Dekanat Rodgau

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    Segnung von homosexuellen Paaren

    „Wir haben die gleichen Gründe und Bedürfnisse“

    S. Hofschläger/pixelio.deRegenbogen-PuzzlepaarHauptsache, es passt!

    Der Kirchenpräsident der EKHN Volker Jung vertritt die Position, dass sich Menschen frei für ihre Lebensform entscheiden können sollten. Das haben zwei Frauen aus Hessen getan.

    Die weitgehende Gleichstellung homosexueller Partnerschaften in der EKHN und das fast zeitgleich publizierte Familienpapier der EKD haben viel Aufmerksamkeit erregt. Zu den Kernpunkten der Kritik gehört die Aufwertung gleichgeschlechtlicher Beziehungen.

    In der Evangelischen Landeskirche Hessen-Nassau können die Segnungen homosexueller Paare bald genau wie heterosexuelle Trauungen ins Kirchenbuch eingetragen werden. Das Familienpapier der Evangelischen Kirche Deutschland weicht ebenfalls vom traditionellen Verständnis einer Familie ab, die nicht nur aus Vater, Mutter und Kindern bestehen müsse. Wichtig sei vielmehr, dass die Menschen Verantwortung füreinander übernehmen und dauerhaft mit- und füreinander leben. Der Kirchenpräsident der EKHN vertritt zudem die Position, dass sich Menschen frei für ihre Lebensform entscheiden können sollten.

    Das haben Elisabeth und Johanna Bergmann* getan. Die beiden Frauen aus Frankfurt sind frisch verpartnert. Unsere Reporterin Anne Schüßler hat mit ihnen darüber geredet, warum auch homosexuelle Liebende heiraten wollen und wie die Gemeinde darauf reagiert hat.

    Sie sind zwei Frauen, die sich lieben. Warum war es Ihnen wichtig, zu heiraten beziehungsweise eine eingetragene Lebenspartnerschaft einzugehen?

    Johanna Bergmann: Für uns gelten die gleichen Gründe, wie für jedes gegengeschlechtliche Paar (Anm. d. Red.: heterosexuelle Paar) auch. In unserem Kulturkreis sind das vorrangig Liebe, das Bedürfnis nach Sicherheit, Verbindlichkeit, und die Möglichkeit Verantwortung füreinander zu übernehmen. 

    Sie waren nicht nur beim Standesamt, sondern auch in der Kirche, und haben sich dort segnen lassen. Warum?

    Elisabeth Bergmann: Uns war es persönlich wichtig, weil wir eine spirituelle Anbindung haben. Deshalb wollten wir uns gerne in der Kirche trauen lassen. Und zwar auch innerhalb eines Gottesdienstes mit der Gemeinde zusammen. Diese hat sich nach der Trauung sogar dafür bedankt, dass sie ein Teil davon sein durfte. Ich denke hier spielt ein wichtiger Beweggrund in allem menschlichen Leben eine große Rolle – nämlich das Gefühl, dazu zu gehören und akzeptiert zu werden. Und das haben wir in unserer Gemeinde gefunden.

    Der Kirchenpräsident Volker Jung sagte in einem Interview mit der FAZ, dass die Kirchenleitung erst noch prüfen müsse, ob die Segnung auch als Trauung bezeichnen werden kann. Was halten Sie davon? 

    Johanna Bergmann: Unsere Kirche und Gemeinde ist die Friedenskirche am Gallus. Unser Pfarrer hier ist schwul und die ganze Gemeinde weiß das. Deshalb ist die Gemeinde auch wunderbar akzeptierend. Der Ehemann des Pfarrers lebt mit im Pfarrhaus und die Gemeinde sagt immer: Das ist der Frau vom Pfarrer. Hier in der Gemeinde benutzen wir auch schon immer das Wort Trauung für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Von daher ist für uns ganz persönlich die Trennung zwischen Trauung und Segnung nicht relevant. Und ich finde, es wäre sehr schade, wenn es anders gewesen wäre.
    Nach der Trauung haben wir einen Sektempfang für die Gemeinde gegeben. Da kamen viele alte Damen zu uns und haben uns von Herzen gratuliert und sich mit uns gefreut. Für uns und für alle anderen war es ein ganz wunderbares Erlebnis. 

