Fleisch genießen
Mit einem Achtel Rind ins Pfarrhaus
Bildquelle: © 2018 iStockphoto, vicuschkaAuf ein saftiges Stück Fleisch verzichten? Nicht jedermanns Sache. Aber es gibt Möglichkeiten, Fleisch auf nachhaltige Weise zu genießen.06.02.2018 rh Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Der Anfang des Jahres veröffentlichte „Fleischatlas 2018“ macht die ökologischen und sozialen Auswirkungen der industriellen Fleischproduktion öffentlich: Noch litten viele Nutztiere unter einigen Haltungsbedingungen, beispielsweise seien zum Teil bis zu 80 Prozent der Mastschweine verletzt oder an den Atemwegen erkrankt. Zudem seien viele Böden durch Stickstoff belastet. Außerdem gebe es Bakterien, die durch die Tierhaltung gegen Antibiotika resistent würden und dadurch die menschliche Gesundheit gefährdeten.
Fleischkonsum und Klimawandel
Die Publikation, hinter der die Heinrich-Böll-Stiftung, der BUND und Le Monde Diplomatique stecken, erinnert zudem daran, dass sich der Fleischkonsum der wachsenden Weltbevölkerung negativ auf den Klimawandel auswirkt. Denn Rinder setzen Methan frei und erhöhen damit den Treibhauseffekt, zudem werden aufgrund der Futtermittelproduktion riesige Landflächen zusätzlich in die Intensivbewirtschaftung genommen. Die Auswirkungen sind deutlich: Laut Fleischatlas geben die fünf weltgrößten Fleisch- und Milchkonzerne mehr klimaschädliche Gase ab als ein bekannter Ölkonzern. Was kann der Verbraucher tun? Auf Fleisch völlig verzichten?
Glaube, Genuss, Verantwortung
„Ich esse schon gern Fleisch.“ Das hat EKHN-Pfarrer Dr. Peter Kristen aus Hainchen in seiner Rundfunk-Andacht für hr1 am 5. Februar gestanden. Aber wenn er schon Tiere esse, wolle er sie als seine Mitgeschöpfe achten. Denn: „Menschen haben die Verantwortung dafür, die Erde zu bebauen und zu bewahren.“ Mit diesen Worten bezieht er sich auf den zweiten Schöpfungsbericht der Bibel, in dem Gott den ersten Menschen im Garten Eden genau diesen Auftrag gibt. Und deshalb hat der Pfarrer über einige Kriterien nachgedacht, die für ihn beim Fleischkauf eine Rolle spielen:
- Von einem Schlachttier soll nicht nur das Filet, sondern möglichst alle Teile verwendet werden.
- Das Fleisch soll nicht um die halbe Welt transportiert worden sein, bevor es auf seinem Teller landet.
- Die Tiere sollen ohne Quälerei gehalten und geschlachtet werden.
- Das Fleisch soll eine gute Qualität ohne Medikamentenrückstände aufweisen.
- Der Bauer, der das Tier aufzieht, muss dafür fair bezahlt werden.
Damit liegen die persönlichen Kriterien des Pfarrers ganz nah an den Empfehlungen der Naturschutzverbände und des Fleischatlasses, die dem Verbraucher grundsätzlich einen geringeren Fleischkonsum ans Herz legen.
Einkaufen auf dem Bauernhof
Und wie funktioniert der nachhaltige Genuss? Pfarrer Kristen hat seinen persönlichen Weg gefunden: „Wir haben bei einem Landwirt im Vogelsberg ein Achtel Rind gekauft.“ Das sind fast 50 kg. Auf dem Hof habe er dann alles eingepackt, was zu einem Achtel Rind gehöre: Hackfleisch, Braten und Rouladen, aber auch Knochen, Leber und ein Stück Tafelspitz. Dazu hat er einige Schüsseln und Behälter selbst mitgebracht. All das habe er mit seiner Familie zu Hause portioniert und eingefroren. Pfarrer Kristen erklärt die Vorteile: „Die Landwirtsfamilie kalkuliert den Preis so, dass sich die Biolandwirtschaft für sie auch lohnt und wir wissen dafür, was ihre Rinder gefressen haben und wie sie gehalten werden.“ Und wenn er an einem Wintertag die klare Rinderbrühe aus Knochen löffelt, denkt er an den Landwirt im Vogelsberg und hat das Gefühl „mit Gottes Schöpfung verantwortlich umzugehen.“
Wortlaut: "Ein Achtel Rind" von Pfarrer Dr. Peter Kristen (PDF)
Diese Seite:Download PDFTeilenDrucken