Dekanat Rodgau

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    EKHN und Divestment

    Klima im Blick: Kein Geld in Kohle investieren

    instamatics/istockphoto.comSymbol der Energiewende: Das WindradWelche Entwicklungen wollen wir mit unserem Geld unterstützen?

    Die EKHN wird ihre Gelder nicht mehr in fossile Energieunternehmen investieren. Das kündigte Verwaltungs- und Finanzchef Heinz Thomas Striegler kurz vor dem Weltklimagipfel in Paris an. Einen ähnlichen Weg gehen auch Protestanten in Schweden und den USA.

    In diesem Jahr wird die Durchschnittstemperatur der Erde erstmals ein Grad höher liegen als im vorindustriellen Zeitalter, das teilt Weltorganisation für Meteorologie der Vereinten Nationen mit. Auch die Konzentration der Treibhausgase habe Höchststände erreicht. „Deshalb ist es so wichtig, dass die Teilnehmenden der UN-Klimakonferenz an dem Ziel festhalten, die Erderwärmung  auf höchstens zwei Grad einzudämmen“, erklärte die Ökonomie-Referentin der EKHN, Dr. Brigitte Bertelmann, auf dem Fachtag „Kein Geld für Kohle und Co?“ am 20. November 2015  in Frankfurt. Allerdings macht Dr. Hubert Meisinger in der aktuellen Ausgabe über die Weltklimakonferenz der „Perspektiefe“ klar, dass die Schäden und Verluste von Klimawandelfolgen bereits Realität seien und in erster Linie Menschen in den ärmsten Ländern betreffen. Mehr als 100 Entwicklungsländer forderten daher, den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu beschränken. Und so trägt auch die EKHN dazu bei, den Wandel mitzugestalten und das für die Erderwärmung verantwortliche Treibhausgas CO2 zu reduzieren, im Rahmen des Klimaschutzkonzeptes werden bereits zahlreiche Maßnahmen umgesetzt.

    EKHN zieht Anlagevermögen aus fossilen Energieunternehmen ab

    Ihren Beitrag zum Klimaschutz leistet auch die Finanzabteilung der Kirchenverwaltung der EKHN. „Ab dem nächstem Jahr wird die EKHN beginnen, ihre Gelder aus Unternehmen abzuziehen, die ihre Umsätze vorwiegend mit fossilen Brennstoffen machen“, erklärte Heinz Thomas Striegler, der Leiter der Kirchenverwaltung und Finanzdezernent der EKHN. Damit greift die EKHN Impulse der „Fossil Free Divestment Bewegung“ auf, die dazu auffordert, Investitionen aus fossilen Energieunternehmen zurückzuziehen: kein Geld für Kohle, Gas und Erdöl also. Finanzchef Striegler möchte den Ausstieg aus fossilen Investments in fünf Jahren umsetzen. Gegenwärtig seien 2,5 Prozent der Kapitalanlagen der EKHN in diesen Unternehmen angelegt. Striegler verdeutlicht die Strategie: „Wir haben uns für einen gestuften Prozess entschieden, denn als Kirche betreiben wir eine verantwortliche Finanzpolitik und haben stets auch unsere Sicherheits- und Renditeziele im Blick.“ Das Vermögen, das die EKHN am Kapitalmarkt anlegt, stammt aus dem Treuhandvermögen der Kirchengemeinden, der Kirchbaustiftung , dem Rücklagevermögen und der Versorgungsstiftung. Heinz Thomas Striegler verdeutlicht: „Deshalb ist es eine besondere Herausforderung, alternative Branchen mit ausreichender Rendite auszuwählen.“ Striegler hat bereits Erfahrungen, die Anlagestrategie der Kirche an ethischen Maßstäben auszurichten. So achtet die EKHN bereits darauf, ihr Geld sozial verträglich und ökologisch vertretbar anzulegen. Ausgeschlossen sind beispielsweise Unternehmen, die Rüstungsgüter produzieren.

    Gute Erträge mit alternativen Investitionen

    Rückenwind für seine Divestment-Strategie erhält der evangelische Finanz-Experte und Chef der EKHN-Kirchenverwaltung auch aus evangelischen Kirchen in Schweden und der USA. So hat die Evangelische Kirche in Schweden schon 2010 begonnen, ihr neues Finanzkonzept umzusetzen, bei dem u.a. kein Geld mehr in fossile Energieträger investiert wird. Vorausgegangen war eine  längere Planungsphase. „Die Ertragslage über die letzten Jahre war sehr gut, sie hat unsere Erwartungen bei weitem übertroffen“, berichtete Gunnela Hahn, die Leiterin der Abteilung „Verantwortungsvolle Investitionen“ der Evangelischen Kirche in Schweden. Durch die Entscheidung, sich aus der fossilen Energiebranche zurückzuziehen, seien auch die finanziellen Risiken verringert worden. Die Umweltökonomin erklärt: „Zahlreiche Aktienkurse im Bereich der fossilen Energien sind gesunken.“ So habe die Schwedische Kirche branchenübergreifend in Unternehmen investiert, die  wenig Emissionen produzieren.