    Außerdem bezeichnet Jung die Gleichstellung von homosexuellen Paaren als Leidensgeschichte. Würden Sie das auch so sehen?

    Elisabeth Bergmann: Aufgrund meiner persönlichen Erfahrung, meiner Geschichte in der evangelischen Kirche und meinen Erlebnissen mit evangelischen Lesben, kann ich das durchaus so bestätigen. Ich bin kirchlich und glaubensmäßig seit meiner Jugend engagiert gewesen und in meiner Jugend war ich auch eher konservativ unterwegs.
    Als ich dann meine Homosexualität bemerkt habe, hatte ich eine sehr schwere Zeit, das mit meinem christlichen Glauben auch zu vereinbaren. Mein Weg hat mich zu den Lesbentagen in Bad Boll geführt. Das war eine große Erleichterung für mich. Wir haben ja im Grunde genau die gleichen Werte und Sehnsüchte wie die anderen Mitglieder einer Gemeinde auch. Nur weil wir das gleiche Geschlecht lieben, sollten wir nicht anders behandelt werden.
     
    Johanna Bergmann: Nur weil es in der Bibel irgendwann mal so geschrieben wurde. Es gibt aber keinen Grund es deshalb aufrecht zu erhalten. Es gibt so viele Dinge, die in der Bibel stehen, die aber mittlerweile nicht mehr angemessen sind. Man muss sich nur mal die Formulierung die Frau soll in der Gemeinde schweigen ansehen. Das kann heute doch gar nicht mehr so weiter bestehen bleiben. 

    Was wünschen Sie sich, was sollte sich in Bezug auf Homosexuelle in der Gesellschaft noch verändern?

    Elisabeth Bergmann: Da würde ich mir eigentlich das wünschen, was ich mir für andere diskriminierte Minderheiten auch wünschen würde: Dass wir als Bereicherung und wertvolle Ergänzung wahrgenommen werden würden. Ich weiß, dass viele Ausländer ähnliche Probleme haben und oft als Sündenbock dargestellt werden. Und sowohl für sie als auch für alle Homosexuellen würde ich mir wünschen, dass sie als Bereicherung für die Gesellschaft angesehen werden würden.

    *Namen der Redaktion geändert

    Alle Artikel über das EKD-Familienpapier

    Weitgehende Gleichstellung von Trauung und Segnung in der EKHN
    Am 15. Juni 2013 hat die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau die weitgehende Gleichstellung der Trauung heterosexueller und der Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften beschlossen. Segnungen können nun wie die Trauungen auch in Kirchenbücher eingetragen werden. Dieser Beschluss ist Teil einer neuen Lebensordnung der EKHN, die von 129 Synodalen befürwortet wurde. Drei Abgeordnete stimmten dagegen, zwei enthielten sich. Die rund 40 Seiten umfassende Neufassung der „Ordnung für das kirchliche Leben in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau“ gilt als eine Art Gebrauchsanweisung für die Gemeindepraxis. 

    Das Familienpapier der EKD
    Am 19. Juni 2013 hat der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider das Familienpapier der EKD vorgestellt. Die Orientierungshilfe trägt den Titel „Zwischen Autonomie und Angewiesenheit – Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken“ und soll eine Bestandsaufnahme der Wirklichkeit von Familien sein. Dabei geht es um aktuelle sozialpolitische Herausforderungen, aber auch um die Bedeutung, die kirchliches Handeln angesichts der Brennpunkte der Familienpolitik heute haben kann. Das Familienpapier entfernt sich vom klassischen Ideal einer kleinbürgerlichen Familie. Die EKD fordert darin, auch andere Formen wie Patchwork-Familien, Alleinerziehende oder gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu unterstützen.

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