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    Kirchensynode

    Kirchenpräsident spricht zur Ukraine

    Bildquelle: Peter BongardVolker JungKirchenpräsident Jung äußert sich zur Lage in Kirche und Gesellschaft

    Der Kirchenpräsident sagte angesichts des Ukraine-Krieges: „Krieg bedeutet nicht das Ende von Politik und Diplomatie.“ Aufgabe von Kirche sei es, zur Suche nach der ethisch verantwortbarsten Handlungsoption beizutragen.

    Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Volker Jung, hat sich angesichts des Krieges in der Ukraine für einen neuen „Verantwortungspazifismus“ ausgesprochen. Einerseits dürfe das Selbstverteidigungsrecht eines Landes nicht in Frage gestellt werden, sagte er am Freitag vor der in Frankfurt am Main tagenden Kirchensynode. Andererseits sollten Waffenlieferungen und Sanktionen immer mit Bemühungen um die Wiederaufnahme von Verhandlungen verbunden werden. „Denn Krieg bedeutet nicht das Ende von Politik und Diplomatie“, so Jung in seinem traditionellen Bericht zur Lage in Kirche in Gesellschaft, den er 2022 unter das biblische Motto „Jesus Christus spricht: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“ (Johannes 20,21) gestellt hat. 

     

    Ethische Konflikte aushalten

    Es sei zugleich eine Aufgabe von Kirche, die mit dem Ukrainekonflikt verbundenen ethischen Dilemmata aufzuzeigen und gleichzeitig zur Suche nach der ethisch verantwortbarsten Handlungsoption beizutragen. Dies gehöre zu einer „verantwortlichen friedensethischen Reflexion“. Jung: „Hierzu können und müssen wir als evangelische Kirche einen Beitrag leisten – gerade angesichts der sich verschärfenden und ausgrenzenden Debatten, die wir zurzeit auch erleben.“ Wie auch in anderen gesellschaftlich sehr kontroversen Themen brauche es „dringend Räume und Foren zur differenzierten Auseinandersetzung“. Kirche können solche Räume bieten – etwa in der Evangelischen Akademie, aber auch in Gemeinden und Dekanaten. 

     

     „Waffenrüstung Gottes“ in Blick nehmen 

    Zugleich bleibe es eine kirchliche Aufgabe, auch die Frage wachzuhalten „Was würde Jesus dazu sagen?“, erklärte Jung. Im Epheserbrief der Bibel würden in diesem „Sinn Wahrheit, Gerechtigkeit und Frieden als Waffenrüstung Gottes“ bezeichnet. Friedenssicherung müsse deshalb perspektivisch mehr sein als militärische Abschreckung. Auch angesichts der aktuellen Situation dürfe es zu keiner fortschreitenden „Militarisierung des Politischen“ kommen. Zugleich sollte etwa die Sicherung der Einsatzfähigkeit der Bundeswehr nicht zu Lasten anderer dringlicher Aufgaben gehen wie Klimaschutz und entwicklungspolitischer Arbeit, erklärte Jung.   

     

    Ungleichbehandlung Geflüchteter abstellen 

    Mit Blick auf die aktuelle Flüchtlingssituation in Deutschland forderte Jung zugleich, „dem entgegenzusteuern, dass geflüchtete Menschen unterschiedlicher Herkunft ungleich behandelt werden“. Vielmehr solle das, „was dieses Mal einfacher und besser läuft, zukünftig auch anderen Flüchtlingsgruppen zuteilwerden“. Jung lenkte dabei den Blick unter anderem auf die derzeit schwierige Situation von Studierenden aus afrikanischen und asiatischen Ländern, die an Universitäten in der Ukraine eingeschrieben waren. Sie bräuchten eine klare Perspektive, um ihr Studium in Europa abschließen zu können. 

     

    Um Veränderungen weiter ringen

    Vor der Synode sprach Jung auch zum derzeit laufenden Zukunftsprozess „ekhn2030“, der mit tiefgreifenden Reformen vom Gebäudebestand bis zur Personalplanung in Hessen-Nassau verbunden ist, um neuen Raum für den Glauben im 21. Jahrhundert zu schaffen. „Veränderungen sind oft schwierig. Sie bedeuten meistens, sich von Vertrautem und Liebgewordenem zu verabschieden. Um Veränderungen muss auch gerungen werden“, sagte Jung. Die EKHN habe diese Fähigkeit in ihrer 75 Jahre langen Geschichte ein ums andere Mal bewiesen. Sie werde dies nach Ansicht Jungs auch weiter können, wenn sie sich als Kirche versteht, „in der Nachfolge von Jesus Christus unterwegs ist durch die Zeit, in die Gott sie hineingestellt hat.“ Zuversichtlich mache Jung beispielsweise, was sich in der Corona-Zeit gezeigt habe. Gemeinden und Einrichtungen hätten sich mit viel Engagement und Kreativität den für alle überraschenden Herausforderungen wie den Lockdowns gestellt. 

     

    An 75 Jahre EKHN erinnern

    Jung ging auch auf das 75-jährige Bestehen der EKHN ein. Nach seinen Worten war die 1947 gegründete EKHN in ihrer Geschichte „geistliche Heimat für viele Menschen und sie ist es auch heute“. Oft seien von Hessen-Nassau innovative Impulse ausgegangen. So seien beispielsweise in den 1970er Jahren neue Gottesdienstformen und neue geistliche Musik entwickelt worden. Die EKHN sei zudem innovativ in der Weiterentwicklung der Seelsorge und in der Beratungsarbeit gewesen. Ein besonderes Markenzeichen sei auch der bundesweit einzigartige Jugendkirchentag. Dies mache exemplarisch deutlich, „wie vielfältig in der EKHN der Auftrag des Evangeliums gelebt wurde und wird, für Menschen in unterschiedlichen Situationen des Lebens da zu sein.“ 

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