Dekanat Rodgau

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    Europawahl

    Evangelischer Wahlaufruf: „Für unsere Zukunft in Europa“

    Volker RahnDie stellvertretenden Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf, Präses Dr. Ulrich Oelschläger und Kirchenpräsident Dr. Dr. h. c. Volker Jung (v.l.n.r.) werben für die EuropawahlDie stellvertretenden Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf, Präses Dr. Ulrich Oelschläger und Kirchenpräsident Dr. Dr. h. c. Volker Jung (v.l.n.r.) werben für die Europawahl

    Sie ist ein Garant für den Frieden in Europa: die EU. Allein das ist es schon wert, sich für einen starken Staatenbund einzusetzen, sagt Hessen-Nassau jetzt mit seinen Partnerkirchen. Mit dem dringenden Appell, am 26. Mai wählen zu gehen, verbinden sie aber auch ein paar wichtige Ideen zur Reform der EU.

    Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat zusammen mit ihren europäischen Partnerkirchen in Italien, Polen und Tschechien Bürgerinnen und Bürger dazu aufgerufen, sich an den Europawahlen zu beteiligen. In einem gemeinsamen Appell betonten die evangelischen Kirchen, dass sie die „kulturelle, konfessionelle und religiöse Vielfalt Europas als eine Stärkung und als Garant für den jahrzehntelangen Frieden in Europa“ verstehen. Die Wahlen seien eine „wichtige Richtungsentscheidung zur Zukunft der Europäischen Union“. Das gemeinsame Papier mit dem Titel „Für unsere Zukunft in Europa“ sieht zudem in dem bei kirchlichen Partnerschaften geltenden Prinzip der „versöhnten Verschiedenheit“ ein Zukunftsmodell für die Europäische Union.

    Europa als Chance für viele 

    Nach Worten des Aufrufs ist die EU eine Gemeinschaft, „die es in einer zunehmend globalisierten und vernetzten Welt zu erhalten und auszubauen gilt“. Sie sichere neben „ökonomischen Freiheiten“ auch die „Grundrechte der EU-Bürger“. Dazu gehörten etwa die Meinungs- und Religionsfreiheit sowie Minderheitenrechte. Zudem könnten gerade junge Menschen von den vielfältigen Bildungs- und Begegnungsmöglichkeiten profitieren. „Wir benötigen nicht weniger, sondern mehr intensiven sprachlichen, kulturellen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Austausch in der EU“, so der protestantische Appell weiter. 

    EU derzeit in tiefer Krise 

    Gleichzeitig attestieren die evangelischen Kirchen aber auch einen erheblichen Veränderungsbedarf in der EU. „Trotz vieler positiver Entwicklungen und Errungenschaften erlebt die EU eine der tiefsten Vertrauenskrisen seit ihrem Bestehen. Diese Krise nehmen wir sehr ernst!“, schreiben die Kirchen. Dazu gehörten der „bevorstehende Brexit, die Staatsschulden- und Finanzkrise, anhaltende Arbeitslosigkeit gerade junger Menschen, Nationalegoismus, Korruption und Defizite bei der Rechtsstaatlichkeit in einzelnen EU-Mitgliedsstaaten“. Entwicklungen im globalen Kontext, wie etwa Weltfinanzkrisen, Digitalisierung, Umwelt- und Ressourcenübernutzung, aufflammende Krisen- und Kriegsherde sowie große Migrations- und Fluchtbewegungen seien ebenfalls Herausforderungen. Viele der damit verbundenen Probleme ließen sich nur gemeinsam und nicht allein nationalstaatlich bewältigen, erklären die evangelischen Kirchen.

    Europa-Engagement der Partnerkirchen

    Das „protestantisches Partnernetzwerk“ in Europa erlebe die ökumenische Zusammenarbeit als große Chance aber auch als Herausforderung, unterschiedliche Traditionen und historische Erfahrungen zusammenzudenken, so die Kirchen weiter. Wesentlich stärker als bestehende Unterschiede sei aber das „durch den gemeinsamen christlichen Glauben von uns allen geteilte Wertefundament“, heißt es in dem Aufruf. „Wir sind davon überzeugt, dass der Ansatz der ‚versöhnten Verschiedenheit‘, der verschiedene christliche Konfessionen zueinander geführt hat, die Basis einer gemeinsamen europäische Vision sein kann“, erklären die Kirchen abschließend. 

