Dreyer und Jung in St. Johanniskirche
Spektakuläre Grabung: Hoher Besuch im alten Dom zu Mainz
EKHN / Juliane DielBesuch in der Johanniskirche (v.l.): Kulturelles-Erbe Generaldirektor Thomas Metz, Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Kirchenpräsident Volker Jung13.03.2015 vr Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Mainz / Darmstadt, 13. März 2015. Über die spektakulären Ausgrabungsergebnisse und den Stand der Arbeiten informierten sich Malu Dreyer, Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz, und Dr. Volker Jung, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), am Freitag, 13. März, in der St. Johanniskirche. Im Fundament des Baus schlummert vermutlich eine der ältesten Kirchen nördlich der Alpen.
Historischer Schatz
„Was in den vergangenen beiden Jahren in der St. Johanniskirche entdeckt wurde, ist beeindruckend“, sagte Kirchenpräsident Volker Jung bei dem Besuch in der Mainzer St. Johanniskirche. Die von außen eher bescheiden wirkende evangelische Kirche in der Mainzer Innenstadt habe sich als „historischer Schatz“ entpuppt. Er öffnet nach Jung „einen tiefen Blick in die christliche Geschichte, der fast bis in die Römerzeit reicht“. Auch Ministerpräsidentin Malu Dreyer war beeindruckt: „Es ist immer wieder faszinierend, welche Zeugnisse der Geschichte in unserer Landeshauptstadt unter der Erde liegen und darauf warten, entdeckt zu werden. Die bedeutende Vergangenheit von Mainz wird durch solche außergewöhnlichen Funde belegt“, so die Ministerpräsidentin.
1400 Jahre alte Mauern
Jung erklärte, dass es der evangelischen Kirche wichtig sei, mit dem spektakulären Fund „sehr verantwortungsvoll“ umzugehen. Seit über 1400 Jahren sei an dem Ort gebetet worden und hätten Menschen ihre Freude und ihr Leid vor Gott gebracht und Trost und Unterstützung erhalten, so Jung weiter: „Wir sehen es als eine große Herausforderung an, diesen Raum so zu gestalten, dass er Gottesdienstraum bleibt und zugleich die spannende Geschichte der Kirche in den unterschiedlichen Epochen wahrgenommen werden kann." Hierfür habe die EKHN als Eigentümerin der Kirche über eine Million Euro investiert. Bund und Land seien bisher mit weiteren 200.000 Euro beteiligt.
Gemeinsames Erbe
Ministerpräsidentin Malu Dreyer zeigte sich hocherfreut, dass in der Landeshauptstadt ein weiteres bedeutendes Kulturdenkmal seine Schätze freigegeben habe. „Die Landesregierung sieht hier eine gemeinsame Verantwortung von Staat und Kirche, dieses Erbe auszugraben und für zukünftige Generationen zu erhalten.“
Graben und Forschen
„Wir sind der Evangelischen Kirche gegenüber sehr dankbar, dass die Ausgrabungen und Erforschungen in der Kirche stattfinden können.“ Die Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE), eine Einrichtung des Landes Rheinland-Pfalz, stellt Personal für die Forschungen zur Verfügung. „Eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit, von der beide Seiten profitieren“, freut sich Kirchenpräsident Jung. Er dankte auch der St. Johanniskirchengemeinde, die in dieser Zeit auf ihre Kirche verzichten müsse.
Zwischenebene für Gottesdienste
Um die Kirche auch während der Zeit zu öffnen und einen Raum für Gottesdienste zu schaffen, soll im Sommer in die Kirche eine elliptische provisorische Zwischenebene eingesetzt werden, die einerseits Platz für Gottesdienste und Besichtigungen schafft, andererseits auch zulässt, dass die Ausgrabungen und weiteren Bautätigkeiten nicht gestört werden.
Hunderte Fundstücke
Seit 2013 finanziert die EKHN - unterstützt durch das Land Rheinland-Pfalz - die Forschungen an der evangelischen St. Johanniskirche. Archäologen der Generaldirektion Rheinland-Pfalz (GDKE), Bauhistoriker der Universität Heidelberg in Absprache mit dem Architektenbüro Milch koordinieren die verschiedenen Phasen der Untersuchungen. Viele Kubikmeter Erde mussten seither bewegt werden, viele hundert Fundstücke kamen zu Tage, die aufwendig erfasst und katalogisiert werden mussten. Aufgrund der Ausgrabungen konnte das ursprüngliche Bodenniveau der Kirche wieder freigelegt werden. Das Raumempfinden ist nun ein völlig anderes, weil der damalige Fußboden knapp drei Meter unter dem heutigen Bodenniveau lag. Putzfragmente deuten auf eine prachtvolle Ausmalung der Kirche hin.
Entdeckung bei Sanierung
Anlass für die archäologischen Forschungen in der Johanniskirche waren Sanierungsarbeiten im Jahr 2013. Zunächst kamen bei der Innensanierung Überreste alter Fußböden im Kellergeschoss zum Vorschein. Mittlerweile wurden auf der Ostempore Mauerpartien merowingischer, karolingischer bzw. gotischer Zeit freigelegt, damit konnte nachgewiesen werden, dass an diesem Ort bereits seit 1400 Jahren eine Kirchen gestanden hat. Im gesamten Kirchenraum sind die Forscherinnen und Forscher der GDKE und der Universität immer noch beschäftigt. Freigelegt und wissenschaftlich erfasst wurden bisher die früheren Bodenniveaus im Hauptschiff sowie die gotische Lettneranlage vor dem gotischen Westchor. Unterhalb des Westchores ist der Eingang zu einer später verfüllen Krypta entdeckt worden. Im Keller wurden darüber hinaus mehrere Grabstätten sowie weitere bedeutende Mauerreste gefunden, die auf einen Vorgängerbau hinweisen. Hier sind nun weitere Untersuchungen im Gange, die Klarheit geben sollen, über die Funktion dieses Gebäudes.
Neue Pfarrstelle
Seit Anfang 2015 ist die vom Evangelischen Dekanat Mainz eingerichtete Pfarrstelle für Stadtkirchenarbeit an St. Johannis mit Pfarrer Gregor Ziorkewicz besetzt. Ziorkewicz soll die Arbeiten begleiten und an einem Konzept für die zukünftige Nutzung der evangelischen Kirche mitarbeiten. Um über die Fortschritte der Ausgrabungen und der Planungen in der zurzeit geschlossenen Kirche schon jetzt zu informieren, arbeitet der Theologe am Aufbau einer Website. Des Weiteren will er mit dem Einbau der Zwischenebene den vielen Interessierten Besuchern im Rahmen von Führungen und Begehungen einen Einblick in die facettenreiche Geschichte des Alten Doms gewähren.
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