Dekanat Rodgau

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    Unterstützung für Flüchtlinge

    Eine Hoffnungs-Geschichte - ausgerechnet bei Mossul

    Detlev KnocheFlüchtlingslagerWelche Perspektive haben diese Jungen? Ein Flüchtlingslager in Khanke für Jesiden in Kurdistan, im Norden des Irak

    In den Flüchtlingslagern des Irak haben einige Menschen die Gräueltaten der Terrormiliz IS direkt erlebt. Sie benötigen medizinische und therapeutische Betreuung, die die EKHN zum Teil finanziell unterstützt. Ökumene-Chef Detlev Knoche berichtet direkt aus einem Flüchtlingslager nördlich von Mossul.

    Detlev KnocheFlüchtlingslagerTherapeutische Angebote helfen, erlebte Gräueltaten zu verarbeiten

    Die irakische Armee und ihre Verbündeten stehen heute, am 24. Oktober,  kurz vor der Stadt Mossul im Irak, um dort die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) zu vertreiben. Weitere Kämpfe stehen bevor. Nur rund 75 Kilometer vom Kriegsgebiet entfernt hat Pfarrer Detlev Knoche, der Leiter des Zentrums Ökumene der EKHN und der EKKW, das Flüchtlingslager in Khanke bei Dohuk besucht. Am Sonntag, 23. Oktober 2016, fuhr er gemeinsam mit Salah Ahmad, dem Direktor der „Jiyan Foundation for Human Rights“ (Jiyan-Stiftung für Menschenrechte), in das Lager. Sie starteten in der irakischen Stadt Erbil, vermieden allerdings weiträumig das Gebiet um Mossul. Seit 2014 unterstützt die EKHN die Jiyan-Stiftung, die in mehreren Flüchtlingslagern im Irak aktiv ist: in Kirkuk, Erbil, Sulaymaniyah und Dohuk. In seinem Blog berichtete Pfarrer Knoche, wie er sich einen persönlichen Eindruck über die Arbeit der Organisation in dem irakischen Flüchtlingslager verschafft hat.

    Ein Weg aus der Gewalt

    Im Flüchtlingslager in Khanke leben rund 3.125 jesidische Familien, das sind rund 22.000 Menschen. Dazu gehört auch Sara*. Pfarrer Knoche berichtet von der persönlichen Begegnung: „Sie ist eine 18-jährige jesidische Frau, die unter der Gewalt ihres eigenen Vaters gelitten hatte. Als junges Mädchen wurde sie gegen ihren Willen mit einem sehr brutalen Mann verheiratet.“ Zusammen mit ihrer Familie sei sie einer der ersten Flüchtlinge gewesem, die in das Lager kamen. Detlev Knoche erklärt: „Jetzt ermöglicht ihr die Jiyan-Stiftung eine regelmäßige Therapie, wobei auch ihre Eltern einbezogen werden.“ Dem evangelischen Pfarrer aus Deutschland  vertraute Sara an, dass sich ihre Situation grundlegend verändert habe: „Die Alpträume sind vorbei, mein Vater hat seine Verhaltensweisen geändert und ich möchte keinen Selbstmord mehr begehen.“ Jetzt versuche sie, sich von ihrem Mann scheiden zu lassen.

    Therapeutisches Angebot im Flüchtlingslager – unterstützt durch die EKHN

    Im Flüchtlingslager gibt es ein kleines Gebäude mit Therapieräumen. Unter der Leitung von Dr. Wahid Ablahad Harmz werden hier rund 52 Patienten regelmäßig therapeutisch versorgt. Er erklärt: „Bei Frauen, die vergewaltigt und mehrmals wie eine Sklavin verkauft wurden,  ist eines am Anfang ganz wichtig: Wir versuchen, ihnen das Gefühl zu geben, dass es nicht ihre eigene Schuld war. Zudem stärken wir ihr Selbstvertrauen.“ Besonders schwere Fälle werden zu Spezialisten nach Dohuk geschickt.

    Unvorstellbare, leidvolle Erfahrungen

    Viele der jesidischen Bewohnerinnen und Bewohner des Flüchtlingslagers in Khanke sind aus ihren Dörfern rund um die Sinjar-Berge im August 2014 geflohen, als der so genannte IS die Angriffe  gegen ihre Gemeinschaft begann. Andere Jesiden fielen allerdings in die Hände der Terrormiliz und wurden als Sex-Sklavinnen der IS-Kämpfer gequält. Wenn sie fliehen konnten, suchten sie ebenso Schutz in den Flüchtlingslagern. Die Jiyan-Stiftung versucht nun, diesen stark traumatisierten Kindern, Frauen und Männern mit speziell ausgebildeten Trauma-Therapeuten zu helfen.

    Symptome der Traumatisierten

    Seit Kriegsbeginn im März 2011 in Syrien haben aber auch über vier Millionen Syrier ihre Heimat verloren. Über 250.000 dieser Menschen flohen in den Norden Iraks, darunter über 40 Prozent Kinder und 25 Prozent Frauen. Die meisten von ihnen sind Kurden, andere bekennen sich allerdings auch zum Christentum. Jetzt leben die Geflohenen in den Provinzen von Erbil, Duhok und Sulaymaniyah in großen Flüchtlingslagern. Viele sind traumatisiert, weil sie ihre Familienmitglieder durch Bombenangriffe, gewaltsame Konflikte oder Folter im Gefängnis verloren haben. Alle leiden unter dem Verlust ihrer Heimat und ihrer täglichen Arbeit. Einige haben Angst um Verwandte, die sie zurück gelassen haben.  Sie leiden unter Depressionen, Schlaflosigkeit, Panik-Attacken, Aggressionen und denken über Selbstmord nach.

    Dringend gebraucht: Nahrung, Obdach, Bildung, Medizin und Psychotherapie

    Zu den syrischen Flüchtlingen kommen noch mehr als drei Millionen Flüchtlinge, die sich innerhalb des Irak vor dem Terror des so genannten „Islamischen Staates“ (IS) in Sicherheit bringen wollen. Über die Hälfte von ihnen hat Zuflucht im Kurdengebiet des Irak gesucht. Für die regionale, kurdische Regierung ist dies bis heute eine große Herausforderung. Es fehlt an allem: Nahrung, Obdach, Bildung. Nur 20 Prozent dieser Flüchtlinge lebt in organisierten Flüchtlingslagern mit einer Infrastruktur. Viele sind Zeugen oder Opfer furchtbarer Gewalt. Die Mitglieder des so genannten IS sind verantwortlich für Massaker, Hinrichtungen, Verstümmelungen, Vergewaltigungen und Entführungen. Diejenigen, die überlebt haben, sind stark traumatisiert und benötigen professionelle, medizinische Behandlung und Psychotherapie. Genau das bietet die Jiyan-Stiftung an.

    Unterstützung durch die EKHN

    Seit 2014 unterstützt die EKHN regelmäßig die Programme der Jiyan-Stiftung. Von 2014 bis 2016 kam die Unterstützung aus einem speziellen Fonds, den die Synode der EKHN im Jahr 2014 eingerichtet hatte, um für zwei Jahre Flüchtlinge auf dem Gebiet der EKHN, aber auch in den Konflikt-Regionen zu unterstützen. Seit diesem Jahr wird die Unterstützung aus dem regulären Budget der Abteilung für ökumenische Beziehungen in der EKHN  unterstützt.  

    *Name von der Redaktion geändert

    Themen-Special: Hilfe für Flüchtlinge

    (Text: Detlev Knoche, Rita Deschner)

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