Pfarrer Dr. Ulf Häbel
Ein Pionier wird 80 Jahre jung
Schütt-FrankDr. Ulf Häbel28.06.2022 ast Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Geboren wurde Ulf Häbel am Siebenschläfer 1942 in Posen. 1945 flohen seine Großeltern und seine Mutter nach Ewersbach im heutigen Lahn-Dill-Kreis. Sein Vater war im Krieg gefallen. Ewersbach ist der Ort, den Häbel als Heimatdorf bezeichnet. Er pflegt auch heute noch seine "Jugendkontakte". Gemeinsam mit den beiden Kindern der Tante wuchsen die beiden Häbel-Kinder auf. Als Flüchtlingskind, so erinnert er sich, hat er bei den Bauern auf dem Feld gearbeitet, um sich eine Mahlzeit zu verdienen und die Mutter zu unterstützen. Dort lernte er auch die Bodenständigkeit, das Sich-Verlassen auf Nachbarn und die dörflich-bäuerliche Struktur kennen. An der Wilhelm von Oranien-Schule in Dillenburg machte er sein Abitur.
Während seiner Jugendzeit war er oft mit Kindern und für Kinder unterwegs. Er organisierte Kinderzeltlager, arbeitete in der Kinderkirche mit, war Jungscharleiter und schon immer engagiert. Ulf Häbel war auch im Kunstturnen aktiv und im Turnverein.
Bewegung, Kontakt mit Menschen und Geschichten erzählen zählten schon immer zu seinen Interessen, sagt Ulf Häbel. So entschied er sich, Theologie zu studieren. In seinen ersten Samestern in Marburg mussten die alten Sprachen gepaukt werden. Dann wechselte er nach Mainz, wo ihn die mehr gesellschaftspolitisch orientierte Theologie interessierte. Die Ideen der Achtundsechziger-Bewegung zogen ihn nach Berlin. Den Studienabschluss machte er, unterstützt durch ein Stipendium, in Marburg.
Weil es ihn Zeit seines Lebens in die Nähe der Kirche und zu den Menschen zog, wollte er ein "Pfarrer sein, der unter seiner Gemeinde lebt und deren Sorgen und Nöte kennt".
Nach der Heirat 1970 zog er mit Ehefrau Irmgard nach Schwalbach-Limesstadt, wo er seine erste Stelle als Pfarrer und Sozialarbeiter antrat. Dort wurden die ersten beiden Kinder geboren. Nach einem Kontaktstudium in Münster 1977 folgte der Wechsel auf die Pfarrstelle in Büdingen Karlbach und Orleshausen. Er war dort nicht nur Seelsorger, er baute mit der Bevölkerung eine Kirche und gründete ein Damenfußballmannschaft. Mittlerweile war die Familie auf 5 Kinder angewachsen. Er spürte, dass er dein Dorf- und kein Stadtmensch war, sagt Häbel.
Im Jahre 1990 brach die Familie zu neuen Ufern auf. Das Ziel war Laubach-Freienseen. Die 1/2 Pfarrstelle ermöglichte es ihm, seinen Traum von der Kombination Pfarrer und Selbstversorger zu sein, zu verwirklichen. In Freienseen fühlte sich die Familie wohl und Dr. Ulf Häbel setzte, unterstützt von Ehefrau Irmgard, seinen Lebensstil um. neben seinen pfarramtlichen Verpflichtungen engagierte er sich für das Leben im Dorf. Er holte die Dorfschule wieder nach Freienseen und der Waldkindergarten wurde gegründet, aber auch bei der Dorferneuerung in 2004 wirkte der Ortspfarrer aktiv mit.
Der Gedanke "Leben und Sterben und Sterben dort, wo ich geboren bin" war der Grundgedanke bei der Umwandlung eines alten Fachwerkhauses in der Dorfmitte in die "Dorfschmiede", einem Ort der Begegnung mit Altentagesstätte und Dorfladen. Diese Vision setzte er 2012 um. Aber auch Pläne wie die Nahwärme und eine Dorfwerkstatt wollen noch verwirklicht werden. Er selber sieht sich als Kämpfer, nicht als Rebell, aber durchaus als Pionier und aktuell bezeichnet er sich als „Trüffelschwein“.
2007 wurde Häbel offiziell in den Ruhestand versetzt, war aber noch zweieinhalb Jahre ehrenamtlicher Pfarrer in Freienseen, bis 2010 seine Nachfolgerin Pfarrerin Susanne Metzger-Liedtke die Pfarrstelle übernahm.
Noch immer ist er in verschiedenen Gremien und in der Weiterbildung tätig. Man hört ihn auch im Rundfunk beim "Zuspruch am Morgen" oder der "Evangelischen Morgenfeier". Das möchte er auch gerne beibehalten.
2012 kam er als Stadtverordneter in die Kommunalpolitik. Gerne betreiben er und seine Frau Irmgard die kleine Landwirtschaft. Zu seinem 80. Geburtstag gratulieren ihm viele Freunde und Wegbegleiter, sechs Kinder und sieben Enkelkinder.
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