Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung
Wie ist die Kita-Lage in Hessen und Rheinland-Pfalz?
olesiabilkei/istockphoto.comNeugieriges Kind in einer Kita30.07.2013 evb Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Am 01. August 2013 tritt der Rechtsanspruch der Eltern auf einen Kita-Platz für ein- bis dreijährige Kinder in Kraft. Der bundesweit ermittelte Bedarf an Betreuungsplätzen wird laut Bundesfamilienministerium mehr als erfüllt. 780.000 Kita-Plätze waren gefordert, 813.093 hätten die Bundesländer gemeldet.
Aber: „Diese insgesamt 813.000 Plätze werden teilweise erst im Laufe des Kita-Jahres 2013/2014 in Betrieb sein, “ erklärte die Bundesfamilienmnisterin Kristina Schröder. „Auf Basis der Zahlen, die uns die Länder zur Verfügung gestellt haben, dürfen wir fest davon ausgehen, dass zum Inkrafttreten des Rechtsanspruchs am 1. August 2013 zahlenmäßig nahezu ausreichend Kita-Plätze real in Betrieb sein werden.“
Schöne Statistiken verdecken Mängel
Allerdings rechnet die Politik nicht damit, dass 100 Prozent der Eltern Anspruch auf einen Kita-Platz erheben werden. 2007 entschieden Bund, Länder und Kommunen, dass man nur für 35 Prozent der Kinder einen Betreuungsplatz benötige, um die Ansprüche der Eltern zu befriedigen. Nachträglich wurde diese Quote auf 38 Prozent erhöht. Selbst wenn das Bundesfamilienministerium umfassende Erfolge beim Kita-Ausbau meldet, so bedeutet dies bestenfalls, dass für 38 Prozent der Kinder unter drei Jahren bundesweit ein Platz geschaffen wurde.
Große Lücke zwischen Anzahl der Kinder und Kitaplätzen
In Hessen ist die Lücke zwischen Betreuungsbedarf und Betreuungsquote nach Bremen und Nordrhein-Westfalen mit am höchsten. Offiziellen Angaben des Bundesfamilienministeriums zufolge lag der hessische Betreuungsbedarf 2012 bei 38 Prozent, erfüllt wurde er aber nur zu 24 Prozent. In Rheinland-Pfalz wollten 40 Prozent der Eltern ihre Kinder betreuen lassen, möglich war dies jedoch nur für 27 Prozent. Anders als in Hessen ist der Kindergarten ab dem zweiten Lebensjahr in Rheinland-Pfalz für die Familien kostenlos.
Städter fragen Kinderbetreuung stärker nach
„Es gibt ein starkes Gefälle, der Bedarf in den großen Städten und Ballungsgebieten ist größer als im ländlichen Raum“, erklärt Sabine Herrenbrück, Leiterin des Fachbereichs Kindertagesstätten im Zentrum Bildung der EKHN. Insbesondere in Frankfurt, Wiesbaden und Darmstadt seien viele Eltern noch auf der Suche nach einem Betreuungsplatz. „Im ländlichen Raum lebt man oft in anderen Familienstrukturen als in der Stadt, so dass zum Beispiel die Großeltern vor Ort wohnen und die Kinderbetreuung übernehmen können.“
„Wir sind noch lange nicht fertig"
Das Zentrum Bildung der EKHN betreibt rund 600 evangelische Kindertagesstätten in Hessen und Rheinland-Pfalz. Im Zuge eines Krippenanschubprogramms für 8 Millionen Euro wurden bisher achtzig neue Krippengruppen mit 800 Plätzen geschaffen, sowie noch einmal achtzig Gruppen gemeinsam mit den Kommunen. Die meisten sind von 7 Uhr bis 17 Uhr geöffnet und bieten Ganztagsbetreuung an. Ob das reichen wird, ist jedoch fraglich.
Denn während die Städter stärker als die Landbewohner nach Kita-Plätzen fragen und suchen, sind auch die Eltern in ländlichen Gebieten nicht abgeneigt. „Wenn es ein Angebot gibt, zieht es auch den Bedarf nach sich, “ berichtet Herrenbrück. „Wenn also eine Krippe da ist, ist sie auch auf dem Land relativ schnell voll. Wir sind noch lange nicht fertig.“
Diese Seite:Download PDFTeilenDrucken