    Wahlaufruf auch für weitere Kirchen offen

    Unterzeichnet ist der Wahlaufruf unter der Überschrift „Für unsere Zukunft in Europa“ zunächst von dem Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, dem Moderator der Methodisten- und Waldenserkirchen in Italien, Eugenio Bernardini, dem Synodalsenior der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder in Tschechien Daniel Ženatý, dem Bischof der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Polen, Jerzy Samiec sowie dem Bischof der Evangelisch-Reformierten Kirche in Polen, Marek Izdebski. Weitere Kirchen sind darüber hinaus eingeladen, sich der Erklärung anzuschließen. 

    Er ist Online auch als Dokument (pdf) hier abrufbar.

     

    WORTLAUT DES AUFRUFS ZUR EUROPAWAHL 2019

    Für unsere Zukunft in Europa

    Darmstadt | Torre Pellice | Prag | Warschau im Mai 2019

    Gemeinsamer Aufruf der Leitenden Geistlichen protestantischer Partnerkirchen aus Italien, Polen, Tschechien und Deutschland zur Teilnahme an den Europawahlen im Mai 2019

    Die Leitenden Geistlichen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, der Methodisten und Waldenserkirche in Italien, der Evangelischen Kirche A.B. und der Evangelisch-Reformierten Kirche in Polen und der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder in Tschechien rufen gemeinsam alle EU-Bürgerinnen und EU-Bürger dazu auf, sich an den Europawahlen vom 23. bis zum 26. Mai 2019 zu beteiligen. 

    Seit vielen Jahren verbinden unsere Kirchen enge partnerschaftliche Beziehungen. Sie sind gewachsen aus der Versöhnungsarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg. In unseren Begegnungen und unserer Zusammenarbeit erleben wir die kulturelle, konfessionelle und religiöse Vielfalt Europas als eine Stärkung und als Garant für den jahrzehntelangen Frieden in Europa. Nun geht es um eine wichtige Richtungsentscheidung zur Zukunft der Europäischen Union (EU). Mit Ihrer Wahlentscheidung tragen Sie dazu bei, dass die Errungenschaften der EU erhalten bleiben und zukunftsfähige Reformen der EU durchgeführt werden können. 

    Die EU hat viele Stärken 

    Die EU ist eine Gemeinschaft aus 28 (27) Mitgliedstaaten mit vielen Stärken, die es in einer zunehmend globalisierten und vernetzten Welt zu erhalten und auszubauen gilt. Wir sind dankbar, dass die EU neben ökonomischen Freiheiten die Grundrechte der EU-Bürger sichert. Meinungs- und Religionsfreiheit sowie der Erhalt und die Stärkung der Minderheitenrechte gehören zum europäischen Wertekonsens. 

    Das Europa der Regionen weist einen sehr großen kulturellen und geistlichen Reichtum auf. Gerade junge Menschen profitieren von vielfältigen Bildungs- und Begegnungsmöglichkeiten in der EU. 

    Wir benötigen nicht weniger, sondern mehr intensiven sprachlichen, kulturellen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Austausch in der EU. 

    Es geht sowohl um die Sicherung vielfältiger wirtschaftlicher Wohlstandsverflechtungen als auch um den Ausbau eines starken sozialen Europas. Die EU-Kohäsionspolitik trägt schon jetzt auf vielfältige Weise zum Abbau von räumlichen und sozialen Ungleichheiten bei. Sie ist Ausdruck für mehr Gerechtigkeit und gelebte Solidarität zwischen den unterschiedlichen EU-Mitgliedsstaaten. 

    Auch beim transnationalen Einsatz für Umwelt- und Klimaschutz hat die EU – trotz bestehender Defizite – bereits große Erfolge erzielt. Dies gilt es weiter auszubauen. Nur gemeinsam lassen sich Probleme wie Meeresverschmutzung, Biodiversitätsschwund oder Verkehrsbelastungen reduzieren. 