    Nachhaltige Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen

    In Deutschland tragen die Maßnahmen für eine Energiewende tatsächlich erste Früchte. So informiert das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, dass heute rund jede vierte verbrauchte Kilowattstunde Strom aus erneuerbaren Energien stammt. Allerdings tragen Mineralöl, Kohle und Erdgas noch immer zu fast 80 Prozent zum Primärenergieverbrauch bei. Im Bereich der Stromerzeugung ist Braunkohle mit einem Anteil von fast 25 Prozent der wichtigste Energieträger. Ein tiefgreifender Wandel der Wirtschaft und des eigenen Lebensstils hat also erst begonnen. Dabei macht die  Finanzexpertin aus der schwedischen Kirche deutlich, wie wichtig es sei, diesen Wandel mit einer spirituellen Haltung zu begleiten. „Es geht hier um ein existenzielles Thema, es geht um Schöpfung. Wir sind jetzt vor die Wahl gestellt: Wollen wir die Erde so bewahren, wie sie von Gott gedacht ist?“ - so Gunnela Hahn.

    Spirituelle Basis für einen neuen Lebensstil

    Mit den theologischen Grundlagen eines nachhaltigen Lebens- und Arbeitsstils hat sich auch die UCC (United Church of Christ) aus den USA auseinander gesetzt. Auch die UCC hat sich entschieden, nicht mehr in fossile Energieträger zu investieren. Pfarrer Dr. Jim Antal, der Präsident der Massachusetts Conference der UCC, teilte in Frankfurt am Main seine tiefe Überzeugung und Begeisterung für seinen Glauben, der die Grundlage für die finanzielle Entscheidung bildete: „Gott liebt die ganze Welt!“ (Joh, 3,16). Dabei machte er deutlich, dass der Planet und seine Rohstoffe nicht dem Menschen gehören, sondern Gott. Er zitierte Psalm 24: „Die Erde ist des HERRN und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen.“ Außerdem erinnerte Antal daran, dass Gott seinen Bund nicht nur mit Noah geschlossen hat, sondern mit allen Lebewesen. In diesem Bund hatte Gott versprochen, das Leben auf der Erde zu erhalten (1. Mose 8,21). Zudem erinnerte der US-amerikanische Theologe, dass das Gebot der Nächstenliebe auch für zukünftige Generationen gelte.

    Kirchen zum zivilen Ungehorsam aufgerufen – und zur Versöhnung

    Zudem wolle Gott, dass alles miteinander versöhnt werde (Mt 5,24; Kol.1,20). „Was wäre, wenn wir eine Bewegung anstoßen, die zehntausende Gemeinden inspirieren würde, eine Kommission zur Versöhnung zu errichten, in der sich Menschen gegenseitig zuhören und ihre Herzen öffnen würden.“ UCC-Kirchenvertreter Antal appellierte an die Zuhörerinnen und Zuhörer, das Schweigen in den Kirchen zu brechen: „Gott ruft uns zu zivilem Ungehorsam auf. Wir können Veränderungen anstoßen. Wir können beenden, dass die Natur ausgebeutet wird. Wir können die generationenübergreifende Sünde der Zerstörung der Schöpfung beenden.“

    Kirchen sollen moralische Maßstäbe für die Märkte bestimmen

    Im Hinblick auf den drohenden Klimawandel rief er Kirchen, Synagogen und Moscheen dazu auf, ein moralisches Klima  zu erzeugen, das Unternehmen die gesellschaftliche Billigung entziehe, wenn sie die Umwelt zerstören. In der anschließenden Diskussion verdeutlichte er: „Wir Gläubigen müssen bestimmen, womit sich der Markt beschäftigt. Wir müssen ein Marktumfeld schaffen, in dem die Schizophrenie der Unternehmen nicht mehr möglich ist.“ Er unterstrich: „Wir haben die Macht, den Bogen der Gerechtigkeit zu spannen.“ Am 1. Juli 2013 hat die nationale Synode der UCC dafür gestimmt, das Geld aus Unternehmen der fossilen Energiewirtschaft abzuziehen. Bereits zu Beginn seines Vortrages hatte er nüchtern erklärt: „Geld ist ethisch neutral. Es kann zum Guten und zum Bösen eingesetzt werden.“ Allerdings seien wir moralisch dafür verantwortlich, wie wir unser Geld verwenden.

    Aktuelle Entscheidungen aus der Wirtschaft

    Die Divestment-Bewegung scheint zunehmend mehr Finanz-Entscheider zu überzeugen: Am 24. November informieren Presseberichte, dass auch der Versicherungskonzern Allianz nicht mehr in Kohle investieren will; das Unternehmen ist eines der größten Vermögensverwalter.

    Ethische Anlagestrategien der Kirche

    Klimaschutz

    Aktuelles zum Thema "Nachhaltigkeit und Schöpfung"

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