Heldinnen des Alltags
Herzkissen für Brustkrebs-Patientinnen
Marie-Therese RompfVon Frauen für Frauen: Nach der Opertation ist das geschenkte Herzkissen das erste, was Brustkrebspatientinnen nach der OP sehen31.05.2013 red Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Die kreativen Frauen gestalten in Wiesbaden Herzkissen für Patientinnen, die an Brustkrebs erkrankt sind. Dabei fällt auf, dass die Herzkissen aus bunten Stoffen längere „Ohren“ haben. „Die Frauen, die wegen Brustkrebs operiert wurden, haben eine Narbe unter dem Arm. Die Kissen können sie sich dann bequem unter den Arm klemmen, denn das schont und entlastet die Wunde und lindert die Schmerzen“, erklärt Grit Hoff.
Eine gute Idee erobert die Welt und sucht weitere Nähbegeisterte
Die Idee hat die 47-jährige Wiesbadenerin aus einer Nähzeitschrift. Ursprünglich kommen die Herzkissen aus Dänemark, mittlerweile wird sogar auf der ganzen Welt genäht. „Jeder kann diese Initiative in jedem Ort, in jeder Stadt auf die Beine stellen. Es ist ganz einfach – ein paar Frauen, ein paar Nähmaschinen und Stoffreste und schon geht es los“, erklärt die Organisatorin Grit Hoff. Sie berichtet, dass ihre Aktion komplett ehrenamtlich sei und beschreibt: „Wir bekommen hin und wieder Geldspenden. Davon kaufen wir dann Füllmaterial für die Kissen oder manchmal bekommen wir auch Stoffreste geschenkt.“
Viele Frauen sind von Brustkrebs betroffen
Brustkrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen, pro Jahr erkranken daran allein 72.000 Frauen in Deutschland, so die Angaben des Robert-Koch Institutes. Grit Hoff hat bemerkt: „Dadurch kennen viele Frauen jemanden, der an dieser Krankheit leidet. Und so ist es nachvollziehbar, dass sich die Frauen auch gerne engagieren.“
Trost und Mut für die Patientinnen
Eine Gruppe aus mehreren Frauen näht die Kissen in Grit Hofs Atelier in Wiesbaden aus bunten Stoffresten zusammen und stopft sie mit Füllwatte. Dann wird noch eine kleine Karte angebracht, mit einem lieben Gruß. In Plastiktüten verpackt bringt Grit Hoff jeden Monat 20 bis 30 Herzkissen in Krankenhäuser nach Rüsselsheim, Frankfurt und Wiesbaden. Frauen, die operiert wurden, bekommen das Kissen dann direkt nach der Operation. Bezahlen müssen die Patientinnen für das Kissen nichts – es ist ein Geschenk. Die Leiterin der Nähwerkstatt veranschaulicht: „Das Erste, was die Frauen nach der Operation sehen, ist das Kissen.“
Manchmal kommt es vor, dass sich die Patientinnen nach ihrem Krankenhausaufenthalt bei den Näherinnen melden. Karin, die auch regelmäßig und gerne zu den Nähtreffen ins Wiesbadener Atelier kommt, erzählt: „Das ist dann immer berührend. Die Frauen beschreiben, dass sie in einer Situation, in der sie es am allerwenigsten erwartet hätten, etwas bekommen haben. Ein Geschenk von Menschen, die sie gar nicht kennen und die ihnen Mut machen wollen.“
Die herzliche Geste wirkt – manchmal jahrelang
Viele Patientinnen nehmen das Kissen auch nach der OP mit nach Hause, denn es dauert lange, bis die Naht richtig verheilt ist. Sie nutzen dann das farbenfrohe Kissen zum Teil ein bis zwei Jahre. „Ich hatte schon Frauen im Atelier, die sich auch ein zweites geholt haben. Weil sie so daran hängen und sagen, es gebe Ihnen so viel Kraft und Halt. Dann bekommen sie natürlich auch ein Neues von uns geschenkt. Und das Schönste ist: Wir haben mittlerweile sogar zwei, drei Frauen, die jetzt selbst bei der Aktion mitmachen“, erklärt Grit Hoff.
Auch Ungeübte sind willkommen
Karin schätzt an der Herzkissen-Aktion besonders, dass sie sich persönlich in das Projekt einbringen kann. „Das kommt direkt von mir. Hier hab ich selbst Hand angelegt. Auch wenn ich viel zu tun habe, nehme ich mir gerne Zeit dafür.“
Jeder kann bei der Herzkissen-Aktion mitmachen, selbst wenn man nicht nähen kann. „Wer nicht näht, der kann zuschneiden oder stopfen“, ermutigt die Organisatorin Grit Hoff. Sie beschreibt die einladende Atmosphäre: „Es sind schöne Nachmittage unter Frauen, wir trinken Kaffee und unterhalten uns. Es ist schön, unter Frauen etwas für andere Frauen zu machen und dabei dem nachzugehen, was wir gerne machen – nämlich nähen.“
good news
In der Serie "good news" wirft unsere Redaktion einen Blick auf Projekte, die auch außerhalb der evangelischen Kirche umgesetzt werden. Denn wir finden: Es gibt so viele fantastische Aktionen von bisher unbekannten Heldinnen und Helden des Alltags, die die goldene Regel mit Leben füllen. Die goldene Regel sagt: „Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest“.
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