Dekanat Rodgau

Angebote und Themen

Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote des Dekanates Rodgau zu Ihnen passen. Über das Kontaktformular sind wir offen für Ihre Anregungen.

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    Mitmachen beim Naturschutz

    Balkon und Garten als Lebensraum für Tiere

    Bildquelle: ©istockphoto, rotofrankNistkastenDer eigene Garten oder Balkon kann zum neuen Zuhause für Vögel werden

    Die Zahl der einheimischen, wild lebenden Tiere nimmt ab. Davon sind auch Insekten, Vögel oder der Feldhamster betroffen. Doch mit einem „Schöpfungs-Schutzgebiet“ können Balkon- oder Gartenbesitzer ganz unkompliziert einen wertvollen Beitrag zur biologischen Vielfalt leisten.

    Bildquelle: ©iStockphoto, Jobalou, ID: 117282509Franz von AssisiDer katholische Ordensgründer Franz von Assisi wurde beobachtet, wie er mit den Vögeln sprach und ihnen von Gott erzählte - darauf sollen die Vögel sogar reagiert haben

    Der Brutplatz der Kiebitze sieht aus wie ein Hochsicherheitstrakt. Ein elektrischer Zaun umgibt ihn und die Vögel werden kameraüberwacht. Alles geschieht zu ihrem eigenen Schutz, denn Kiebitze sind eine vom Aussterben bedrohte Art. Zwischen 1990 und 2013 ist die Anzahl der Paare um 80 Prozent zurückgegangen. Mit den Sicherungsmaßnahmen gegen Füchse oder andere Feinde soll die Population wieder ansteigen. Aber nicht nur den Kiebitzen und anderen Vogelarten geht es schlecht. Auch die Zahl der Feldhamster geht weiterhin zurück.

    Vögel sind von der Anzahl der Insekten abhängig

    „Dass die Zahl der Vögel immer weniger wird, ist keine Einbildung, sondern Realität“, weiß die Agrarwissenschaftlerin Dr. Maren Heincke. Sie ist Referentin für den ländlichen Raum im Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN. Bei den Vögeln sei der Zusammenhang offensichtlich: „Weniger Insekten heißt weniger Futter für die insektenfressenden Vögel. In der Folge reduziert sich die Zahl der Vögel.“ Tatsächlich soll laut den Auswertungen des Wissenschaftlers Caspar Hallmann der niederländischen Radbound Universitzy in Nijmegen die Insektenmasse innerhalb von 27 Jahren um 75 Prozent geschrumpft sein. Der Blick auf die Anzahl der Vogel-Brutpaare in den landwirtschaftlichen Gebieten in der EU zwischen 1980 und 2010 zeigt, dass sie von einem Verlust von 57 Prozent betroffen sind. Auch der Feldhamster tut sich mit der Nahrungssuche schwer. Felder werden immer früher geerntet und für den Nager bleiben keine Körner zum Verspeisen übrig, erklärt Agrarwissenschaftlerin Heincke.

    Blick auf die Ursachen

    Hauptverursacher Nummer eins sind „wir Menschen“, sagt Dr. Maren Heincke. „Manche Prozesse sind schleichend. Für den Landwirt sind viele Insektenarten eben Schädlinge, also Fressfeinde. Man hat es mit der Bekämpfung einfach übertrieben.“ Das bestätigt auch die Pressesprecherin des Opels Zoos in Kronberg, Margarete Hermann. Früher sei der Feldhamster sogar aktiv gejagt worden. „Kindern hat man früher Geld gegeben, wenn sie einen Feldhamster erschlagen haben“,  berichtet Hermann. Der Nager galt als Agrarschädling und Getreidefresser.

