Antisemitismus hierzulande eine Solidaritätserklärung verabschiedet werden. Zu dem Tagesordnungspunkt wird am Donnerstagnachmittag auch der Frankfurter Rabbiner Julian-Chaim Soussan erwartet. Im Entwurf der Erklärung heißt es unter anderem: „Wir nehmen es nicht hin, dass Jüdinnen und Juden sich in Deutschland nicht mehr sicher fühlen können. Wir stehen als Evangelische Kirche unmissverständlich an ihrer Seite und bekräftigen unsere Verbundenheit mit den jüdischen Gemeinden und Institutionen. Wir bitten unsere Gemeinden und Mitglieder, sich daran erkennbar zu beteiligen und ihre Solidarität zum Ausdruck zu bringen.“
„ekhn2030“: Vom Reformvorhaben zum Transfomationsprozess
Die innerkirchlichen Debatten auf der Synode werden voraussichtlich von der Weiterarbeit am umfassenden Zukunftsprozess „ekhn2030“ geprägt sein. Die hessen-nassauische Kirche begegnet mit dem 2019 beschlossenen Projekt dem tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel und Rückgang der Mitglieder. „ekhn2030“ soll in der evangelischen Kirche mehr „Licht und Luft zum Glauben“ schaffen, so das Motto. Zu „ekhn2030“ will am Mittwochnachmittag Kirchenpräsident Volker Jung sprechen. Er hat angekündigt, zu beschreiben, warum er in dem Projekt kein Reformvorhaben mehr, sondern eine umfassende „Transformation“ der Kirche sieht. Dann wird auch eine aktualisierte Finanzprojektion bis zum Jahr 2060 vorgestellt. Zur Diskussion stehen am Mittwoch schließlich auch die Zuschüsse an das Bibelhaus-Erlebnismuseum in Frankfurt. Am Donnerstag wird es dann um die Zahl der gesamtkirchlichen Pfarrstellen gehen, die reduziert werden muss. Am Donnerstagnachmittag steht dann unter anderem eine umfassende Digitalisierungsstrategie für die EKHN sowie ein Konzept für die Gewinnung von Mitarbeitenden zur Debatte. Am Freitag soll über die Zuweisungen an die Diakonie entschieden werden. Außerdem in der Überlegung: Ein „Jugend-Check“ für alle Gesetzesvorhaben. Regelungen sollen künftig viel stärker auf ihre Zukunftsauswirkungen hin geprüft werden als bisher.
Hintergrund zur Synode
Die hessen-nassauische Kirchensynode repräsentiert rund 1,4 Millionen Evangelische in einem Gebiet von Biedenkopf über Mainz bis Neckarsteinach. Die Synode hat derzeit 120 ehrenamtlich arbeitende Mitglieder. Zwei Drittel davon sind nicht-ordinierte Gemeindemitglieder, ein Drittel Pfarrerinnen und Pfarrer. Eine Legislaturperiode dauert sechs Jahre. Geleitet wird die Synode vom fünfköpfigen Kirchensynodalvorstand unter dem Vorsitz der ehrenamtlichen Präses Birgit Pfeiffer. Die Synode verabschiedet Gesetze, besetzt durch Wahl die wichtigsten Leitungsämter und beschließt den Haushalt. Als das maßgebende Organ der geistlichen und rechtlichen Leitung trifft sie damit alle wichtigen kirchenpolitische Entscheidungen. Fachausschüsse wirken im Gesetzgebungsverfahren mit und bereiten die Entscheidungen vor.
Internet: www.ekhn.de
Live-Stream der EKHN-Herbstsynode 2023
Die detaillierte Tagesordnung, den vorläufigen Zeitplan und alle Synodenunterlagen:
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