Covid-19
Pflegeheime bekommen erste Impfungen
Christian F. Schmidt
31.12.2020
pwb
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Von Christian F. Schmidt
Ein Pflegeteam in einer Seniorenunterkunft trägt viel Verantwortung. Seit Corona sind Betriebe oft überfordert, die Mitarbeitenden überlastet. In Deutschland fehlt es notorisch an Pflegepersonal. Das Risiko, Corona in die eigene Einrichtung zu tragen, macht die Situation nicht wirklich leichter. Für die Mitarbeitenden hat das auch Auswirkungen auf den eigenen Alltag. Für den 25 jährigen Pfleger und stellvertretenden Pflegedienstleiter Felix Seemann bedeutet das, keinerlei direkte Kontakte außerhalb seiner Kolleg*innen zu haben und ausnahmslos Maske zu tragen. Er sagt: „Den Tag heute schreiben wir, glaube ich in alle Bücher. Es wird geimpft. Wir fangen endlich an. Wir sind wahnsinnig froh, dass es endlich so weit ist!“ Die Unterkunft ist bisher verschont geblieben. Daran habe das strenge Hygiene- und Besuchskonzept sowie die Einstellung der Mitarbeitenden den größten Anteil gehabt. An der Pforte wird ein abstrich gemacht. Ohne Test kommt niemand rein. Ausnahmen gibt es hier nicht!
Impfung nimmt Druck vom Pflegepersonal
Für Hannelore Rexroth, Geschäftsführerin der AGAPLESION MARKUS DIAKONIE, ist es ein ganz wichtiger Tag: „Der Beginn der Impfungen bedeutet für uns, weniger Angst um die Bewohner*innen haben zu müssen. Wir hoffen durch die Impfungen genügend Abwehrkräfte bei allen herzustellen, dass wir hier auch in Zukunft von Corona verschont und uns die schweren Fälle dann auch weiterhin erspart bleiben.“
Nicht alle lassen sich impfen
Drei Wochen im Voraus wird bei den Angehörigen und den Bewohner*innen nachgefragt, werden alle von Seiten der Diakonie über die Impfstrategie informiert. Doch nicht alle lassen sich impfen – haben Bedenken oder sich noch nicht ganz entschieden: „Wir haben früh informiert und auch über eventuelle Komplikationen mit dem Impfstoff aufgeklärt, um Ängste zu nehmen“, so Hannelore Rexroth. Die Bereitschaft der Betreuenden und auch der Bewohner*innen sei sehr hoch. Man könne zu jeder Zeit auch NEIN sagen und das werde auch akzeptiert! Doch sei es auch für jeden eine Chance sich schützen zu lassen.
Viel Aufwand bei der Impfung
Das Altenpflegeheim der Markus Diakonie ist eines der ersten, das den neuen Impfstoff bekommt. Geimpft wird im Akkord. Doch am Anfang steht das obligatorische Aufklärungsgespräch und eine Risikoeinschätzung. Gefragt wird nach Vorerkrankungen oder der Einnahme von Medikamenten, wie z.B. Blutverdünnern. Gabriele Hansahm ist heute als eine von drei Personen im mobilen Impfteam des Malteser Hilfsdienstes vor Ort. Die Medizinische Fachangestellte weiß, wie stressig so ein Impftag mitunter sein kann: „Wir sind seit Sonntag im Dienst und sind jeden Tag draußen. Wir sammeln uns an der Geschäftsstelle und fahren dann an die Messe Frankfurt um alles einzuladen. Da hat sich auch die Apotheke eingerichtet, wo wir unsere Impfstoffe bekommen. Dann fahren wir an die einzelnen Wohnheime.“ Ein Arbeitstag des Teams liege mittlerweile bei rund zehn bis fünfzehn Stunden - 50 bis 70 Impfdosen seien das in einer Schicht.
Ein Impftag muss durchorganisiert sein. Denn der Impfstoff muss in einem separaten Raum aufbereitet werden, damit er verabreicht werden kann. Erschütterungen und eine Unterbrechung der Kühlkette führe unter Umständen zum Verlust der Impfwirkung.
Die Bewohner*innen stehen nach der Impfung unter Beobachtung, werden in ein paar Wochen erneut geimpft. Bis es soweit ist, müssen Regeln weiter eingehalten werden, die Masken bleiben auf. Denn auch wenn dann wieder vermehrt Besuch in den Heimen möglich sein wird – noch sind nicht alle geimpft.
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