Das passende Grab
Lebendiges sprießt im Garten der Toten
Fabian EserIm Winter: Das Grab abdecken21.11.2013 sto Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Gesellschaft deutscher FriedhofsgärtnerSieger der deutschen Meisterschaft der jungen Friedhofsgärtner: Der Frankfurter Oliver Weygold.Oliver Weygold ist vertraut mit Tod, Trauer und letzten Ruhestätten. Der deutsche Meister der jungen Friedhofsgärtner geht unbefangen mit diesen Themen um. Seit der mittleren Reife pflegt er Gräber, darauf folgte ein Fach-Abi im Bereich Agrar. „Mein Nachbar arbeitet auf dem Friedhof“, sagt der 24-Jährige. So lag es für ihn nahe, dass er dort sein Praktikum absolvierte. In der Friedhofsgärtnerei war ihm vom ersten Tag an klar: „Das will ich machen.“ Ihn begeistert dabei nicht nur die Arbeit mit den Pflanzen, sondern auch, dass er Menschen helfen kann. „Ich habe noch vor keinem Grab Angst gehabt“, sagt Oliver Weygold über seine Arbeit. Hierfür braucht er nicht nur den grünen Daumen, sondern muss so manchem Kunden zur Seite stehen: „Wir sind nicht nur Handwerker, sondern auch Seelsorger.“
Tipps für das Grab im Winter
„Viele Menschen kommen auch einfach nur auf den Friedhof, um mit den Gärtnern zu reden“, erzählt Oliver Weygold. Dabei lassen sie sich von ihm hin und wieder auch Tipps für die Grab-Pflege geben. „Auch im Winter können Gräber schön aussehen“, sagt der Experte. So blühen im Winter beispielsweise die Christrosen.
Oft sei die Grab-Gestaltung eine Frage des Preises. „Aber ich bin nie fixiert auf eine bestimmte Pflanze“, betont er. Unterschiedliche Gewächse könnten das gleiche symbolisieren. „Zum Beispiel steht nicht nur der Buchsbaum für ewiges Leben, sondern auch die Tanne“, erklärt der Junior-Meister.
Oliver Weygolds ultimativer Tipp für die kommenden Monate ist aber: „Blätter wegmachen und abdecken – das ist mein Tipp für den Winter.“
Gespräche führen zum passenden Grab
„Das perfekte Grab entsteht immer im Kopf des Kunden“, sagt Weygold. Doch dass er eine eigene Vorstellung von einer stimmigen Ruhestätte hat, bewies er bei den Deutschen Meisterschaften der jungen Friedhofsgärtner. „Eine ganz wichtige Rolle spielt der Grabstein“, sagt Weygold über die Gestaltung. So auch bei seinem Gewinnergrab in Essen. Vorab hatte er ein Foto von dem schlichten Stein bekommen. „Ich habe eine Halfpipe gemacht“, sagt er. Die beiden Hügel auf dem Grab scheinen die Verbindung des gemeinsam bestatteten Ehepaares zu spiegeln. Zwei Leben, die im Tod wieder vereint sind.
Er konnte sich zwei Wochen vorbereiten, doch vor Ort musste er seine Pläne noch einmal variieren. Aber das spiegele seinen Alltag als Friedhofsgärtner. Bevor Weygold sich mit seinen Kunden trifft, besucht er die Ruhestätte alleine. Er beurteilt, welche Bäume rings herum stehen, wie viel Licht auf die Ruhestätte fällt, welche Qualität der Boden hat. Während dieser Zeit entsteht ein Bild vom Grab im Kopf von Weygold. Doch was sein Ideal wäre, muss noch lange nicht dem der Angehörigen des Verstorbenen entsprechen. „Dann gehen wir gemeinsam auf die Suche nach einem Kompromiss“, sagt Weygold.
Junior-Meister will Eintracht Frankfurt-Grab
Schon im vergangenen Jahr hat Weygold sein Können bei der hessischen Meisterschaft unter Beweis gestellt. Damals wurden seine Handgriffe nicht nur von der Jury überwacht, sondern auch von Hans Schluker. Er kam von der Gärtnerei Matthäus Werner. Zwei Tage später war er der neue Chef von Weygold.
Über seine eigene Ruhestätte hat sich der junge Friedhofsgärtner bereits Gedanken gemacht. Es soll ein Eintracht Frankfurt-Grab werden. „Ich bin ein großer Fußball-Fan“, sagt er und grinst. Besonders das Spiel mit den Farben reize ihn. Rote Pflanzen, besonders Begonien, gebe es viele auf dem Friedhof, aber schwarze seien nicht einfach zu finden. Doch bis es so weit sei, habe er hoffentlich noch viel Zeit.
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