Diakonie
Vortrag: Belastungen die Stirn bieten
05.06.2023 hjb Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Zu dem Vortrag mit Wolfgang Muy lädt der Diakonieausschuss am Dienstag, 13. Juni 2023 um 19 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus der Kirchengemeinde Dillenburg (Am Zwingel 3) ein.
Noch sind die Erinnerungen an die besonderen Belastungen der vergangenen Jahre frisch und schon kommen neue Dinge auf uns zu. Und das sind nur die Auswirkung von Außen. Jeder hat für sich auch noch die familiäre Situation zu meistern.
Wie gehen wir den Herausforderungen und Belastungen um? Manche Menschen fühlen sich belastet, andere kommen offensichtlich in vergleichbarer Situation besser zurecht. Die Fähigkeit mit belastenden Situationen gut umzugehen, die seelische Widerstandsfähigkeit, wird als „Resilienz“ bezeichnet.
Der Diakonieausschuss des Dekanates an der Dill lädt zu einem Vortrag von Wolfgang Muy zum Thema Resilienz ein.
Wolfgang Muy ist langjähriger Mitarbeiter des Diakonischen Werkes an Lahn und Dill in Wetzlar und freiberuflicher Supervisor. Er hat sich in seiner Tätigkeit dem Thema Resilienz besonders gewidmet.
Für Wolfgang Muy ist Resilienz ein ungenutzter Rohstoff: „In unserem Inneren schlummern Potentiale, die wir nicht einmal ansatzweise ausschöpfen", schreibt er und zitiert Sylivia Kéré Wellensiek: "Unser Bewusstsein, unsere Fähigkeit zur Selbstreflexion und balancierter Selbststeuerung ist ein ebenso kostbarer Rohstoff wie Öl, Kohle und Erdgas. Mit dieser geistigen Kraft, die in uns ruht, können wir vielen Herausforderungen die Stirn bieten – wir müssen uns diese ureigenen Kraftquellen nur erschließen.“
Stichwort "Resilienz"
Was bedeutet Resilienz?
Das Wort stammt vom lateinischen "resiliere", also abprallen, zurückspringen. Unter Resilienz wird die Fähigkeit verstanden, an Widerständen nicht zu zerbrechen, sondern sich als widerstandsfähig zu erweisen. Diese Eigenschaft trifft auf Materialien zu, die, wenn großer Druck auf sie ausgeübt wird, nicht zerbrechen oder einen Sprung bekommen. Ein Material ist dann resilient, wenn es elastisch, federnd und nachgiebig ist wie zum Beispiel der Bambus.
Dieses Prinzip wird in der Psychologie auf Menschen angewendet. Resiliente Menschen „zerbrechen“ nicht, sie lassen sich nicht unterkriegen. Sie haben eine gewisse Widerstandsfähigkeit, wenn sie sich in dramatischen Situationen befinden, wenn sie Krisen auszuhalten oder Schocks zu verkraften haben. Das gelingt ihnen, weil sie auf persönliche und soziale vermittelte Kraftquellen zurückgreifen können.
In welchen Bereichen wird das Prinzip noch angewendet?
Es wird inzwischen für alle möglichen Systeme angewendet und erforscht, zum Beispiel für Ökosysteme. Ökosysteme sind dauernd in einem Entwicklungsstadium. Sie sind in der Lage, sich an Störungen und Veränderungen im System anzupassen, ohne sich in ihren grundlegenden Eigenschaften zu verändern. Damit scheinen zunächst ökologische Phänomene im Blick zu sein wie Pflanzen in der Wüste, die lange Trockenperioden überdauern können, bei Regenfall sehr rasch aufblühen und, wenn das Wasser knapp wird, wieder in den Zustand des robusten Überdauerns „zurückspringen“.
Das ökologische Resilienzverständnis ist aber noch weiter gefasst. Die „aneignende“ Verarbeitung von Krisen und Stresssituationen wird als entscheidendes Merkmal komplexer Systeme angesehen. In der psychologischen Resilienzforschung kommt diese Perspektive in Ansätzen zum Tragen, die sich posttraumatischen Reifungsprozessen widmen oder Resilienz als ein „psychisches Immunsystem“ verstehen, das durch komplexe Wechselwirkungen von Gefahren, Veränderungen und Regenerationen gestärkt wird.
Kann man Resilienz lernen? Ist sie angeboren oder erworben?
Zum großen Teil kann man sie erwerben. Natürlich gibt es Menschen, die von sich aus robuster, widerstandsfähiger sind. Das kann „ererbt“ sein. Aber zum ganz großen Prozentsatz lässt sich Resilienz erlernen. Sie ist ein lebenslanger Prozess, keine statische Eigenschaft, kein Zustand, sondern ein Entwicklungsergebnis.
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