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    Kirchentag

    Dröge: AfD-Programm enthält kein christliches Menschenbild

    Sebastian JakobiAuf dem PodiumDiskussion in der Sophienkirche: Anette Schultner (Mitte) und der Berliner Bischof Dr. Markus Dröge

    Der Berliner Landesbischof Dr. Markus Dröge hat der AfD-Vertreterin Anette Schultner auf einer Podiumsdiskussion vorgeworfen, eine „verzerrende Kommunikation“ zu betreiben. Am Donnerstag diskutierten Dröge und Schultner in der Sophienkirche die Frage: "Darf ein Christ in der AfD sein?"

    Anette Schultner vom Bundesverband Christen in der AfD warf Landesbischof Dröge vor, gesagt zu haben, dass man als Christ nicht Mitglied in der AfD sein könne. Dröge konterte, in einem Vortrag vor seiner Landessynode habe er das so formuliert, dass es Christenpflicht sei, „sich kritisch mit den Thesen des Rechtspopulismus auseinanderzusetzen“. Erst die Propaganda der AfD hätte daraus die Schlussfolgerung gezogen, die Kirche sei prinzipiell gegen eine Mitgliedschaft von Christen in der AfD.

    Dröge zitierte aus einem Strategiepapier der AfD (von Bundesvorstandsmitglied Georg Pazderski), die Partei habe gar kein Interesse an sachlichen Diskussionen sondern es gehe ihr um Provokation. Der Partei gehe es nicht um Lösungen von Problemen, vielmehr sollten den Wählern einfache Antworten geboten werden. Sich in einer solchen Partei zu engagieren, sein nicht glaubwürdig, so Dröge. Aber gerade Glaubwürdigkeit erwarte er von engagierten Christen. Das Programm der Partei enthalte übrigens kein christliches Menschenbild. Anette Schultner bestritt, dass die von Dröge zitierten Passagen aus einem offiziellen Strategiepapier der AfD stammten.

    Diskussion über Familienwerte, Asylpolitik und wie politisch Kirche sein soll

    Schultner verwies auf das Familienprogramm ihrer Partei, das sich an der „Polarität von Mann und Frau“ orientiere. Diese Einstellung würden viele Christen teilen, nicht aber die EKD. Gender Mainstreaming (Förderung der Gleichstellung der Geschlechter) werde von vielen konservativen Christen sehr kritisch gesehen.

    Dröge erinnerte an Dietrich Bonhoeffer, der sich in seinem Buch „Nachfolge“ in den dreißiger Jahren mit einer völkischen Bewegung, den „Deutschen Christen“ auseinandersetzte. Bonhoeffer beschrieb, dass die Liebe zur Familie, zur Heimat und zum eigenen Glaube eigentlich für jeden Menschen „natürlich“ sei, dazu habe es Jesus nicht bedurft. Das besonders christliche aber, sei die Liebe zu den Fremden, ja sogar den Feind zu lieben. Schulter vertrat die Auffassung, dass Nächstenliebe etwas sehr persönliches sei und nicht staatlich verordnet werden dürfe.

    Dröge widersprach dem Vorwurf von Schultner, die Kirchen forderten, dass alle, die in der Welt in Not sind, nach Deutschland kommen könnten. Ein menschenwürdiges Leben müsse es auf der ganzen Welt geben. Fluchtursachen müssen überall bekämpft werden.

    Schultner vermisste auf dem Kirchentag, dass dort den Menschen das Evangelium näher gebracht werde. Ihrer Ansicht nach gehe es in den Veranstaltungen viel zu häufig um Politik, was nicht die Kernaufgabe der Kirche sei. Dröge hatte kein Verständnis für diesen Vorwurf, da ja auch Schultner sich von ihrem Glauben her in der AfD organisiere. Dröge konstatierte, dass der christliche Glaube auch immer den Wunsch habe, die Welt zu gestalten. Welt zu gestalten habe dann immer mit Politik zu tun. Es gehöre zur christlichen Verantwortung, etwas vom Glauben in die Politik hinein zu vermitteln.

     

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