    Opel-Zoo aktiv beim Feldhamster-Schutz

    Seit neun Jahren steht der Feldhamster auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten. Im Opel-Zoo Kronberg will man das ändern und öffnet Ende April eine Auffang- und Aufzuchtstation. Es ist eine Kooperation mit der Unteren Naturschutzbehörde, teilt der Opel Zoo mit. Feldhamster, die dort landen und auf die Welt kommen, sollen später ausgewildert werden.  Dr. Heincke begrüßt die Auffang- und Aufzuchtstation: „Die Wiederansiedlungsprogramme brauchen wir wirklich.“

    Selbst aktiv werden

    Doch nicht nur Zoos, Landwirte und Naturschutzbehörden können aktiv werden, sondern auch Spaziergänger. Um die Feldhamsterpopulation zu stärken, lautet der Ratschlag aus dem Opel-Zoo: „Hamster sollten auf alle Fälle am Leben gelassen werden.“ Die Arbeitsgemeinschaft Feldhamsterschutz freut sich zudem über die Meldung gesichteter Feldhamster. Die Informationen über Fundort und Datum werden an zuständige Behörden weitergleitet, damit beispielsweise Schutzmaßnahmen eingeleitet werden können.
    AG Feldhamsterschutz: Fund melden

    Für Insekten und Vögel können Balkon- und Gartenbesitzer so einiges tun. Interessante Ideen bietet auch die Landesgartenschau 2018 in Bad Schwalbach, deren Motto  "Natur erleben. Natürlich leben" lautet, auch die Kirchen beteiligen sich am umfangreichen Programm.
    Um die biologische Vielfalt im eigenen Garten zu erhöhen, braucht es übrigens nicht unbedingt einen Elektrozaun und Kameras, ein paar unkomplizierte Handgriffe reichen aus:

    Tipps für die insektenfreundliche Gestaltung

    Pflanzen mit ungefüllten Blütenköpfen wählen

    Einheimische, bienen- und insektenfreundliche Pflanzen mit ungefüllten Blütenköpfen können verschiedenen Insektenarten wie Bienen und Schmetterlingen als Futterquelle, Nistgelegenheit und Winterquartier dienen. Die meisten herkömmlichen Balkonblumen mit gefüllten Blütenköpfen bieten Bestäubern hingegen keinerlei Nahrung, da die Staub- und Fruchtblätter ihr ursprüngliche Funktion verloren haben.

    Stauden pflanzen

    Möglich ist der Einsatz winterfester, mehrjähriger Stauden in großen, frostharten, gut drainierten Kübeln auf dem Balkon. Die Erde sollte selbst gemischt und eher „abgemagert“ sein. Der Arbeitsaufwand ist gering und beschränkt sich auf gelegentliches Jäten, Gießen sowie Zurückschneiden oder Umtopfen im Frühjahr. Bienenfreundlich sind z. B. Lavendel, Rosmarin, Salbei, Majoran, Oregano und Thymian, die gleichzeitig als frische Kräuter für den Salat dienen können. Bepflanzungen mit Wildpflanzen wie Waldrebe, Gewöhnliche Kartäuser-Nelke oder Gewöhnlicher Wundklee sind ebenfalls möglich.

    Blühend durch das Jahr

    Eine wechselnde insektenfreundliche Balkonkasten-Bepflanzung je nach Jahreszeit bringt viel Freude. Im Frühjahr sind z. B. Krokus und Schneeglöckchen geeignet. Im Sommer z. B. Borretsch, Kaputzinerkresse und Sonnenblume. Im Herbst und Winter Astern und Winterheide.

    Insektenhotels anbringen

    Durch das Aufstellen kleiner Insektenhotels können dauerhaft begehrte Insektenhabitate geschaffen werden – z. B. für Wildbienen. 

    Tipps für die vogelfreundliche Gestaltung

    Füttern: erlaubt für die Kleinen, verboten für die Großen

    Es besteht ein Fütterungsverbot für große Vögel wie Taube, Krähe oder Möwe. Kleine Singvögel dürfen hingegen auf dem Balkon gefüttert werden, wenn durch Vogelkot oder Futterreste keine Beeinträchtigung anderer Mieter oder Gebäudeschäden entstehen.
    Beim Anbringen von Futterhäuschen oder dem Aufhängen von Meisen-Knödeln ist deshalb auf Taubenabwehr zu achten (z. B. durch Schutz durch Maschendraht, besonders kleinen Eingänge). Unter der Futterstelle sollte eine regelmäßig gereinigte Auffangschale stehen. 

    Hochwertiges Vogelfutter

    Beim Vogelfutter ist auf hochwertiges Futter mit wenig Füllstoffen und ohne Schalen zu achten, um den Abfall zu reduzieren (z. B. geschrotete Erdnüsse, geschälte Sonnenblumenkerne, grob gemahlener Mais, Haferflocken). 

