Ostern
Kirchen bei Ostermärschen aktiv
Esther StoschDer EKHN-Friedensbeauftragte Wolfgang Buff hat schon an vielen Ostermärschen teilgenommen.16.04.2014 sto Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Konrad Tempel/Wikimedia CommonsOstermarsch 1960 von Hamburg nach Bergen-HohneIn Zeiten von Montagsdemos, Blockupy oder Stuttgart 21 ist es kaum vorstellbar, dass vor gut 50 Jahren breiter ziviler Protest etwas völlig Unbekanntes war. 1960 gingen die Menschen das erste Mal zu Ostern auf die Straße, zum sogenannten Ostermarsch.
„Das spannende an diesem Widerstand war: Er war gesellschaftlich total breit aufgestellt, völlig unorganisiert und Menschen verschiedener gesellschaftlicher Schichten und Altersgruppen gingen gemeinsam auf die Straße“, sagt der Friedensbeauftragte der EKHN, Wolfgang Buff. Damals ging ein breites Bündnis von zivilen Gruppen, Kirchen, Gewerkschaften und Parteien gemeinsam auf die Straße.
Gemeinsames „Feindbild“ motiviert Demonstranten aus allen Schichten
„Mit Blick auf die lange Geschichte der Ostermärsche hat sich gezeigt: Je konkreter der Anlass ist, umso leichter lassen sich unterschiedliche Interessen hinten anstellen und gemeinsam demonstrieren“, sagt der Experte. In den ersten Jahren ging es beispielsweise um die atomare Bewaffnung der Bundeswehr. Großen Zulauf erhielten die Ostermärsche immer dann, wenn eine Bedrohung offensichtlich wurde, erklärt Buff. Etwa Mitte der 1980er, als es um das Wettrüsten im kalten Krieg ging. „Damals war das ein klares Feindbild, gegen das die Menschen auf die Straße gingen“, so der Fachmann aus dem Zentrum Ökumene. Heute seien die Probleme viel komplexer und nicht so leicht in einem markanten Spruch zusammenzufassen.
Dennoch gehen viele Teilnehmer bereits seit Jahrzehnten an Ostern demonstrieren. „Das Spannende daran ist, dass die Menschen trotz unterschiedlicher ethischer oder politischer Position zu diesem Anlass einen gemeinsamen Konsens finden“, sagt Buff. In den vergangenen Jahren haben vor allem Themen wie Fukoshima die Menschen auf die Straße gebracht, erklärt der Experte. „Auch wenn die Zeiten der Ostermärsche mit hunderttausenden Demonstranten vorbei sind, ist es doch erstaunlich, in welchen Ecken und Enden Deutschlands heute Ostermärsche stattfinden.“
„Ostern ist kein zufälliges Datum“
„Dass die Demonstrationen an Ostern stattfinden, ist kein Zufall“, so der Friedensbeauftragte. Zum einen liege es daran, dass die Menschen mehr Zeit haben. Aber auch in der Osterbotschaft seien die Lebensbejahung und der pazifistische Gedanke tief verankert, erklärt Buff. Daher sei es selbstverständlich, dass die Kirchen seit den ersten Demonstrationen immer wieder dabei seien.
Fußend auf „unserer eigenen Tradition beziehen wir besonders an Ostern eine klare Position für friedensethische Positionen“, sagt der Experte. Als Beispiel führt er an: „Als in den vergangenen Jahren klar wurde, wie stark Deutschland Waffen exportiert, an allen Kriegen mitverdient und mit schuldig ist, war ein schneller Konsens gefunden, gegen Rüstungsexporte zu protestieren.“
Ostermärsche in Hessen und Rheinland-Pfalz
Auch dieses Jahr demonstrieren die Menschen von Gründonnerstag bis Ostermontag in Hessen und Rheinland-Pfalz bei zahlreichen Ostermärschen in großen und kleinen Orten. In diesem Jahr ist unter anderem die drohende Eskalation des Ukraine-Russlands-Konflikts ein wichtiges Thema.
Die Organisatoren der Ostermärsche setzen jedoch ganz eigene Schwerpunkte, erklärt der Experte. So gehe es laut Buff unter anderem auch um Waffenexporte, die NSA und die Massenüberwachung sowie um Menschenrechte.
Mit Demonstrationen, Kundgebungen, Fahrradtouren, Wanderungen und Friedensfesten stellen sich die Friedensgruppen an Ostern vor allem der Rüstungs- und Interventionspolitik der Großen Koalition entgegen, heißt es auf der Homepage der Friedenskooperative.
„Haben Sie Vertrauen in die Macht des Einzelnen“
„Bei dem allerersten Ostermarsch, den es überhaupt gab, gab es ein Flugblatt, da stand auf der Rückseite drauf: ‚Haben Sie Vertrauen in die Macht des Einzelnen‘“, sagt Buff. Das sei die Idee einer funktionierenden Zivilgesellschaft. „Sie lebt immer davon, dass bestimmte Leute Sachen in Bewegung bringen und in welcher Form sich andere anschließen, das sei jedem überlassen.“
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