    EU in der Krise

    Trotz vieler positiver Entwicklungen und Errungenschaften erlebt die EU eine der tiefsten Vertrauenskrisen seit ihrem Bestehen. Diese Krise nehmen wir sehr ernst! Der bevorstehende Brexit, die Staatsschulden- und Finanzkrise, anhaltende Arbeitslosigkeit gerade junger Menschen, Nationalegoismus, Korruption und Defizite bei der Rechtsstaatlichkeit in einzelnen EU-Mitgliedsstaaten bedrohen den Zusammenhalt der EU. Entwicklungen im globalen Kontext, wie etwa Weltfinanzkrisen, Digitalisierung, Umwelt- und Ressourcenübernutzung, aufflammende Krisen- und Kriegsherde sowie große Migrations- und Fluchtbewegungen kommen hinzu. Viele der damit verbundenen Herausforderungen lassen sich nur gemeinsam bewältigen, einzelne Nationalstaaten sind zu schwach. Davon sind wir zutiefst überzeugt.

    Reformbedarf der EU

    Einerseits ist der Reformbedarf erheblich, andererseits sind auch die Entwicklungspotentiale der EU enorm. Die Überwindung unproduktiver Konflikte zwischen den EU-Mitgliedsstaaten im Norden und Süden sowie Osten und Westen ist nötig. Fortschritte sind ebenso erforderlich bei der politischen Stärkung des EU-Parlaments sowie bei der Suche nach gemeinsamen Lösungen in der Asyl- und Migrationspolitik. International ist eine stärkere Verantwortungsübernahme der EU für eine nachhaltige Entwicklung, fairen Welthandel und die weltweite Friedenspolitik notwendig. Für konstruktive Lösungsstrategien wünschen wir uns von den Mitgliedsstaaten noch mehr Engagement im Sinne des europäischen Gemeinwohls. 

    Engagement der protestantischen Partnerkirchen

    Unser protestantisches Partnernetzwerk aus Italien, Polen, Tschechien und Deutschland erlebt in der ökumenischen Zusammenarbeit sowohl die großen Chancen als auch die Herausforderungen unterschiedlicher kirchlicher Traditionen und historischer Erfahrungen. Wesentlich stärker als bestehende Unterschiede ist das durch den gemeinsamen christlichen Glauben von uns allen geteilte Wertefundament. 

    Aus diesen langjährigen Erfahrungen heraus erleben wir immer wieder, wie Vielfalt auch Gemeinschaft und Einheit fördern kann. Wir sind davon überzeugt, dass der Ansatz der "versöhnten Verschiedenheit", der verschiedene christliche Konfessionen zueinander geführt hat, die Basis einer gemeinsamen europäische Vision sein kann. Der Ansatz bedeutet: Auf der Grundlage unserer Gemeinsamkeit können wir Verschiedenheit gut leben. Die Ziele der EU-Wertegemeinschaft wie Einhaltung der Menschenrechte und Gewährleistung der Rechtsstaatlichkeit bilden die fundamentale Gemeinsamkeit aller EU-Mitgliedsstaaten. Die sprachliche, regionale, kulturelle und religiöse Vielfalt in der EU ist Quelle und Ansporn gegenseitiger Ergänzung und Fortentwicklung.  

    In Verantwortung für eine friedliche Zukunft unserer Kinder und Enkel setzen wir uns für den Erhalt und die positive Weiterentwicklung der EU ein. Wir wollen durch unsere ökumenische Partnerschaftsarbeit dazu beitragen, verlorengegangenes Vertrauen in der EU wiederherzustellen. Als in der Gesellschaft mitgestaltende Kräfte setzen wir uns als evangelische Partnerkirchen in Europa für Freiheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde ein und engagieren uns auch weiterhin in der Friedens- und Versöhnungsarbeit, damit es keinen gewaltsamen Konflikt in Europa mehr gibt. 

    Ihre Stimme zählt!

    Eine hohe Wahlbeteiligung stärkt die demokratische Legitimierung und Funktionsfähigkeit des EU-Parlamentes. Deshalb: Gehen Sie wählen! Tragen Sie zu einem solidarischen und friedvollen Kontinent bei. Ihre Stimme zählt!

     

    unterzeichnet von: 

    Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Dr. Dr. h. c. Volker Jung

    Moderator der Methodisten- und Waldenserkirchen in Italien, Eugenio Bernardini

    Synodalsenior der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder in Tschechien, Daniel Ženatý

    Bischof der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Polen, Jerzy Samiec

    Bischof der Evangelisch-Reformierten Kirche in Polen, Marek Izdebski

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