Flüchtlinge
„Willkommen in Bensheim, Flüchtlinge“
bbiewWelcome to Bensheim21.08.2015 bbiew Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Am Zaun neben dem Eingang zum Zeltdorf hängt ein Banner, das in zehn Sprachen die Flüchtlinge willkommen heißt. Mit „soo dhaweyn“ werden sie zum Beispiel auf somalisch begrüßt, mit „i mirepritur“ auf albanisch. „Welcome to Bensheim“ ist zum Markenzeichen der Flüchtlingshilfe geworden. Der Mensch in der Not zählt. Und wir packen es an, lautet die Devise. Auf der Facebook-Seite tauschen sich die Unterstützer aus und machen konkrete Hilfsangebote. Sie reichen von Bilderbüchern oder Spielzeug für Kinder über Sport- und Freizeitmöglichkeiten bis zur Unterstützung beim Dolmetschen. Auch kommen immer wieder spontan Einzelpersonen zum Zeltdorf, um ihre Hilfe anzubieten.
Zeit für ein Gespräch
Die Stadt Bensheim hat inzwischen dazu aufgerufen, zunächst auf weitere Sachspenden zu verzichten. Die Lager seien mit Kleidung, Spielzeug und anderen Gebrauchsgegenständen voll. Neben dem Zeltdorf wurde jetzt eine Begegnungsstätte eingerichtet. Dort wird Kaffee und Kuchen angeboten. Außerdem ist eine Spielecke für Kinder eingerichtet worden. Neben den ehrenamtlichen Helfern können sich dort auch Bürger einfinden, die Zeit für ein Gespräch mit Flüchtlingen haben.
Ein acht Tage altes Flüchtlingskind
Es herrscht zwar ein Kommen und Gehen, doch das Leben im Zeltdorf macht auf Beobachter inzwischen einen eher ruhigen und unaufgeregten Eindruck. Die Flüchtlinge können sich in der Stadt frei bewegen, dürfen Bensheim aber nicht verlassen. Das Zeltdorf können nur registrierte Flüchtlinge, die mit einem Identifikationschip ausgestattet sind, betreten sowie die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Deutschen Roten Kreuzes, des Technischen Hilfswerks, des Sicherheitsdienstes und anderer Einrichtungen.
Die Notunterkunft ist inzwischen mit 550 Flüchtlingen nahezu komplett belegt. Maximal können dort 600 untergebracht werden. Der jüngste Bewohner war bei seiner Ankunft gerade acht Tage auf der Welt. Eine aufgenommene Frau ist in der 37. Woche schwanger. Insgesamt leben dort rund 50 Kinder.
Das jüngste Gerücht
Bei neu ankommenden Flüchtlingen wird Fieber gemessen. Bei einer Körpertemperatur von mehr als 38 Grad erfolgt unmittelbar eine ärztliche Untersuchung. Der Behauptung, die Mitte der Woche die Runde machte, wonach es im Zeltdorf Fälle von Tuberkulose gegeben habe, traten Vertreter der Stadt und des Landkreises entschieden entgegen. Das erwies sich als böses, möglicherweise absichtlich gestreutes Gerücht. Auch die Information, die sich in Windeseile verbreitete, dass sich NPD-Anhänger vor dem Zeltdorf versammeln würden, war eine Falschmeldung.
Die Flüchtlinge selbst bleiben nur begrenzt in der provisorischen Unterkunft. Sie werden nach ihrer Registrierung auf feste Unterkünfte in verschiedenen Orten verteilt. Das Zeltdorf soll die hessische Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen entlasten, die derzeit überbelegt ist. Ende Oktober soll es nach den Plänen wieder abgebaut werden.
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