Dekanat Rodgau

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    Ostern

    Sammler ist auf den Hasen gekommen

    Strandwolf/istockphoto.comDer Klippschliefer ist zwar hasengroß, aber mit Elefanten und Seelöwen verwandt

    Tausende Hasen aus der ganzen Welt hat der Hasensammler Josef Walch aufgelesen. Er wird nicht müde, Geschichten rund um das Langohr zu erzählen. Nur dass die Australier den Osterhasen abschaffen wollen, das gefällt ihm nicht.

    von Andrea Seeger (Evangelische Sonntags-Zeitung)

    Josef Walch sammelt Hasen. Er reist durch die ganze Welt, immer auf der Suche nach einem schönen Langohr – ob aus Stoff, als Bronzefigur oder als Schmuckdöschen. Wer sie sehen möchte, seine Hasen, der muss nach Eppeldorf fahren, in die Nähe von Heidelberg. Dort gibt es das Hasenmuseum von Josef Walch.

    Ein Jäger ist er nicht, aber ein Sammler. Mehrere 1000 Hasen gehören zum Beispiel zu seinem Besitz. Josef Walch, Künstler, Kurator und Publizist, hat sie aus aller Welt zusammengetragen und stellt sie auch aus – im Deutschen Hasenmuseum in Eppelheim bei Heidelberg. In Eppelheim deshalb, weil die Bewohner dieses Ortes „Stallhasen“ genannt werden. „Hier wohnten Arbeiter und damit sie genug zu essen hatten, hielten sich alle Familien Hasen“, erklärt Walch, der nicht in Eppelheim wohnt, sondern im Nahe gelegenen Reilingen. Er ist auch ein Geschichtenerzähler. Denn zu jedem Exponat kann der Kunstdidaktik-Professor, der bis zu seiner Emeritierung in Halle gelehrt hat, eine Anekdote erzählen.

    Hasenbroschen, Hasendöschen und Messerbänkchen in Hasenform

    Er besitzt Schmuckstücke, die wie Hasen aussehen, aus dem ersten Jahrhundert nach Christus. „Römerinnen haben das wie eine Brosche getragen“, erklärt er fachkundig. Besonders schön sind die Döschen in Hasenform aus Syrien. „Da war ich mit meinen Studenten, als die Zeiten noch ruhiger waren“, sagt Walch. Blechspielzeug ist dabei, zwei plüschige, bunte lang gestreckte Hasen aus Japan, Messerbänkchen in Hasenform aus Deutschland und Japan, eine Hasenfamilie aus Wiener Bronze, eine Dreiergruppe: Meißen – Plastik – Rosenthal.

    „Ach ja“, sagt er, „das hier finde ich besonders schön“ und kramt in seinem Hasenkoffer, in dem er rund 200 Exponate mit sich führt. Zutage kommen Plastikhasen. „Die waren früher immer den Margarinepöttchen beigelegt“, erklärt er und lächelt. Seinen Hut aus gefilzten Hasenhaaren hat er heute leider nicht dabei.

    Hase war für Beuys Sinnbild der Wiedergeburt

    Auf den Hasen gekommen ist er durch Joseph Beuys, den berühmten Künstler vom Niederrhein. Für ihn war der Hase Sinnbild der Wiedergeburt. Im Kontext seiner Aktion „Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt“ sagte der, dass der Hase „direkt eine Beziehung zur Geburt hat.“ Und weiter: „Für mich ist der Hase das Symbol für die Inkarnation. Denn der Hase macht das ganz real, was der Mensch nur in Gedanken machen kann. Er gräbt sich ein, er gräbt sich eine Mulde. Er inkarniert sich in der Erde, und das allein ist wichtig.“ Was Walch besonders beeindruckte, war eine Einschmelzaktion von Beuys. Auf der Kasseler documenta 1982 formte er eine Kopie der Krone von Iwan dem Schrecklichen in einen Hasen um – als Symbol für den Frieden.

    Der Hase als Kunstmotiv

    Der Hase, synonym das Kaninchen, ist in der bildenden Kunst ein häufiges Motiv, er verkörpert Wiedergeburt und Auferstehung, dient als Symbol für Fruchtbarkeit und Sinneslust. Im Judentum galt der Hase allerdings als unreines Tier, denn er ist ein Wiederkäuer, hat aber keine durchgespaltenen Klauen. Bereits in der frühchristlichen Kunst tauchen Darstellungen von Hasen auf Reliefs, Tonlämpchen und auf Epitaphen auf. 