    Frisches Wasser bereit stellen

    Eine kleine Vogeltränke sollte vorhanden sein und regelmäßig gereinigt und mit frischem Wasser versehen werden. 

    Vögel vor Unfällen an Fenstern schützen

    Bei großen durchsichtigen Glasscheiben beim Balkon sollte gegen Vogel-Kollision eine Beklebung erfolgen. 

    Nistkästen anbringen

    Kleine Nistkästen mit verschiedenen Einfluglöchern je nach Vogelart kann man in geschützten Ecken ohne pralle Sonne anbringen. Man muss dann aber während der Brut- und Aufzuchtperiode auf dem Balkon Rücksicht auf das evtl. Ruhebedürfnis der Vögel nehmen. 

    Balkon- und Fassadenbegrünung 

    Durch eine dauerhafte Balkonbegrünung z. B. mit Efeu kann man sowohl Insekten als auch Vögeln helfen. Vorab müssen die Begrünungspläne jedoch unbedingt mit den Nachbarn abgesprochen und vom Vermieter genehmigt werden. Kniffe für eine schadlose Wandbegrünung sollten beachtet werden, wie beispielsweise der Einsatz von Klettervorrichtungen.

    Jesus und die Vögel

    Macht es auch aus christlicher Perspektive eigentlich Sinn, sich für Insekten und Vögel einzusetzen? Tatsächlich vergleicht Jesus das Reich Gottes mit einer Umwelt, in der sich auch Vögel wohl fühlen. Der Evangelist Lukas schreibt: „Da sprach er: Wem gleicht das Reich Gottes, und womit soll ich's vergleichen? Es gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und warf's in seinen Garten; und es wuchs und wurde ein Baum, und die Vögel des Himmels wohnten in seinen Zweigen.“ Eine Stelle im Neuen Testament, die auch Dr. Hubert Meisinger, Referent für Umweltfragen in der EKHN, nicht kalt lässt: „Jesus beschreibt hier sehr schön, was es heißt, für Lebewesen eine Heimat zu schaffen. Hier erhalten sie das, was sie zum Gedeihen brauchen.“ Ihn ermutige diese Bibelstelle, sich vom Geist Gottes bewegen zu lassen und sich für das zu öffnen, was nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere Geschöpfe lebensförderlich sein könne. Er betont: „Das Reich Gottes bezieht sich nicht auf eine Jenseitsvorstellung, sondern kann im Hier und Jetzt punktuell verwirklicht werden, wenn es von Liebe geprägt ist.“ 

    Schöpfung immer wieder neu wahrnehmen

    Bereits der erste Schöpfungsbericht der Bibel ermutige, die Einzigartigkeit der Geschöpfe und der Erde wahrzunehmen. Neuere Forschungen hätten ergeben, dass Gottes „Fazit“ über die Schöpfung als Aufruf an die Menschen gedacht sei, regelmäßig neu hinzuschauen: „Siehe!“ Um dann einzustimmen: „Sehr gut.“ Umweltpfarrer Meisinger zeigt sich zuversichtlich: „Wenn Menschen sich von der Schönheit und Besonderheit der Schöpfung begeistern lassen, werden sie fast schon von alleine aktiv.“ Er weiß, wovon er spricht. Mit Geduld und Pflege hat auch er naturnahe Zonen in seinem Garten eingerichtet und das Ergebnis weckt pure Freude: „Wenn ich vorsichtig in die Ranken in unserem Garten schaue, blickt mich direkt ein brütendes Amsel-Weibchen aus ihrem Nest an. Und ich ahne: Sie ignoriert mich, hat schließlich besseres zu tun….“ Vielleicht ignoriert die Amsel-Dame ihn auch nicht. Der katholische Heilige Franz von Assisi ging selbstverständlich davon aus, dass die Tiere ihn wahrnahmen, er predigte sogar zu ihnen. Die Reaktion der Tiere darauf beobachtete Thomas von Celano und er schrieb: "Bei diesen Worten jubelten jene Vögel auf ihre Art und fingen an, die Hälse zu strecken, die Flügel auszubreiten, die Schnäbel zu öffnen und auf ihn hinzublicken."

    [Valentin Beige / RH]

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