Andacht
Flugzeugabsturz: Mitten im Leben der Tod
Rita DeschnerTrauer um die Opfer von Flug 4U 952525.03.2015 stk Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Kohlh. / MdhsStephan KrebsBarcelona – das klingt nach Urlaub, nach Sonne, nach Party und Strand. Barcelona ist eine der schönsten Städte Europas. Alljährlich lockt sie Millionen von Touristen an. Insbesondere junge Leute, Schulklassenweise. Meine Kinder waren auch schon dort.
So viel Leben, so viele Pläne
Umso grausamer trifft die Nachricht: Gestern ist ein Flugzeug auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf abgestürzt. 150 Menschen an Bord. Offenbar sind sie alle tot, zerschellt in den Bergen der südfranzösischen Alpen. 6 Personen Besatzung, 144 Passagiere. Darunter zwei Babys, etliche Austauschschüler, viele Urlauber, sicher auch Geschäftsreisende. Jede und jeder von ihnen hatte noch so viel Leben vor sich, hatte Pläne.
Aus Beziehungen herausgerissen
Zu allen gehören Angehörige, die sie geliebt haben. Ich denke an die Familien der Toten. An ihre Partnerinnen und Partner. An Eltern, die ihren Sohn oder ihre Tochter verloren haben. An Kinder, die durch den Absturz Vater oder Mutter verloren haben. Ich denke an die Freunde, an die Kolleginnen und Kollegen, die jetzt wissen: Er oder sie kommt nicht mehr von dieser Reise zurück.
In Sicherheit gewiegt
Der Tod hat zugeschlagen – aus heiterem Himmel. Er hat die Menschen gepackt auf einem harmlosen Flug. Von Barcelona nach Düsseldorf – da denkt niemand an etwas Böses. Unterwegs ist weit und breit keine Krisenregion, schon gar kein Kriegsgebiet. Es gab keinen Sturm, kein Gewitter und auch keine Terrorwarnung. Noch nie ist bis gestern eine Maschine der Fluggesellschaft Germanwings abgestürzt. Eine sichere Airline also, Tochter der Lufthansa.
Das Leben kann kippen
Doch sicher ist nicht sicher. Mitten im Leben lauert der Tod. Eigentlich weiß man das. Überall und immer kann das Leben kippen. Aber das zu wissen, ist das eine. Es so vor Augen geführt zu bekommen, ist etwas anderes. Zumal jetzt, kurz vor den Osterferien. Viele haben jetzt Flugreisen geplant, freuen sich auf Urlaub, auf Sonne und ein gutes Stück Leben. So hätten viele selbst in dieser Maschine sitzen können oder jemand, den sie kennen.
Dieser Absturz macht mit einem Schlag bewusst: Mein Leben kann von einer Minute auf die andere, von jetzt auf gleich, zu Ende sein. Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen. Und dagegen kann man dann nichts, aber auch gar nichts tun. Es ist diese Hilflosigkeit, die so schwer zu ertragen ist. Und die auch wütend macht.
Wonach jetzt greifen? Was hält, wenn der Tod so zuschlägt?
Gott ist größer als der Tod
Ich versuche es mit dem Glauben. Auch wenn das im ersten Moment kaum mehr ist als ein Strohhalm. Ich versuche es mit dem Glauben daran, dass Gott größer ist als der Tod, dass Gott uns immer umfängt, im Leben und im Tod. Für Gott ist der Tod nicht das letzte Nichts, sondern ein Tor zu ihm. Daran versuche ich mich zu halten, während meine beiden Beine fest auf der Erde stehen.
Aber ich weiß nicht, wie es wäre, wenn ich selbst in diesem Flugzeug gesessen hätte. Ob dieser Strohhalm Glauben auch im Moment des eigenen Sterbens hält? Das weiß niemand im Vorhinein.
Trotz Verletzlichkeit des Lebens: umfangen von Gottes Liebe
So kann ich nur hoffen – und beten – dass die Menschen, die im Flugzeug saßen, das irgendwie gespürt haben: Auch in ihrer Todesangst ist Gott bei ihnen.
Für die Angehörigen kann ich nur hoffen – und beten, dass sie darin Halt finden: Gott, lass sie im Schock und in ihrer Trauer deine Nähe spüren! Stell ihnen Menschen zur Seite, die sie halten!
Alle anderen werden sich langsam in den Alltag zurück schleichen. Aufgaben warten. Auch sie können Halt geben. Auch sie können etwas Distanz zu dem schrecklichen Geschehen schaffen. Aber es ist gut, im lauten Getriebe des Alltags zu wissen: Unser Leben ist immer gefährdet. Und unser Tod ist immer umfangen von Gottes Liebe.
Gebet
Gott, voller Trauer denken wir an den Flugzeugabsturz in den französischen Alpen. 150 Menschen sind gestorben, gewaltsam und vor der Zeit. Ausgelöscht ihr Leben in wenigen Minuten, auch das der Schülerinnen und Schüler, der Babys, der Besatzung.
Was mögen sich für schreckliche Szenen abgespielt haben in diesen letzten Augenblicken?
Fragen quälen uns: Warum nur, warum? Wo warst du, Gott, in den Minuten der Not?
Wir wissen es nicht. Und doch hoffen wir, dass Du da warst und die Verunglückten nicht für immer im Dunkel des Todes verschwinden. Birg die Opfer bei dir, heile ihren Schrecken und halte sie in deiner Hand.
Steh den Angehörigen bei. Lass sie nicht in ihrem Schmerz und ihrer Trauer versinken. Stärke alle Einsatzkräfte, alle, die helfen und da sind am Absturzort und bei den Menschen, die sie brauchen.
Lass auch uns nicht allein mit diesem Schrecken. Wir brauchen deinen Halt.
So bitten wir durch Jesus Christus. Amen.
[Dekan Dr.Jürgen Sauer]
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