    Madonna mit Hase

    Aus der Antike kommt die Deutung des Hasen als Sinnbild von Lebenskraft, Wiedergeburt und Auferstehung. Hier ist die Wurzel für Darstellungen im Zusammenhang mit dem christlichen Osterfest, in dem der Auferstehung Christi gedacht wird. Die in der christlichen Ikonographie ungewöhnliche Darstellung einer Madonna mit dem Jesusknaben, die mit einem weißen Hasen spielt, wie es Tizian in Bild darstellt, kann hier christologisch gedeutet werden. Zusammen mit dem Korb mit Brot und Wein, einem Sinnbild für den Opfertod Christi, kann diese Darstellung als Hinweis auf die Wiederauferstehung Christi nach dem Tode gelesen werden.

    Berühmt, aber wohl ohne symbolische Bedeutung, ist der Hase von Albrecht Dürer. Die exakte Naturstudie gehörte in Deutschland eine Zeit lang zum Inventar bürgerlicher Wohnzimmer. Der Hase kommt auch in der islamischen Kunst vor, ist dort zu finden in der Buchmalerei, auf Keramik, Metall, in Holz- und Elfenbeinschnitzereien. Der Hase symbolisiert das vierte Tierkreiszeichen im Junishi, dem chinesisch-japanischen Horoskop.

    Luther machte den Klippschliefer zum Hasen

    Eine besondere Rolle in der Geschichte des Hasen spielt Luther. Denn er hat den Klippschliefer oder Klippdachs fälschlich mit Hase übersetzt. In Größe und Aussehen erinnern die Schliefer zwar an Hasen ohne Löffel, tatsächlich sind sie aber mit Elefanten und Seekühen verwandt. Schliefer besitzen zudem knotenförmige Hufe.

    Die Tiere sind in Palästina allgegenwärtig, werden in der Bibel immer wieder erwähnt. Das hebräische Wort „shaphan“ übersetzte Martin Luther mit „Hase“ und „Kaninchen“. Diese Bezeichnung irritierte lange Zeit auch sprachunkundige, aber naturkundige Europäer, da weder Hasen noch Kaninchen Wiederkäuer sind, wie es die Stellen in Levitikus und Deuteronomium zu den Speisegeboten behaupten. Hasen und Kaninchen haben auch keinen mehrteiligen Magen, bringen somit das Futter nicht aus dem Magen ins Maul zurück, um es nochmals zu kauen.

    Spanien, das Land der falschen Hasen

    Die Ähnlichkeit mit dem Kaninchen führte zu allerlei Verwechslungen. So erhielt „Shapan“, Spanien, vermutlich daher seinen Namen. Die Phönizier hielten einer gängigen Hypothese zufolge dort gesichtete Kaninchen für Schliefer und gaben der iberischen Halbinsel den Namen „I-Shapan-im“, also „Land der Schliefer“, was zum lateinischen Namen „Hispania“ führte. Diese Tiere haben dort aber nie gelebt.

    Puppenspielfigur ist der Liebling

    Geschichten, Anekdoten, Mythen rund um den Hasen scheinen Joseph Walch nie auszugehen. Sein Lieblingshase? „Das ist eine englische Puppenspielfigur“, antwortet er ohne zu zögern, „im Größenverhältnis eins zu eins zum normalen Feldhasen“. Die nimmt er mit in den Unterricht, wenn er Grundschülern die Hasenwelt und die Kunst näher bringt. Auch mit geistig Behinderten arbeitet Walch, „mir macht das sehr viel Spaß“.

    Australier wollen Osterhasen abschaffen

    Und zum Abschied muss er noch schnell eine Geschichte loswerden. „Die Australier“, erzählt er, „mögen keine Hasen und Kaninchen. Die fressen ihnen alles kahl, jetzt sollen sie abgeschafft werden, auch als Symbol zu Ostern.“ Ersetzen solle ihn der Bilby, der einheimische große Kaninchennasenbeutler. Das fellige Tier mit den großen Ohren ist verwandt mit Kängurus und Koalas und vom Aussterben bedroht. Seit einigen Jahren verkaufen die Australier zu Ostern Schokoladenbilbys, ein Teil der Einnahmen wird zum Schutz der Tiere gespendet. Noch aber hat eindeutig der Hase die Nase vorn – auch in Australien. Und das beruhigt Joseph Walch dann doch sehr.

    Hintergrund zu Ostern

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